Kapitel 14 (3/3)

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»Schatz!«, trällerte die Frau neben mir und riss mich aus meinen Gedanken. Sie umarmte einen großen, Mann, der aus dem Gebäude trat und ihre Liebkosungen erwiderte. Doch als er hinter ihr hervorschaute, horchte ich verwundert auf.

Ich ließ die Zigarette verwirrt sinken und eine seltsame Gänsehaut überkam mich. »Matthew?«, meinte ich monoton. Den Ex Freund meines Kumpels hatte ich zwar nur ein einziges Mal kennengelernt, aber dieses perverse Grinsen hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt. Und genau das trug der Kerl gerade.

»Oh? Du kennst Dr. Lain?«, säuselte die Frau und küsste den Hals ihres Freundes, während der mich nur anstarrte. »Das war der, von dem ich dir erzählt habe. Der mit meinem Arm.«

»Ja, wir kennen uns.«, sagte Mathew den ersten Satz. Sein provozierendes Grinsen ließ mich die Hände ballen. Was hatte der Typ für ein Problem? »Oder eher einen Freund von ihm. Komischer, kleiner Kerl. Und so naiv.«

Obwohl mir bewusst war, dass Matthew es nur darauf abgesehen hatte, übermannte mich meine Wut. Ich schmiss die Zigarette auf den Boden und überwand den wenigen Abstand, um ihm beim Kragen zu packen. Das erschrockene Keuchen seiner Freundin ignorierend, blickte ich ihm tödlich in die Augen. »Jetzt pass mal auf, du Arschloch. Wer hat denn seinen Freund regelmäßig betrogen, um ihn dann wie der letzte Rest Dreck wegzuwerfen!?«

Matthew riss sich los und strich über den ausgeleierten Kragen, der unter meinem starken Griff gelitten hatte. Eigentlich ganz ruhig, schien er sich nicht darauf einlassen zu wollen, obwohl ich in dem Moment echt Lust gehabt hätte, sein blödes Grinsen aus ihm rauszuprügeln.

»Mausipupsi, was erzählt der Arzt da?« Seine Freundin schmiss sich an ihn heran und und klammerte sich anzüglich an seinen Arm. Ihr zartes Kussmündchen schmollte beleidigt.

»Kein Plan. Der ist wahrscheinlich sturzbesoffen.«

Ein zorniges Knurren krabbelte meine Kehle hinauf. Aber ich konnte nichts tun, als sie an mir vorbei liefen und den Platz verlassen wollten.

»Ich würde zumindest auf meinen Freund aufpassen.«, rief er mir noch hinterher, aber ich tat es als blöde Anmache ab. Dennoch legte sich erneut eine Gänsehaut auf meine Arme und ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Margen aus. Ich wollte einfach nur so schnell wie möglich zurück zu den anderen.

Killian

»Wo ist Isaac?«, fragte Ray, als wir an der Bar mit vier Gläsern für uns, aber mit einer fehlenden Person, ankamen.

»Vielleicht ist er nur mal aufs Klo.«, schlussfolgerte Terry und schmiss sich auf den Hocker, um gleich mal an seinem Getränk zu nippen - oder sich eher das halben Glas in die Kehle zu schütten. »Wer viel trinkt, muss auch viel.«

Ich setzte mich neben Terry. Mit Ray war ich wohl einer der Gruppe, der noch nicht wirklich betrunken war. Mir entging nicht sein aufmerksames Huschen der Augen. Machte er sich wegen diesem Ex-Freund Gedanken?

»Ich geh ihn suchen.«, beschloss Ray.

»Ernsthaft? Der kommt doch gleich wieder.«

»Trotzdem mach ich mir Sorgen.«

»Du machst dir immer Sorgen.«

Das war das ganze Gespräch der beiden, bis Ray und verließ,, um Isaac zu finden, der in der Disco verschollen war. Ich fragte mich, ob Terry wieder nur Stärke vorspielte, oder ob es ihm wirklich nichts ausmachte, dass sein Ex hier herumstreunte.

»Hm... Ich mag Pina Colada.«, stellte er fest und beförderte das leere Glas zurück auf den Tresen. Dann schubste er eines der Getränke zu mir. »Hab einfach bestellt. Hoffentlich magst du's.«

Eigentlich hatte ich heute schon mehr als genug getrunken, aber ich konnte natürlich nicht so respektlos sein und ablehnen. Also hob ich es unter Terrys wachsamen Blick an. Eine halbe Mandarine am Rand, ein kleines Schirmchen auf der Ananas, sah es echt lecker aus. Doch gerade als ich daran nippen wollte, verzog Terry das Gesicht, hielt sich die Hand vor den Mund und würgte. Erschrocken wollte ich aufspringen, aber mir wurde angedeutet, sitzenzubleiben.

»Hab's wohl echt mal wieder übertrieben.«, meinte Terry hinter vorgehaltener Hand. Etwas besorgt setzte ich mich zurück, doch das schiefe Grinsen erleichterte mich etwas. »Mir ist echt schlecht und alles dreht sich.«, lachte er ausgelassen, wischte sich über die Mundwinkel, als würde er sich fast darüber freuen, dass er so viel gebechert hatte.

»Sag mal, wie ist es so, ein Sklave zu sein?«, fing er an und lehnte sich herüber. Mit einem Arm auf dem Tresen stützte er seinen Kopf, der plötzlich nur noch eine Hand breit von meinem eigenen Gesicht entfernt war. Irgendwie wurde ich rot. »Ich mein das nicht böse oder so. Ist nur eine Frage. Du musst es nicht leicht haben... Isaac hat dich ja auch schon mal geschlagen...«

Meine Finger spielten nervös an dem süßen Schirmchen im Cocktail. Obwohl niemand uns in der Menge sehen konnte, fühlte ich mich so beobachtet und irgendwie nackt...

Terry rieb sich über die Lider und gähnte herzhaft. Seine frechen Augen glitzerten noch mehr als sonst schon. Ich kannte nicht viel von ihm und trotzdem schienen wir einiges gemeinsam zu haben. Gerne würde ich mehr erfahren...

Mein Gegenüber steckte die Hand aus. Als sie mich im Gesicht berührte und über das Ohr und dann meine Wange streichelte, hielt ich ganz versteinert inne. Ganz anders als Isaacs Finger - eher klein und schmal.

Ein Ruck beförderte Terry weiter zu mir hoch. Jetzt kam er so nahe, dass nicht mal mehr ein Zeigefinger zwischen uns passte. Der Herzschlag beschleunigte sich, obwohl mein leergefegter Kopf gerade völlig an der Situation überforderte.

Auf einmal legten sich Terrys Lippen auf meine. Zwar riss ich die Augen auf, aber ich schaffte es nicht mich zu rühren, als er mich zu küssen begann...

Die verzwickte Kunst des VertrauensWhere stories live. Discover now