Kapitel 38

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Du siehst zauberhaft aus, Darling", begrüßt meine Mutter mich, als ich mit vom Wind leicht zerzausten Haaren ihr Lieblingsrestaurant betrete. „Danke Mutter", bedanke ich mich und drücke ihr zur Begrüßung einen flüchtigen Kuss auf die rosa gepuderte Wange. „Dein Kleid ist entzückend. Ist es von Luisa Cerano?", frage ich, während ich mich auf den mit schwarzen Samt gezogenen Stuhl fallen lasse.

„Ja, aus der neunen Sommer Kollektion. Dein Vater hat es mir geschenkt", sagt sie begeistert zu mir und winkt mit einer fröhlichen Handbewegung nach dem Keller, der sofort einem anderen Keller eine Bestellung in die Hand drückt und auf unseren Tisch zukommt. „Kann ich Ihnen schon etwas bringen?", fragt er ohne uns vorher Honig um den Mund zu schmieren.

Diese Direktheit der Kellner ist meiner Mutter sehr wichtig, denn sie hat keine Lust, unnötige Kommentare zu bekommen, die ihre Zeit verschwenden. „Einen Martini für mich und für meine Tochter...", sagt sie und wendet sich fragend an mich, „Was willst du trinken?" „Wie immer", antworte ich knapp und schaue auf mein Handy, als es leise anfängt zu klingeln. „Und für meine Tochter einen Cuba Libre, aber mit weniger Eis und dafür mehr Gin."

„Kann ich Ihnen gleich schon die Speisekarte bringen oder kann das noch warten?" „Ich bitte darum", sage ich, während ich meinen Anruf wegdrücke. „Wen hast du da gerade weggedrückt?", erkundigt meine Mutter sich neugierig wie immer und mustert ganz genau mein Gesicht. „Noah", antworte ich ihr knapp und lasse mein Handy zurück in meine Handtasche fallen.

„Wieso gehst du nicht ans Telefon, wenn er dich anruft?", hakt sie neugierig nach und schaut mich mit einem durchdringenden Blick an, der mir das Gefühl gibt, für sie lesbar zu sein wie ein offenes Buch und einige Menschen vor Unbehagen zum Zittern bringen lässt.

Kurz überlebe ich, was ich meiner Mutter antworten soll, denn ich habe meinen Eltern nie erzählt, was wirklich zwischen Noah und mir in der Vergangenheit vorgefallen ist. „Er versucht mich schon seit einer Weile zu erreichen, aber ich habe neben der vielen Arbeit keine Zeit mich mit Noah auseinanderzusetzen", während ich spreche, klappe ich die Speisekarte auf, die mir der Kellner wortlos zusammen mit dem Glas Cuba Libre vor mir auf den Tisch ablegt.

„Treff dich doch heute Abend mit ihm zum Dinner. Die Assistentin deines Vaters kann euch einen Termin im Añejo für heute Abend reservieren", schlägt sie mit einem breiten Lächeln auf den rot geschminkten Lippen vor und nippt fröhlich an ihrem Martini, während sie mich auffordernd ansieht. „Ich will nicht mit ihm essen gehen, Mutter. Er hat mich damals sehr verletzt und noch mal werde ich mir das nicht an tun."

„Warum nicht?", fragt sie weiter nach. „Ich meine, du hast nie erzählt, was genau zwischen euch beiden passiert ist", redet sie weiter und winkt parallel einen Kellner an den Tisch, um unsere Bestellung aufzunehmen. „Mutter, ich habe eine Stunde Mittagspause. In dieser Stunde möchte ich in Ruhe mit dir zu Mittag essen und über den neuesten Klatsch in der Familie reden. Und nicht über den Grund, warum ich nicht mehr mit Noah zusammen bin, wenn unsere Beziehung schon über ein Jahr in der Vergangenheit liegt", als ich fertig mit meiner Ansprache bin, nehme ich erstmal einen großen Schluck aus meinem Glas und wende mich mit einem leicht, angespannten Lächeln an den Kellner.

„Bevor ich meiner Pflicht wieder nachkommen muss und mir die Beschwerden der Mitarbeiter anhören muss, möchten meine Mutter und ich gerne bestellen", sage ich und deute meiner Mutter an, zuerst ihr Essen zu bestellen. Nachdem wird endlich das Essen bestellt haben und vor uns dampfende Teller mir Nudeln stehen, rückt meine Mutter mit dem eigentlichen Grund ihres Wunsches nach diesem Treffen heraus.

***
Geschockt von dem Gespräch mit meiner Mutter komme zehn Minuten zu spät in mein Büro an und laufe wortlos an Milli vorbei, die mir noch etwas hinterherruft, was ich gekonnt ignoriere. In meinem Büro angekommen werfe ich meine Tasche achtlos auf das kleine Sofa, welches sich direkt neben einem kleinen Beistelltisch mit verschiedenen Sorten Whisky und Wein steht. Von dem Beistelltisch nehme ich mir ein Glas, welches immer für Fälle wie heute bereitsteht und schenke mir drei Finger breit mit Whisky ein.

In einem Zug stürze ich die Flüssigkeit aus dem Glas herunter und knalle das Glas zurück auf den Beistelltisch. „Trunkenheit auf der Arbeit ist ein Kündigungsgrund, Miss Alcott", befehlt eine männliche Stimme hinter mir. Erschrocken drehe ich mich um und sehe Matthew auf meinem Stuhl sitzend. „Sie rügen mich, aber halten selbst ein Glas mit Whisky in der Hand, Boss", entgegne ich trocken und schenke mir nochmal die gleiche Menge von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit ein.

„Du solltest nicht so viel trinken, meine Liebe", faucht Matthew plötzlich vor mir stehend und nimmt mir das Glas mit meinem lebensrettenden Getränk aus der Hand. „Matthew, ich hatte heute einen schlechten Tag, also geb mir meinen Whisky zurück, damit ich meinen Ärger ertrinken kann!" Fordernd strecke ich meine Hand nach dem Glas aus und signalisiere meinem Geliebten, der gleichzeitig auch mein Chef ist, mit meinem Blick, dass ich dieses Glas jetzt unbedingt benötige. „Wieso bist du so erpicht darauf, dieses zweite Glas Whisky zu trinken?", neugierig schaut er mich an.

Ohne seine Frage zu beantworten, strecke ich meinen Arm nach dem Glas in Matthews Hand aus und kreuze beleidigt meine Arme vor der Brust, als er mir das Glas nicht zurückgeben möchte. „Ich werde jetzt mal anfangen, laut zu denken, Spencer", fängt Matthew an und lässt sich gegenüber von mir auf das andere Sofa fallen. „Du bist für deine Verhältnisse überpünktlich in die Mittagspause gegangen und hast dich sogar bei der Sekretärin, die du nicht leiden kannst, verabschiedet", spricht er weiter und nimmt einen Schluck aus meinem Glas.

Mit schmalen Augen beobachte ich, wie er das Glas an seine Lippen führt und anschließend die Flüssigkeit runterschluckt. „Danach bist du anders als sonst in ein schick, feines Restaurant gegangen und hast mit deiner Mutter schick zu Mittag gegessen", redet er weiter und stellt das Glas wieder zurück auf den kleinen Beistelltisch, der sich zwischen den beiden braunen mit Leder bezogenen Sofas steht.

„Nach dem Essen seid ihr zusammen ins Auto eingestiegen und habt dabei die ganze Zeit getuschelt. Vor dem Gebäude angekommen, bist du völlig fertig aus dem Wagen gestiegen und bist an jedem Angestellten wortlos vorbei gegangen, was du in deiner kurzen Zeit hier noch nie gemacht hast." Während er weiter redet, steht er auf und setzt sich neben mich auf das Sofa.

„Was ist passiert?" „Ich kann nicht mit dir darüber reden, Matthew", antworte ich kraftlos und lege meinen Kopf in meinen Schoß, um still vor mich hin zu weinen, während ich mir die Haare raufe. „Was ist passiert?", wiederholt Matthew seine Frage mit Nachdruck und schaut mich mit seinen braunen Augen durchbohrenden an. „Ich kann nicht Matthew. Es geht einfach nicht", rede ich unter Tränen weiter und lasse mir von Matthew ein Taschentuch reichen.

„Ich möchte dir helfen, Schatz und das kann ich nur, wenn du mit mir redest!", dieses Mal sind Matthews Worte nicht so sanft, sondern bestimmt. „Mir gefällt es, wenn du so bestimmend zu mir bist!", sage ich unter Tränen und lasse meinen Kopf an Matthews Brust fallen. „Alles wird gut. mein Schatz", haucht er an meinem Ohr und nimmt mich in den Arm...
-Überarbeitet

Gestern hatte eine meiner zwei Co-Schreiber Geburtstag und dieses Kapitel möchte ich ihr widmen. Auf ein neues Jahr voller freute und gemeinsamer Erfolge.

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𝐂𝐄𝐎 𝐎𝐅 𝐌𝐘 𝐇𝐄𝐀𝐑𝐓- 𝐁𝐚𝐛𝐲 𝐯𝐨𝐦 𝐁𝐨𝐬𝐬Kde žijí příběhy. Začni objevovat