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Nach den Worten von Connor konnte ich kaum noch atmen. Meine Kehle hatte sich zugeschnürt und das Luftholen fiel mir unfassbar schwer.

Nun wusste ich auch, was er gemeint hatte, als er mir mit seinen Worten bei unserem ersten Aufeinandertreffen dieses warnende Bauchgefühl verpasst hatte. Er wollte mich davor beschützen, von seinem Bruder verletzt zu werden.

Ich konnte es kaum glauben.

Mein Patient hatte eine Freundin.

Der Mann, in den ich mich verliebt hatte, war also vergeben und liebte eine andere. Eine, die ihn sicherlich genauso lieben musste wie ich und die bisher anscheinend keine Ahnung hatte, was aus Will wurde, nachdem er angeschossen worden war. Sie konnte nicht wissen wie es ihm ging oder wo er jetzt war. Das musste furchtbar für sie sein, doch ich konnte in diesem Moment kaum darüber nachdenken was sie alles durchmachen musste, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, mir meinen Schock vor Connor nicht anmerken zu lassen.

Mit allen Mitteln wollte ich verhindern, dass er bemerkte, dass mich diese Nachricht komplett aus der Bahn geworfen und mein Herz regelrecht zerpflückt hatte.

Ich musste mich also zusammenreißen.

Ich räusperte mich, holte tief Luft und hoffte, meine Stimme würde bei den folgenden Worten nur halb so wenig zittern wie ich befürchtete.

„Weiß... weiß Roxanne was... mit Will geschehen ist?"

Connor schüttelte den Kopf.

„Nein. Ich denke nicht - nach allem was du erzählt hast. Wenn er wirklich eine Amnesie hat, hat er Roxanne auch nicht kontaktieren können. Genauso wenig wie mich.
Ich kenne sie nicht persönlich und kann dir auch sonst rein gar nichts über sie sagen."

Ich nickte mit zusammengepressten Lippen und zupfte unter dem Tisch am Saum meines Oberteils. Mein angeschlagenes Herz pochte wie wild.

Egal wie sehr ich versucht hatte meine Gefühle zu verstecken, ich spürte einfach, dass Connor ahnte, was in mir vorging.

Er setzte ein zögerliches, fast schon mitleidig wirkendes Lächeln auf, nachdem er mich einige Sekunden lang angestarrt hatte.

„Lynn, es tut mir sehr leid, dass du dich ausgerechnet in Will verlieben musstest.
Mein Bruder hat dich gar nicht verdient..."

Schwer schluckend schaute ich auf - direkt in Connors Augen. Diese grün-karamellfarbenen Augen...

Ich wendete meine eigenen schnell ab, da sie schon wieder begannen, sich mit Tränenflüssigkeit zu füllen und sah an die Decke, während ich mehrmals blinzelte, um zu verhindern, dass mir das salzige Wasser über die Wangen lief.

Von den Ereignissen der letzten Stunden war ich einfach so fertig, dass ich kaum noch wusste, wie ich mich beherrschen sollte.

Das Gefühl, dass ich auf allen Ebenen versagt hatte, war in diesem Moment einfach riesengroß und übermächtig. Ich stellte alles in Frage.

Durch den Mund atmend versuchte ich mich zu beruhigen, doch das klappte nicht.

Ich hatte meinen Opa angelogen, meine Freundinnen in Gefahr gebracht, das Krankenhaus hintergangen, war in fremde Gebäude eingebrochen und hatte andere Verkehrsteilnehmer gefährdet - und alles nur, weil ich mich in einen Kriminellen verliebt hatte. Einen Kriminellen, den ich bei mir versteckt hatte, den ich pflegte, mit dem ich untergetaucht war und mit dem ich geschlafen hatte, obwohl er vergeben war. Obwohl er zu einer Anderen gehörte.

Mir wurde übel.

Wie hatte ich mich nur auf ihn einlassen können, ohne seine Vergangenheit zu kennen? Wie hatte ich mich nur in jemanden verlieben können, dessen bisheriges Leben ich nicht kannte. Was hatte mich bloß so weit getrieben?

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt