Kapitel 7 (1/3)

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Am Morgen wachte ich mit Killian in meinen Armen auf. Wir hatten wieder zusammen im Bett geschlafen und ich ergab mich der kleinen, warmen Quelle und schmiegte mich enger.

Wieso sehnte sich mein Körper nach seinen Berührungen? Wir hatten schon zweimal was miteinander gehabt und trotzdem fühlte ich mich leer und ausgehungert.

Behutsam legte ich meinen Kopf auf seinem ab und lauschte den ruhigen Atemzügen. Lange schon nicht mehr hatte jemand anderes in diesem Bett geschlafen - erstrecht kein Sklave. Aber jetzt lagen wir hier und kuschelten miteinander.

War es eine ganz natürliche Reaktion nach Nähe, die ich mir verwehrt hatte? War es da klar, dass ich etwas brauchte, um mich von innen heraus aufzuwärmen?

Ich kaute auf meiner Lippe herum und fragte mich, was er jetzt denken würde, könnte er mich so sehen. Würde er entsetzt zurückweichen, mit Tränen in seinen runden, grünen Augen? Würde er angewidert auf mich blicken und mich verfluchen? Wahrscheinlich alles von dem, er würde mich dafür hassen und ich tat es selbst.

Ach Ben... ich vermisste ihn so sehr.

Die kleine Hand auf Killians Seite war weich und so dünn. Ich verschränkte sie mit meiner eigenen und drückte sie fest. Aus einem einfachen Abstecher zum Händler war eine Sklave geworden, der jetzt bei mir lebte und atmete... auch wenn nicht mehr lange.

Seufzend ließ ich ihn los und kramte unter meinem Kopfkissen nach dem Handy. Wie spät war es überhaupt? Draußen schien schon die Sonne.

Ich stutzte. Auf dem Display leuchteten unzählige Nachrichten unter und übereinander gereiht. Zwölf Uhr, ein Uhr, drei Uhr - die ganze Nacht musste mich jemand versucht haben anzurufen und als ich sah wer, da keuchte ich erschrocken auf.

Meine Mom.

Ohne auf die anderen Anrufe zu achten, die wohl nicht von ihr stammen konnten, schlug ich die Decke beiseite und stürmte raus. Bis ich im Flur die Nummer wählte und erst stehenblieb, als ich unten an der Treppe ankam.

Nervös lief ich umher, drehte Kreise und schrie mein Telefon innerlich an, endlich jemanden an die Leitung zu bekommen. Was war passiert, dass sie mich mitten in der Nacht so oft versucht hatte zu erreichen?

Kalter Schweiß bildete sich auf meiner Stirn und mein Kopf dröhnte - nicht nur, weil ich gestern eindeutig zu viel getrunken hatte.

»Ja? Lain hier?«, hörte ich es endlich und konnte nicht bestimmen, wie froh ich war, ihre Stimme zu hören.

»Mom! Ich bin's! Was ist los? Du hast tausendmal bei mir angerufen? Ist was passiert? Hattet ihr einen Unfall? Geht es Dad gut?«, überfiel ich sie mit meinen Fragen, sodass sie für einen Moment überrumpelt inne hielt.

Doch dann sprach sie zum Glück die Worte aus, die mich vor Erleichterung kurz Sternchen sehen ließ. »N-Nein... Schatz, beruhige dich, alles gut. Tut mir leid, du musst dir große Sorgen gemacht haben. Das wollte ich nicht.«

Abermals seufzend suchte ich das Wohnzimmer auf und plumpste müde aufs Sofa. »Du hast ein Gespür dafür, mir Panik zu machen, hab ich dir das schon mal gesagt?« Eigentlich erwartete ich ein Kichern oder ein amüsiertes Glucksen. Stattdessen war sie einfach leise. Und wenn Mütter schwiegen, dann bedeutete das nie etwas gutes.

»Warum bist du nicht an dein Handy gegangen?«

»Ich hatte es aus, weil ich gestern mit den beiden ein bisschen um die Häuser gezogen bin.«, erklärte ich ihr, ohne die prekären Teile aufzählen zu müssen.

Wieder Stille. Ganz lange - fast dachte ich, sie hätte schon aufgelegt. Aber irgendwann fragte sie: »Schatz, du weißt, ich liebe dich. Gibt es irgendwas, das du mir erzählen möchtest?«

Die verzwickte Kunst des VertrauensWhere stories live. Discover now