Kapitel 17 (3/3)

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Ich hob vorsichtig den Blick und zog mit einem Finger den Kragen herunter, dass ich meinen nackten Hals betrachten konnte. Dann erinnerte ich mich daran, wer mir das Band abgenommen hatte, wem ich gehörte, wem ich gesagt hatte, ich würde ihn lieben...

Klopfen erklang und ließ mich abermals zusammenzucken. Ich wischte mir über die Augen, in denen sich Tränen gebildet hatten und atmete tief durch.

»Hey... bist du hier drinnen?« Terrys Stimme - und zwar ganz ruhig, fast schon besorgt. »Das ist meine Schuld, oder?«

Also fing er an, es auszusprechen... Hieß das, er wollte wirklich ehrlich sein? Aber wollte ich es denn? Und vor allem...

»Wo ist Isaac?«

»Beim nächsten Patienten.« Ich hörte, wie sich eine Hand an die Tür legte. »Tut mir leid. Soll ich gehen?«

Ja, sollte er das denn? Warum musste man mich heute damit belasten, obwohl es mir sowieso mies ging? Aber es war klar, dass das alles noch ein Nachspiel haben würde

Im Moment wusste ich doch selbst nicht, was Sache war, wie sollte ich also mit jemanden darüber jemanden darüber sprechen?

»Ich hab Isaac gefragt, ob wir ne Runde um den Block spazieren können. Er meinte, wenn wir bis Dienstschluss zurück sind, geht das klar.«, sagte Terry und erhielt von mir erneutes Schweigen.

Da ich mich aber nicht für immer hier drinnen verstecken konnte, schloss ich die Tür auf und bekam ein dankbares Lächeln. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde, wenn ich mich darauf einließ... ich wusste rein gar nichts. Ich war nur ein dummer Sklave, der nicht mal mehr das in jeder Faser seines Körpers war. Im Moment war ich nur ein Spielball, ohne Halsband, ohne Erkenntnisse und ohne Identität.

Ohne weiter zu warten, schnappte sich Terry meine Hand und zog mich raus und durch den Empfang, wo er Ms Hutter nur kurz zurief: »Sind unterwegs. Guten Appetit« und dann mit mir nach draußen stürmte. Ganz knapp schaffte ich es noch meine Jacke zu greifen, die ich sofort anzog, als der eisige Wind über meinen Körper streifte.

»Das ist ja fast wie Winter«, meinte Terry und pustete in die Hände, welche er kurz darauf aneinander rieb.

»Warum...«, wollte ich schon beginnen, als ich die Jacke übergezogen hatte. Aber Terry fiel mir ins Wort.

»Lass uns doch ein Stück laufen. Hast du überhaupt schonmal die Umgebung gesehen? Da hinten gibt es sogar einen kleinen Fluss.«

Er lief einfach vor, weshalb mir nichts anderes übrig blieb, als zu folgen, auch wenn ich einen ängstlichen Blick zurück zur Praxis war. Was würde Isaac sagen, wenn er erfuhr, worum es wirklich ging...?

Ich sah meinen eigenen Atem in der Luft, als wir langsam in Terrys bestimmte Richtung ging. Ich zitterte nicht nur von der Kälte, im Moment war ich so nervös, dass mein Kopf fürchterlich schmerzte.

»Ich hab gestern... was gemacht, oder?«, fragte Terry auf unserem Spaziergang. Die Hände hatte er in die Taschen gesteckt und der Blick war nach unten auf den Reif bedeckten Weg gelegt.

»W-W-Wie m-meint...«, versuchte ich, aber stoppte schon am Anfang. Nicht mal einen ganzen Satz bekam ich hin.

»Hey schon gut.« Terry bemerkte meine Unsicherheit und schenkte mir ein warmes Lächeln. »Ich will dich nicht unter Druck setzen oder irgendwas, ok? Lass uns einfach ganz entspannt labern. Ohne Zwang und ohne Angst.«

Das klang zu gut um wahr zu sein. Egal, was ich sagen würde, egal was ich gerade fühlt... alles war falsch.

Wir liefen um den Block herum und tatsächlich erstreckte sich ein kleiner Fluss mit einer ebenso kleinen Brücke vor uns. Terry lief über die Holzbalken und lehnte sich auf das Geländer, wo er die Enten im Wasser beobachtete. Langsam kam ich nach und fasste an die eiskalten Stäbe, die das Geländer mit der Brücke verbanden.

Die verzwickte Kunst des VertrauensWhere stories live. Discover now