Kapitel 12 (2/3)

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Ein eigenartiges Gefühl, meinen Herr winkend im Türrahmen stehen zu sehen. Und als die Tür zu war, herrschte Stille im Haus. Jetzt saß ich hier ganz alleine... fast wie ein Freier, der den Tag über auf seinen Schatz wartete...

Kopfschüttelnd wandte ich mich ab und begann schleunigst die Reste vom Frühstück aufzuräumen. Daran sollte ich nicht mal denken, sonst würde ich mir nur zu große Hoffnungen machen, was aus uns werden könnte. Uns... das Wort zerfloss völlig auf der Zunge. Da waren sie wieder, die bösen Gedanken. Aber ich riss mich zusammen, indem ich mir die Lippe aufkaute und meine Arbeit in den Vordergrund rückte.

Heute war reichlich mehr zu tun, als noch am Freitag?. Das Bad musste mal wieder gesäubert, die Fenster gewischt, die Schränke abgestaubt und die Teppiche gesaugt werden. Ein gutes Gefühl, wieder richtig was zu tun zu haben, eine echte Aufgabe, die ich erledigen musste. Die Aufgaben gingen da so leicht von der Hand, dass ich erst mitbekam, wie spät es war, als die Mittagssonne weit oben am Himmel stand.

Für Anfang Herbst war es ein außergewöhnlich warmer Tag, wahrscheinlich über der zwanziger Markierung. Leider rutschten meine großen Ärmel immer wieder zurück, wenn ich sie hochkrempeln wollte. Wenn ich jetzt länger bei meinem Herrn bleiben würde, lief es wohl oder über darauf hinaus, dass ich eigene Sachen benötigte. Außer... ich trug einfach nichts außer eine Schürze.

Ich klammerte mich an den Staubsauger, der eigentlich in die Abstellkammer verfrachtet wurde. Meinen Gedanken heute war echt nicht mehr zu helfen. Aber ich erwischte mich immer wieder dabei, wie ich hoffte, Isaacs Hausbesuche würden schnell enden, damit er zurück nach Hause kam.

Ob ich schon Abendessen vorbereiten könnte? Zumindest fiel mir keine bessere Beschäftigung ein, als ich alles soweit geputzt hatte. Und gefreut hatte er sich heute Morgen auch darüber.

Doch gerade, als ich in der Küche stand und abwog, in welche Richtung das Essen gehen sollte, klingelte es. Neugierig, wer der Besucher zu dieser Mittagsstunde wäre, trat ich in den Flur und öffnete die Tür. Statt dem Postboten mit einem Paket oder Versicherungsvertreter lächelte mir ein bekanntes Gesicht entgegen. Terry.

»Mahlzeit!«, wünschte er und trat ohne abzuwarten ein. verunsichert schloss ich die Tür hinter ihm und versuchte mir mein Unbehagen nicht ansehen zu lassen. Immerhin stand da ja noch diese Sache vom Diebstahl im Raum...

»Guten Tag, Sir.«, meinte ich verbeugte mich kurz, wie es meinem Stand angemessen war.

»Nenn mich einfach Terry. Terry Davis übrigens. Ich habe mich noch gar nicht richtig vorgestellt, wenn ich so darüber nachdenke...«, plapperte er munter drauf los. Dann drehte er sich einmal im Kreis. »Ist Isaac da?«

»N-Nein, Sir.«, erklärte ich. Müsste er nicht eigentlich wissen, dass sein Freund dienstags Hausbesuche machte? »Mr Lain ist momentan arbeiten.«

»Hm...«, der junge Mann legte sich sich eine Hand ans Kinn und musterte mich eindringlich. »Hoffentlich habe ich dich nicht gestört. Zumindest ist das wohl Beweis genug, dass Isaac gestern nicht nur aus Verzweiflung so geredet hat. Er muss dir ja langsam vertrauen, wenn er dich alleine lässt.«

Durch den intensiven Blick weiter verunsichert, lasse ich den Kopf hängen und verschränke die Arme hinter dem Rücken. Ob er sehr wütend darüber war, dass wir im Supermarkt geschnappt wurden?

»Aber es macht ihm sicherlich nichts aus, wenn ich hier solange warte, meinst du nicht?«, warf er lieblich ein und schritt durch den Flur ins Wohnzimmer. Eilig war ich ihm auf den Fersen und überlegte angestrengt, was ich dazu sagen sollte.

»V-Verzeiht, aber ich...«, stotterten sich lose Worte zusammen. Meine Hände rieben nachdenklich aneinander. Wie drückte ich das jetzt aus, ohne unhöflich zu werden? »Also Mr Lain hatte nicht... Ich habe nicht die Erlaubnis, andere Leute ins Haus zu lassen...«

Die verzwickte Kunst des VertrauensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt