Kapitel 15 (2/3)

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Stille. Sie sahen mich an und ich wusste, dass ich nicht gerade zur Lockerung der Situation beigetragen hatte. Aber das musste angesprochen werden. Selbst wenn ich hoffte, falsch zu liegen.

Zuerst durchbrach die Stille Terrys nervöses Glucksen. »Das ist nicht dein Ernst?«

»Zuerst wird einem übel, kurz nach der Einnahme der Tropfen. Dann fühlt es sich eher berauschend und lösend an, aber auch äußerst ermüdend. Das ist meistens die Zeit, in der die Täter ihre Opfer zu einem ungeschützten...«

»Warte, warte, warte!«, wurde ich energisch von Terry unterbrochen. Er wedelte kräftig mit den Händen. »Willst du mir gerade allen Ernstes weiß machen, jemand hat mir K.O-Tropfen untergejubelt, um mich abschleppen zu können, oder was? Sowas passiert doch nur in Filmen...«

»Sowas passiert öfter, als man denkt.«, korrigierte ich. »Und zwar nicht nur Frauen. Männer sind genauso betroffen. Es ist eigentlich ein Leichtes, eine kleine Dosis genügt. Schon mehr als einmal waren Patienten bei mir, die von solcher Situation berichteten.«

Killian

»Das glaub ich nicht.«, wehrte sich Terry dagegen und schüttelte den Kopf. Trotz allem sah er nicht sehr gut aus. Mir selbst war auch schon schlecht geworden. Ich saß ganz artig und still neben Isaac und hoffte darauf, bald loszukönnen. Immerhin wusste ich noch allzu genau, was geschehen war, bevor Terry weggekippt war und auch wenn ich mich zutiefst dafür schämte, war ich ganz froh, dass er sich wohl nicht mehr zu erinnern schien.

»Du warst doch bei ihm. Hast du was mitbekommen, Killian?« Ich schreckte auf, als Ray meinen Namen nannte. Mein Pullover war allzu verlockend, um panisch daran zu spielen.

»I-Ich?«, kam es einige Oktaven zu hoch. Irgendwie konnte ich nur an diesen einen Moment denken, obwohl es gerade um so viele ernstzunehmende Themen handelte. Ich war eben nur ein unbeliebter Sklave, der nicht weit genug denken konnte, um das ganze Ausmaß dieser Situation wahrzunehmen.

»Es kam schon s-sowas wie Übelkeit und große Erschöpfung vor...«, gab ich kleinlaut zu. Wahrscheinlich würden sie mich sowieso hassen, weil ich nichts bemerkt hatte. Und wenn das mit dem Kuss rauskam... daran wollte ich gar nicht denken.

»Fuck...« Terry strich sich angestrengt durchs Gesicht und nuschelte in seine Hände: »Ich fass es nicht. Und ich hab noch so einen blöden Scherz drüber gemacht...«

»Wie kommst du überhaupt auf die Vermutung?«, fragte Ray an Isaac gerichtet, der sich räusperte und nochmal richtig hinsetzte.

»Wie gesagt, sind das alles nur Spekulationen meinerseits. Antworten haben wir erst, wenn die Bluttests angekommen sind. Aber ich habe...« Es fiel ihm anscheinend nicht leicht das anzusprechen. Er räusperte sich abermals. »Im Hof bin ich Matthew begegnet, der mal wieder nicht gerade der Goldjunge in Sachen Manieren war. Und er hat auch eine sehr beunruhigende Äußerung getätigt...«

»Das wird ja immer besser...«, hauchte Terry sprachlos. Ganz gegensätzlich lag auf seinen Lippen ein ungläubiges Schmunzeln. »Der stalkt mich, der terrorisiert mich und was hat er sich jetzt ausgedacht? Bei dem stimmt doch was nicht. Der ist doch krank. Einfach krank.«

»Denk dran, dass wir nichts wissen. Ich kann auch völlig falsch liegen.«, erklärte Isaac nochmals, woraufhin Terry die Augenbrauen skeptisch nach oben zog.

»Aha, natürlich. Deswegen ruft er mich tagein, tagaus an, verfolgt mich sogar in die Bar, beobachtete mich und wenn ich plötzlich Tropfen im Glas habe, ist es der Nachbar, von vor zwei Jahren. Aha.«

»Ich sag ja nur.«, meinte Isaac beschwichtigend. »Ich glaube wir wissen alle, wer es war. Aber das braucht natürlich auch Beweise.«

Rays Blick wanderte umher. »Ein Gutes hat das ganze. Zumindest muss die Polizei dir zuhören, wenn die Tests zurück sind.«

Isaac

Ray hatte uns zurückgebracht und endlich waren auch Killian und ich zu Hause angekommen. Ich war froh, als ich endlich die Sachen ausziehen konnte, während Killian aus dem Bad kam und im Türrahmen stehenblieb. Hoffentlich würde Terry schlafen können, bei der Nacht und den Sorgen, die er sich machen musste. Aber heute konnte nichts mehr erreicht werden.

»Ah stimmt. Du wolltest vorhin etwas sagen, oder?«, fragte ich ohne mich Killian zuzuwenden. Die unnütze Kleidung landete im Schrank und ich nahm mir ein paar leichtere Sachen für die Nacht. Als ich aber keine Antwort erhielt, drehte ich mich doch um und musterte den jungen Sklaven vor mir.

Seit einem Monat war viel Zeit vergangen und ich glaubte wirklich, dass er mir langsam zu vertrauen schien. Aber manchmal vergaß ich, dass er ein Sklave war. Und wenn er dann so dastand, nur mit einem Handtuch um die Hüften, den Kopf devot gesenkt, das enge Halsband an der feuchten Haut und der schmale Körper mit deutlichen Spuren seiner Gefangenschaft gestraft - da wurde mir bewusst, dass ich unsere Beziehung weder auf die leichte Schulter nehmen, noch für immer ignorieren konnte.

Im Grunde war ja auch alles ziemlich schnell gekommen. Ich hatte ihn ungewollt mit nach Hause nehmen müssen, dann brachten wir echt mein gesamtes Leben durcheinander und plötzlich waren wir zusammen... Schmerzhaft fest biss ich mir auf die Lippe, bei dem Gedanken, ob alles nicht aus einer flatterhaften Laune heraus entstanden war.

Die verzwickte Kunst des VertrauensNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ