Kapitel 2 (3/3)

692 46 7
                                    

Doch das einzige was ich vorfand, war ein heller Schatten hinter Milchglas und prasselndes Wasser, das über den unbekleideten Körper lief. Die Sachen hatte er ordentlich auf dem Badewannenrand gelegt und auch sonst glänzte alles unbeschadet.

Ich sah zu der schmalen Silhouette und biss meine Zähne zusammen. Natürlich war alles in Ordnung. Ich reagierte hier gerade völlig über. Wenn ich es nicht besser wüsste, bekam ich richtig Panik. Dabei stand nur ein Junge unter meiner Dusche und befolgte meine Anweisungen. Unter allen Umständen musste ich mich beruhigen, sonst machte ich mich nur selbst verrückt.

Angestrengt strich ich mir über das Gesicht und stieß die angehaltene Luft aus. Ich wollte mich bereits umdrehen und den Jungen in Ruhe lassen, da war es wie ein kleines Zischen, das mich wieder zurückdrängte.

Und als ich diesmal zu den Umrissen schaute, die sich unter dem Wasserstrahl rekelten, begriff ich, dass ich ihn gerade beim Duschen beobachtete.

Aber selbst als es mir bewusst wurde, konnte ich nicht wegsehen. Es sah seltsam schön aus, wie die Hände in seine Haare fanden, die Finger durch die Strähnen fuhren, seinen Hals entlang, die weiche Haut. Es hatte etwas hypnotisierendes.

Aber... Moment! Was dachte ich denn da, verdammt! Falsche Richtung, ganz falsche Richtung. Vorhin - ja - da hatte ich noch zu sowas Lust gehabt. Jetzt war mir echt alles vergangen. Ich wollte einfach nur kurzfristig diesen Störenfried loswerden und würde mich auch nicht ablenken lassen. Erstrecht nicht durch einen schönen Körper.

Dachte ich zumindest. Nahm ich mir vor. Die Realität sah anders aus.

Denn ich lehnte im Türrahmen und starrte vor mich hin. Er streckte die Arme langsam aus, die von dem Wasser benetzt wurden und strich ausgelassen darüber.

Natürlich... ich konnte nichts dafür, dass ich mir vorstellte, wie es sich anfühlen würde, wenn ich mit ihm auf engem Raum unter der dampfenden Hitze stehen würde und die sicherlich verdammt weiche Haut spüren könnte. Nah an mir. Eng an mir.

Toll... Ich seufzte. Jetzt hatte ich es geschafft, mich selbst scharf zu machen.

Ich war so abgelenkt, dass ich gar nicht mitbekam, wie das Wasser ausgestellt wurde. Erst ein unsicheres: »Mein Herr?«, ließ mich erschrocken aufkeuchen.

Ich hätte mich schellen können, nachdem mein Blick automatisch eine Etage tiefer rutschte und die Röte auf das feine Gesicht meines neues Sklaven jagte.

Ich schloss schnell die Augen und nahm die Hände hoch, mit denen ich nicht wusste, was ich jetzt anstellen sollte. In dem Moment kam ich mir wie ein perverser Spanner vor. Was ich im Grunde ja eigentlich gewesen war.

Sklave

Zuerst war ich zwar etwas überrascht, als plötzlich mein Herr im Bad stand und das anscheinend nicht erst seit ein paar Sekunden. Doch er hatte mich ja vorhin nicht aus einem unbestimmten Grund gewollte. Trotzdem lief ich rot an, als er ganz unverhohlen zu meinem Schritt starrte.

Das war kein unbekanntes Gebiet, in dem ich mich gerade bewegte. Zu den Aufgaben eines Sklaven gehörte alles, was sich der Herr wünschte, auch wenn man es selbst nicht wollte. Und gerade beim Händler war es keine Seltenheit gewesen, dass ich ausgewählt wurde, um mit den Kunden zu schlafen.

Demzufolge kannte ich mich also aus. Es würde kein Problem sein, wenn er es wollte. Ich stand ihm bereit und als ich einen eigenen Blick riskierte bemerkte ich, dass es meinen Herr nicht kalt ließ, was er sah.

Allerdings bewegte er sich nicht. Nicht ein Stück, fast so, als fühlte er sich unwohl. Aber stimmte nicht. Vorhin war er so stolz und autoritär gewesen, bestimmt wartete er nur... auf mich? Sollte ich den ersten Schritt machen? Das konnte gut möglich sein, eine andere Erklärung für sein Verhalten kam mir nicht.

Die verzwickte Kunst des VertrauensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt