Kapitel 2 (2/3)

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Was für ein Dilemma. Jetzt saß ich neben meinem neuen Sklaven im Auto und fuhr mit ihm nach Hause, obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich mit ihm anstellen sollte, kamen wir an.

Ich hatte ihn einfach geschnappt und war dann abgehauen, weil ich keine Lust hatte, mir noch mehr von dem Sekretär anhören zu müssen. Es reichte jetzt schon, diesen Jungen an der Backe zu haben.

Ich spähte zu ihm herüber, als wir an einer roten Ampel hielten. Er saß still auf seinem Platz, die Arme um den zitternden Körper geschlungen. War ihm kalt? Das erste Mal bekam ich mit, dass er nichts weiter trug, als ein dünnes Hemdchen und von oben bis unten wie ich durch den Platzregen pitschnass war.

Aber das sollte nicht mein Problem sein. Was interessiert es mich schon, ob er jetzt zitternd dasaß, oder nicht? Er war nur ein Sklave und dann wollte ich ihn ja nicht mal! Terry würde was zu hören bekommen, wenn ich mich erstmal beruhigt hatte.

Die Ampel schaltete auf grün und die Fahrt ging weiter, was mein neuer ungewollter Besitz mit einem kurzen Niesen verkündete. Eilig machte er sich klein und meinte: »V-Verzeiht, mein Herr.«

Mein Herr... Diese Anrede hatte ich schon lange nicht gehört. Und doch hatte ich gehofft, sie nie wieder vernehmen zu müssen. Und jetzt saß ein Sklave neben mir und ich nahm ihn mit nach Hause, dabei sprach alles in mir dagegen.

Das Zittern des schmalen Jungen nahm auch nicht bei der nächsten Ampel ab. Ich tippte genervt an meinem Lenkrad herum. Vielleicht war er nur ein Sklave, aber als Arzt sprach einfach alles in mir dagegen, ihn so einfach sitzen zu lassen. Ich behandelte Leute, die krank waren, wie konnte ich dann dabei zusehen, wie jemand sich erkältete?Also fasste ich es selbst nicht, als ich mich nach hinten drehte und schwerfällig auf der Sitzreihe herumtastete, bis ich fand, was ich suchte und mit einem Seufzen wieder zurück auf meinen Sitz setzen konnte. Untermalt wurde das Ganze von einem Hupen, weil die Ampel schon wieder auf grün wechselte.

Sklave

Mir war so kalt wie lange schon nicht. Es kamen wohl auch noch die Müdigkeit und der Hunger hinzu, weshalb ich mich nicht davon abhalten konnte, erbärmlich zu zittern. Mein neuer Herr bemerkte dies natürlich und schien nicht gerade erfreut darüber, dem angespannten Gesicht zufolge.

Doch dann spürte ich auf einmal etwas auf meinen Schultern. Ich sah überrascht auf und musste feststellen, dass mein Herr mir eine Decke überlegte. Er drehte die Heizung höher und dann fuhr er einfach weiter.

Aber ich musste perplex blinzeln, weil das einfach alles zu viel war. Wollte er nicht, dass ich sein Auto weiter dreckig machte? Aber dafür war es schon zu spät. Wieso also diese Decke?

Ich zog sie enger um mich und vergrub meine Finger im wuschigen Stoff. Sie half nur bedingt, aber irgendwie fühlte sie sich seltsam warm an. Eine Wärme, die nicht aus der Lüftung kam, oder die man an einem Thermometer ablesen konnte.

Ich traute mich vorsichtig zu meinem neuen Herrn aufzusehen. Er wirkte ganz in den Verkehr vertieft, bei dem Treiben, das auf New Yorks Straßen am Abend los war.

Sollte ich ich ihn fragen? Nach seinem Namen, nach dem Ort, zu dem wir fuhren, wo ich ab jetzt leben würde? Ich hatte das dringende Bedürfnis, nicht mehr so ahnungslos zu bleiben, aber ich wollte ihn nicht noch mehr reizen. Also blickte ich schnell wieder nach unten und versuchte mich darauf zu konzentrieren, nicht noch weiter Wärme abzugeben.

»Sag es«, riss mich die Stimme meines Herrn wach und ich blickte erneut hoch. »Du wolltest doch eben etwas sagen, also schau mich nicht so heimlich von der Seite an, sondern frag nach, ob du darfst.«

Ich biss mir ertappt auf die Lippe. War ich so auffällig gewesen? Entweder das, oder dieser Mann achtete auf jede Kleinigkeit. Das würde ich mir hinter die Ohren schreiben.

Die verzwickte Kunst des VertrauensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt