Kapitel 4 (1/3)

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Der Weg zurück verlief eigentlich genauso wie unsere Ankunft in der Praxis meines Herrn. Ich wurde mitgezogen und abgeladen. So spielte sich das Ganze auch ab, als wir wieder an Isaac Lains Haus ankamen.

Stöhnend zog sich mein Herr aus.»Endlich Feierabend. Ich will einfach Ruhe, hörst du?«

Seinem Beispiel folgend, legte ich die Schuhe und meine Jacke an der Garderobe ab. Ms Hutter hatte mir einen Auftrag mitgegeben, über den ich die ganze Zeit in der Praxis nachgedacht hatte.

Einen Namen... Sie war überzeugt davon gewesen, mein Herr würde besser auf mich zu sprechen sein, wenn er mir einen Namen geben würde. Ob ich davon ebenso überzeugt war, konnte ich nicht bestimmt sagen. Aber ich wollte alles versucht haben.

Nur das Problem vor dem ich stand: Wie sollte ich meinen neuen Herrn um einen Namen bitten?

Ich konnte ihn ja nicht einfach danach fragen, als würde ich mich erkundigen, ob er ein Bad nehmen wollte. Zudem... machte es mich ganz nervös, wenn ich daran dachte, dass dieser Plan wirklich aufgehen würde. Was für ein Namen, würde ich dann bekommen, nach achtzehn Jahren, die ich einfach nur Sklave war?

Aber ich zwang mich zur Ruhe. Bisher war noch nichts geschehen und wenn mein Herr aus meinem Sichtfeld verschwand, war die Wahrscheinlichkeit, dass ich heute nochmal die Chance hatte, bei ihm zu sein, schwindend gering.

Deshalb folgte ich ihm einfach, als er in die Küche lief, in der nun auch ich das erste Mal stand. Mir einem wissenden Nicken, versuchte ich alles in wenigen Augenblick aufzunehmen.

„W-« Mein Herr drehte sich energisch um.»Was folgst du mir?«

Ich senkte artig den Blick, schielte aber verstohlen auf.»Ihr habt mir keine Anweisungen gegeben, mein Herr.«

„Dann mach...« Er sah sich um.»Mach doch einfach irgendwas, aber geh mir nicht auf die Nerven.«

„Darf ich Euch einen Kaffe kochen?« Klang doch gut, oder? Danach wäre sicher etwas entspannter.

„Ich trinke keinen Kaffee.«

„Einen Tee?«

„Auch nicht.«

„Darf ich...«

Mein Herr packte mich bei den Schultern, was mich zusammenzucken ließ. Aber er schob mich nur bestimmend nach draußen.»Du darfst dich gerne ins Wohnzimmer setzen und still sein.« Damit zog er die Tür zu und ich stand alleine da.

Resigniert kam ich seiner Forderung nach und begab mich ins Wohnzimmer. Automatisch fanden meine Finger an mein Halsband, aus der Angst, ich hätte es nicht um. Aber das war eine Geschichte, die ich nicht nochmal durchmachen wollte.

Neben dem Kamin am Fernseher lag ein breites Körbchen auf dem Boden, mit Decken und Polster ausgestattet. Ein abgebissener Ball kullerte darin herum, aber von den Besitzern fehlte jede Spur. Denn die saßen ganz selbstverständlich zusammengerollt im Sessel und beobachten den fremden Eindringling. Mich.

Bevor ich aber noch mehr Zeit mit umgucken verschwendete, kam ich lieber dem Befehl meines Herrn nach. Ein angelesenes Buch lag auf dem Couchtisch, mitsamt dem Laptop, der halb zugeklappt noch leuchtete. Weil ich vermutete, dass dies der Platz meines Herrn war, kniete ich mich neben das Sofa und legte meine Hände ruhig auf die Schenkel.

So verweilte ich also alleine mit meinen Gedanken und drei Katzen, die mich missbilligend anstarrten, als wollten sie mich jederzeit anfallen.

Wenn ich wirkliche darauf hinauswollte, das mein Herr mir einen Namen gab, musste ich etwas finden, das er mochte, das er wollte. Sonst schimpfte er mich nur und es kam wieder zu der Situation, dass er mich wegschickte.

Die verzwickte Kunst des VertrauensWhere stories live. Discover now