Kapitel 12 (1/3)

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Als ich an diesem Morgen aufwachte, war auf einmal alles anders. Obwohl mein Herr auch in den vergangenen Nächten neben mir gelegen hatte, fühlte es sich dieses eine Mal nicht verboten an. Nur, dass mir mit einem Schlag bewusst wurde, was ich da eigentlich peinliches von mir gegeben hatte. Dass ich ihm verzeihen würde, hatte ich gesagte und dass es mir nichts ausmachen würde...

»Wie unangenehm...", flüsterte ich rot anlaufend, während ich mich unter dem schweren Arm meines Herrn hervor stahl. Im gleichen Atemzug stellte ich mir vor, was Björn Peters für einen verdutzen Ausdruck im Gesicht hatte haben müssen, als er links liegengelassen worden war. »Weniger unangenehm."

Ich verließ das Schlafzimmer und trat pfeifend die Treppe herunter. Mein Plan, Isaac ein schönes Frühstück zu zaubern, fiel mir wieder ein und ich wollte es direkt umsetzen, wo es doch letztes Mal in einer Katastrophe geendet war.

Isaac... er hatte wirklich gesagt, dass ich ihn so nennen sollte. Hatte er sich da nur auf den Sex beschränkt oder so ganz allgemein? Ich schlug mir die Hand vor den Mund, damit ich leise quieken konnte. War ich aufgeregt...! Mein Herz sprang vor Vorfreude. Was hatte ich schon zu verlieren? Jetzt, wo so viele Dinge ausgesprochen waren, konnte alles nur besser werden, nicht? Was hatte er damit gemeint, wenn er sagte, ich solle mehr sein als sein Sklave? Betrachtete er mich jetzt als etwas Wertvolles. In welcher Beziehung standen wir nun?

Ich riss die Schranktüren auf und kramte alles zusammen, was man für ein tolles Frühstück brauchen würde. Hoffentlich machte es ihm nichts aus... Zum Glück war Ms Hutter gestern so lieb gewesen, den Einkauf von Neuem zu beginnen und hatte die ganzen Sachen sogar schon in die Küche geräumt. Prall gefüllt mit leckeren Sachen, knurrte auch mein Bauch wieder.

Bestimmt... würde er mich mitessen lassen. Dann konnte ich doch gleich zwei Portionen machen, nicht?

In die Pfanne fanden flott ein paar Eier mit Mehl, Milch und natürlich ein Esslöffel Zucker. Wenn ich schon entscheiden konnte, was gegessen wurde, dann doch bitte etwas überaus leckeres - Pancakes. Sogar den Ahornsirup fand ich im Schrank daneben.

Um nicht ganz an Karies zu ersticken, kochte ich zwei der Eier auch ab und schnitt ein wenig vom Obst auf, den ich zu einem Salat vermengte und schon auf dem Tisch anrichtete, während die saftigen Pancakes in der Pfanne brutzelten.

Frühstück war immerhin die wichtigste Mahlzeit des Tages. Genau deshalb spielte ich mit der Idee, ein paar Orangen zu einem frischen Saft zu pressen. Allerdings wollte ich mich nicht in den Aufgaben verhaspeln, zudem müsste mein Herr wohl wieder zeitig zur Arbeit.

Und plötzlich - da biss ich mir gerade auf die Lippe, weil ich an unsere Küsse und Worte dachte - wurde die Küchentür aufgezogen und mein Deja Vu nahm erneut lauf. Doch diesmal ganz anders. Mein Herr trat mit einem überraschten Lächeln ein. Freuen konnte ich mich noch nicht, denn er kam langsam auf mich zu und die Angst, ich hatte etwas falsches ohne seine Anweisungen getan, ließ mich die Augen zusammenkneifen.

»Guten Morgen...", kam es verschlafen und ich bekam einen seichten Kuss auf die Stirn, der mich erröten ließ. »Was machst du da feines?«Sein anzüglicher Blick glitt zur Pfanne, dann zog er tief den Duft der leckeren Pancakes ein.

Ich seufzte fast, als er sich von mir abwandte und zum Tisch schlenderte, von dem aus er mich ganz unverhohlen beobachtete. Schnell war ich wieder dem Herd zugewandte und darauf bedacht, nichts auffälliges oder peinliche zu tun.

Das war also der entspannte, wohlwollende Isaac? Kaum zu glauben, dass er mir diese Seite zeigte. Also bedeutet ich ihm doch wirklich etwas, nicht wahr?

Ich mochte sie... ja. Daran könnte ich mich gewöhnen.

»Mein Herr, ich hoffe. Es war mir erlaubt, eigenmächtig zu kochen.", flötete ich lieb und verfrachtete die süße Mahlzeit auf den Tellern, in dem ich sie geschickt aus der Pfanne gleiten ließ.

»Isaac.", verbesserte er mich. In dem Moment, in dem ich alles schnell beiseite räumte, erlaubte ich mir ein siegreiches Grinsen - ich durfte ihn also ab sofort immer so nennen! Doch, als ich mich zu ihm an den Tisch setzte, war mein Lächeln wieder ganz professionell. Naja, wenn man die ehrliche Freude wegließ.

»Ich habe auch für mich... etwas mit zubereitet...", erklärte ich schelmisch. Selten war ich so gut drauf gewesen - wie auf einer Wolke. Nicht einer, nicht zwei... nein, wie über sieben Wolken hinweg!

»Das ist gut. Sehr gut.", wurde ich gelobt, ehe Isaac das Besteck nahm und sich einen Happs abschnitt. Zufrieden seufzend, kaute er den Bissen und ich muss mich zusammenreißen, ihn nicht dabei anzustarren. »Und das ist ebenfalls gut. Als du sagtest, du kannst kochen, wusste ich nicht, dass sich das auch auf fantastischste Pancakes bezieht. Pancakes sind toll. Wer mag bitte keine Pancakes?"

»Das habt Ihr Euch gemerkt?", rutschte es mir heraus. Irgendwie traute ich mich noch nicht selbst mit essen zu beginnen.

Isaac nahm sich gerade den Sirup, da hielt er inne und lächelte. »Ja, klar. Das war das erste, was bei mir ankam. Liebe geht bekanntlich durch den Magen."

Liebe hatte er gesagt... Um nicht weiter darüber nachzudenken, schnitt ich mein Essen an, um ebenfalls meinen Hunger zu stillen. Ohne mich selbst zu loben - lecker war es allemal. Also hatte ich es nicht verlernt. Irgendwie beruhigte mich dieses Wissen. Und der Sirup - eine schöne dicke Schicht darüber - gab dem ganzen noch eine... noch süßere Note.

»Wenn du so viel drüberkippst, kannst du dich gleich in meiner Sprechstunde melden. Dann hast du nämlich Diabetes.", gluckste mein Herr und ich ließ überrascht von meinem Essen ab. Als könnte er meine Gedanken lesen, schluckte er schnell alles herunter und wedelte mit der Hand herum. »Also... damit meine ich nicht, dass du das nicht machen sollst. War nur ein Scherz. Kipp dir ruhig die ganze Flasche drüber."

Von seinen Worten angetrieben, gab ich noch ein Tüpfelchen der lecker, zähen Masse hinterher und aß dann artig weiter. Grinsend und still - genau wie mein Herr. Wir erwünschten uns gegenseitig, wie wir immer wieder einen Blick nach oben riskierten, um dann ertappt zur Seite zu sehen.

»Dienstag mache ich immer Hausbesuche.", begann mein Herr und besah das Ei neben dem Teller wie einen wertvollen Schatz. »Geplant war eigentlich gestern... ja...«Er ließ schluckend aus, was gestern passiert war, stattdessen, setzte er von neuem an. »Ms Hutter, meine Sekretärin, hat heute eigentlich frei. Wenn ich sie fragen würde, ob sie zur Arbeit kommt, damit ich dich da abliefern kann, würde sie das sicher machen. Außer du sagst, dass du... hierbleiben möchtest."

»Vertraut Ihr mir denn?", fragte ich zögerlich, weil die Stimmung nicht platzen sollte. Aber mein Herr schien nicht erzürnt darüber.

»...Ja. Ja, ich will vertrauen. Und naja, es wäre doch seltsam, wenn ich dich nicht mal allein lassen könnte vor Selbstzweifel.", meinte er genauso zögerlich und spähte zu mir auf. Meine Fingerspitzen kribbelten aufgeregt, als wollten sie seine spüren. Zwei Dumme, ein Gedanke, warf er noch ein: »Deine Hand... darf ich sie halten?«Und mit einem Nicken aßen wir weiter - während unsere Fingerspitzen einander kitzelten.

Die verzwickte Kunst des VertrauensWhere stories live. Discover now