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So schnell es ging rannte ich in das Bad meines Bruders um zu sehen, ob meine Befürchtung eingetroffen und Lynn wirklich gegangen war.

Dort angekommen musste ich feststellen, dass es stimmte und sie ihren schriftlichen Worten hatte Taten folgen lassen.

Lynn war weg.

Sie hatte ihre Tasche genommen und war höchstwahrscheinlich durch das Fenster gesprungen, denn die Fensterbank, auf der sonst einige von Connors Pflegeprodukten aufgereiht waren, war leergeräumt.

Ich stand bloß da und starrte wie gebannt aus dem Fenster, das Cassie wieder geschlossen haben musste, doch draußen es gab keine Spur von Lynn.

Minuten später war ich ins Esszimmer zurückgekehrt und hatte mich wortlos an den Tisch gesetzt.

Die Blicke von Connor und Cassie machten mich fertig.

Die beiden spürten, dass es mir schlecht ging.

Cassie ergriff das Wort.

„Will, du musst uns jetzt wirklich mal ein paar Fragen beantworten.
Ich habe bloß die ersten Zeilen auf dem Zettel gelesen, da mich die Worte von Lynn an dich nichts angehen, doch ich muss einfach erfahren, was im Gefängnis passiert und warum Lynn ohne einen Mucks durch das Fenster abgehauen ist..."

POV Lynn

Es hatte nur noch einen Ausweg für mich gegeben - und das im wahrsten Sinne:
Durch Connors Badezimmerfenster.

Nachdem ich - im Bad heulend wie ein Schlosshund - kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand, hatte ich Kierans Zettel aus meinem Portemonnaie gefischt und meine eigenen Gefühle und Gedanken für ihn daruntergeschrieben.

Ich konnte ihm nicht sagen, dass es keine Zukunft für uns gab, weil er bereits eine Freundin hatte, doch vertraute darauf, dass Connor ihm von Roxanne erzählen würde.

Ich hoffte, dass ich es so schnell wie möglich schaffen würde, von meinem Patienten loszukommen und ich problemlos in meinen Alltag zurückfinden würde.
Und das ging nur, wenn ich den Kontakt zu ihm radikal abbrach - besser früher als später, egal wie schwer es mir auch fiel...



An der Hauptstraße einige Meter hinter Connors Haus hatte ich das nächste Taxi angehalten und dem Fahrer Cassies Adresse genannt.
Dort angekommen setzte ich mich sofort in Sues Auto und machte mich auf den Weg zu mir nach Hause.

Nach einer knappen Stunde Fahrt bog ich erschöpft in die Straße meiner ehemaligen Kollegin ein.

Es war bereits spät und ich hoffte, sie würde noch nicht schlafen oder gerade Schicht haben.

Denn alles was ich in dieser Nacht wollte, war: nicht alleine zu sein.

Erleichtert atmete ich aus, als ich Millies Wagen neben dem von Tante Jane vor Sues Haus sah und erkennen konnte, dass das Licht im Wohnzimmer brannte.

Zum Glück!

Ich stellte das Auto am Straßenrand ab und stieg aus, bevor ich noch eine SMS an Cassie versendete, in der ich mich entschuldigte und ihr sagte, dass ich mich bei ihr melden würde, sobald ich in der Lage dazu sein würde. Dann schickte ich ihr noch die Nummer meines Smartphones, das ich ab sofort wieder nutzen konnte.

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt