Kapitel 13 (3/3)

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»Willst du auch nen Kaffee? Ganz frisch gekocht.« Terry sprang auf und deutete zur Küche, die glänzte und glitzerte, als wäre sie poliert worden.

»N-Nein, vielen Dank, Sir.«

»Was anderes?«

»Danke.«

Eine Mischung aus Enttäuschung und Neugier schlich in die braunen Augen. Er schnappte die Fernbedienung vom Tisch und schmiss sich dann wieder zurück aufs Sofa. Mit einem winzigen Klick herrschte ein wenig Unterhaltung in der Wohnung. Ray seinerseits begab sich nochmal in die Küche, um anscheinend irgendwas bei den Brötchen herumzuhantieren.

»Das ist eine sehr schöne Wohnung.«, traute ich mich anzumerken. Hoffentlich merkte man nicht, dass ich ein wenig um die Blume reden wollte, um weiter nachzuforschen. »Und sauber noch dazu. Ihr müsst sehr viel achtgeben.«

»Ist das so?«, kam es gelangweilt von Terry, während seine Augen sich an die Seifenoper im breiten, schmalen Fernseher hefteten. Ein Grinsen erschien, als er weitersprach. »Wenn du wissen willst, wie ich mir das leisen kann, so arbeitslos wie ich bin, dann frag einfach.«

Ich zuckte ertappt zusammen und senkte beschämt den Blick. Voll ins Schwarze getroffen. Man durfte sich echt nicht von der verpeilten Art ablenken lassen - dieser Mann war alles andere als unaufmerksam!

»Ahm...«, stotterte ich herum, um doch nicht mit der Tür ins Haus zu fallen. »Ich wäre schon ganz neugierig.«

Terry drehte sich herum und stützte den Ellenbogen auf die Lehne, dass er mich direkt ansehen konnte. Seine Haare lagen ganz frei, aber nicht durcheinander und die sommersprossige Haut leuchtete fast im Sonnenschein. Aus einem mir unbekannten Grund fragte ich mich, wie es sich anfühlen würde, wenn ich seine Wange streichelte und ob die feinen Haare genauso seidig durch die Finger flossen, wie sie schienen.

»Hat Isaac schon was erzählt?« Zwar hatte es den Anschein, es würde Terry nichts ausmachen, darüber zu sprechen, aber mir entging das traurige Schimmern nicht, das ich schon bei unserem ersten richtigem Treffen mitbekommen hatte. »Um es kurz und schmerzlos zu machen: Meine Mom hat echt viel Knete und ich bin ein Muttersöhnchen, das nichts auf die Reihe bekommt. Sie will, dass ich unbedingt zurückkomme und ich spiele nimmer endende Pubertät. Tja, das wars.«

Ich morkelte an meinen Fingernägeln herum und versuchte etwas Gutes zurechtzulegen, was ich sagen könnte. Aber da unterbrach mich auch schon das Klingeln eines Telefons. Genervt knurrend sprang Terry auf und kratzte förmlich mit den Fingern in der Luft. Er stampfte zum Telefon hinter dem Sofa, warf nur einen flüchtigen Blick darauf und zog dann wuchtig den Stecker heraus.

»Ich krieg die Krise!«, brüllte er zornig und verbarrikadierte den Apparat im Schubfach, das er hart zuknallte.

»Mathew wieder?« Ray wandte sich dem Geschehen zu, nahm aber ruhig einen Schluck des Kaffees.

»Ich sag dir, ruft der mich noch einmal an, dann raste ich aus!«, keifte Terry und kam zu mir zurück, um sich auf die Lehne zu setzen und die Arme zu verschränken.

»Hast du ihn denn jetzt angezeigt?«

»Weißt du, was die Polizei sagt?«, entgegnete Terry und fuhr mit ironisch hoher Stimme fort. »Tut uns schrecklich leid, aber es gibt nicht genügend Beweise!«

Ich hatte keinen Schimmer, wer dieser Matthew war und was er von Terry wollte. Aber anscheint rief er nicht zum erstem Mal an und wollte nur eine Versicherung verkaufen. Vielleicht hätte ich mich lieber zurückhalten sollen, um kein weiteres Salz in die Wunde zu streuen, aber ich fragte: »Wer ist denn... dieser Mann?«

Wenn Terry sich zu mir drehte, zog er eine Schmollippe und wirkte wir ein kleines, bockiges Kind. »Mein Ex-Freund. Obwohl er Schluss gemacht hat, ruft er tagein, tagaus an! Schon viele Eispackungen mussten darunter leiden, wenn abends eine Tragic-Komödie kam....«

Das Puzzle setzte sich zusammen. Bestimmt machte er kein Auge mehr zu. Man musste sich richtig beobachtet fühlen, wenn der Ex sowas veranstaltete.

Obwohl sich Terrys Haltung kaum veränderte, schlich sich wieder dieses wohlbekannte Grinsen auf sein Gesicht. Und dann machte mein komisches Herz einen Satz, als er sagte: »Der begreift nicht, dass er Geschichte ist. Es gibt nur wenige liebe Leute mehr, die nicht nur an sich selbst denken.« Er zwinkerte mir zu. »Und einen davon mag ich.«

Die verzwickte Kunst des VertrauensWhere stories live. Discover now