Kapitel 10 (3/3)

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Das hier war... kein guter Ort, oder?

Gebannt musste ich zusehen, wie der fremde Mann grob und rücksichtslos mit Killian umging. Nur ein Sklave - zumindest sollte Killian das sein, aber mir zerbrach es das Herz.

»E-Entschuldigung!« Weiterhin still zu sitzen war nicht möglich. Wie lüstern er von Mr Peters angeschaut wurde... als wollte er ihn gleich verschlingen. Und warum wusste er anscheinend so viel über Killian?

»Nein, mir tut es leid.« Mr Peters ließ meinen Jungen los und drehte sich zu mir. »Wie Sie sehen, habe ich großes Interesse an diesem Sklaven. Wie viel wollten Sie denn für ihn haben, um gleich zum Geschäftlichen überzugehen?«

»Wie viel ich... was...?« Alles aus dem Konzept brachte diese neue, unerwartete Situation. Was waren meine Vorstellungen gewesen? Dass Killian auf Händen getragen wurde? »Er hat... 3000 Dollar gekostet.«, sagte ich dennoch.

Er konnte nicht bei mir bleiben. Unmöglich.

»Verstehe, das ist eine hohe Summe.« Mr Peters leckte sich über die Lippen. »Meistens bezahle ich nicht mehr als zehn Prozent des ursprünglichen Preises. Heute mache ich allerdings eine Ausnahme. Dieses Exemplar ist in sehr gutem Zustand und ich hege selbst persönliches Interesse. Das Angebot liegt bei 3500 Dollar.«

Meine Schultern fielen ein. So viel Geld würde er mir für Killian geben? Dann hätte ich zum Schluss sogar noch Plus gemacht. Ein äußerst verlockendes, wenn nicht sogar unausschlagbares Angebot.

»Sie scheinen recht zufrieden? Wenn dem so ist, werde ich mich um einen Vertrag bemühen.« Damit erhob sich Mr Peters und bat, hier einen Augenblick zu warten, während er alles in die Gänge leiten würde.

Kaum war er weg, spähten zwei hübsche Augen hinter dem Tisch hervor. »Mein Herr...«, keuchte es wehmütig. Was wollte er hören? Ich konnte seinen Wünschen nicht gerecht werden. Das einzige was übrig blieb, war ihn zu verkaufen und für immer zu vergessen.

Deshalb erhob auch ich mich und verließ den Raum, ohne Killian eines weiteren Blickes zu würdigen. Es würde meine Entscheidung nur erschweren, wenn er bettelte. Dafür suchte ich nach der Toilette, um mich etwas frisch zu machen.

In vielen Sklavenhäusern war ich bisher nicht gewesen, einzig und allein in das von Mr Smith ging ich regelmäßig. Die Stimmung hier war komplett anders und trotzdem seltsam gewohnt. Irgendwie lebhafter. Sklaven liefen hier auf den Fluren und verbeugten sich schnell, wenn sie mich entdeckten. Hier lebte und atmete es.

»Uhah...«, rief es im Rücken. Ich wurde nach vorne gedrückt und musste einen Ausfallschritt machen, um nicht hinzufallen. Überrascht wandte ich mich um. Der Sklave von vorhin kniete am Boden und sammelte die Blätter auf, die er fallengelassen hatte, als er in mich hineingelaufen war. »V-verzeiht... Ich bin so ungeschickt.«

Eilig waren die Sachen aufgeräumt und der Junge wollte verschwinden, doch ich packte seinen Arm und zog ihn zurück. »Warte. Beantworte mir eine Frage.«

»Was... ich...? Ich weißt nichts... Ich kann Euch nicht...«, schluchzte er, als würde er gleich zu weinen beginnen. Die aufgeplatzte Lippe blutete wohl vom Zusammenstoß erneut und seine Arme waren ebenso mit Schrammen übersehen, wie sein blaugeschlagenes Gesicht.

»Ich will nur wissen...«, begann ich, stoppte mitten im Satz. Nachdem ich ihn losließ wartete er nicht, sondern rannte schnell davon. Eine Erinnerung wurde wach. So hatte Killian bei unserem ersten Treffen ebenfalls reagiert. Meine Fragte hatte sich allerdings erübrigt. Den Sklaven ging es hier nicht gut.

Ich blickte auf meine Hand. Vor ein paar Tagen hatte ich Killian selbst noch bestrafen wollen und jetzt bedrückten mich die Verletzungen dieses Jungen. Killian hatte mich verändert.

Die verzwickte Kunst des VertrauensWhere stories live. Discover now