Kapitel 27

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Nachdem wir beim Juwelier waren und Azad mir Fußkettchen gekauft hat, ich endlich im H&M einen schlichten, schwarzen Badeanzug gefunden habe und sowohl meiner Mutter und Dijan geantwortet habe, ziehe ich mir seine Badeshorts über und mache mich auf den Weg ins Wasser. Meine Fußkettchen gefallen mir. Sie sind filigran. Eins besitzt schöne kleine Schmetterlingsanhänger, das andere ist komplett schlicht und Gold und ich konnte an dem anderen sogar noch einen Anhänger befestigen. Ein A. Ich habe darum gebeten, es direkt zu befestigen, damit Azad glücklich wird. Das freut ihn doch, oder? Er wirkte zumindest zufrieden und hat mir ein Kompliment gemacht. Meine Haare binde ich mir zu einem hohen Dutt, damit sie nicht mit dem Wasser in Berührung kommen. Noch sind sie geglättet und nicht fettig und das will ich komplett ausnutzen. Azad ist schon seit mehr als zwei Stunden sicherlich unten im Keller am Trainieren. Manchmal habe ich wieder Lust aufs Krafttraining, aber dann bin ich doch zu faul. Aber ich mag das Gefühl, wenn ich auf der Beinpresse über 120 Kilo drücken kann. Vielleicht geselle ich mich irgendwann ja wieder zu ihm. Sport schadet ja immerhin nie. Aber gerade ist das kühle Wasser doch angenehmer für mich. Das habe ich mir verdient. In Gedanken stelle ich mir vor, wie er beim Trainieren aussieht und wie er doch das eine oder andere Mal überrascht zu mir schaut, wenn ich doch mehr Gewichte stemme, als er angenommen hat. Der Gedanke ist so lustig, dass ich es am liebsten in die Tat umsetzen will.

"Woran denkst du, Schneeflocke? Ich hoffe, dich bringt kein anderer Mann in Gedanken zum Lächeln." Wenn man vom Teufel spricht. Ich schaue zu ihm auf. Seine Brust glänzt vom Schweiß und seine Schultern wirken viel breiter. Er scheint gerade erst fertig geworden zu sein, so atemlos wie er noch klingt. Er sieht hübsch aus. "Sollte es so sein, stelle ich mir vor, wie du ihn in meinen Gedanken erschießt." Er lächelt. "Das ist sehr freundlich. Danke." Azad läuft zu den Treppen, um ebenfalls ins Wasser zu steigen. Das Wasser schwappt an ihm vorbei, nässt immer mehr und mehr seines Oberkörpers, den er seufzend zur Kühlung begießt. Sieht schon gut aus, das muss ich sagen. Aber ich will nicht zu lange schauen, also stelle ich mein Kinn auf meine Unterarme ab und betrachte lieber die gläserne Wand. "Darf ich mich zu dir gesellen?" "Kommt drauf an", murmele ich. Seine Stimme wirkt viel tiefer und vibriert in meinen Ohren. "Worauf, Schneeflocke?" Keine Ahnung. Ich habe nicht weiter nachgedacht. "Was hast du gerade trainiert?" "Schultern und Rücken. Willst du auch mal?" "Mal schauen", murmele ich. Gerade bin ich zu müde durch die Wärme, das Essen und Schlendern durch die riesige Mall. Azad nimmt die gleiche Pose ein wie ich. Er wirkt schon süß, wenn er seine Wange auf seinen Unterarmen ablegt und mir in die Augen sieht. Nur macht es mich ein wenig verlegen und ich will ihn deshalb am liebsten unter Wasser drücken.

"Was ist?" "Nichts. Darf ich meine Frau nicht einfach so betrachten?" "Nein." Sein Mundwinkel zuckt belustigt. "Wie viel muss ich bezahlen?" "Einen Finger." Jetzt schmunzele ich mit ihm. "Darf ich aussuchen, welcher Finger?" "Nein." "Du wärst eine gnadenlose Geschäftsführerin. So vergraulst du noch irgendwann deine Kunden." "Tue ich nicht." "Mir gefällt es, wie selbstsicher du bist. Das heißt, dass du weißt, wie du zu handeln hast, um deine Kunden doch zu behalten. Immerhin ist dein bester Kunde noch hier." Dieser alte Schleimer. Ich verdrehe belustigt meine Augen, drehe dem Beckenrand den Rücken zu und stütze meine Ellbogen auf ihm ab. Die Sonne jetzt zu spüren, fühlt sich durch das kühle Wasser gar nicht so schlimm an. Nur muss ich meine Augen aufgrund der Helligkeit schließen. "Wie hältst du die Sonne hier eigentlich aus?", murmele ich. "Das Auto ist abgedunkelt und hier bin ich auch gerade im Schatten, solange ich nicht direkt in die Sonne schaue. Das Wasser hilft mir und auch du." Ich verstehe nicht, was er meint, als ich dann plötzlich seine Finger auf meinem Schlüsselbein spüre. Meine Lider öffnen sich sofort. Ich habe nicht bemerkt, wie nah er mir schon gekommen ist und schrecke verdutzt zurück, als ich zu ihm aufschaue. "Stört dich das?", raunt er. Mir kommt kein Wort über die Lippen. Es kribbelt ein wenig, aber ... keine Ahnung. Ich fühle mich ganz anders. Er tut nichts, als sachte über meinen Halsbereich und meine Schlüsselbeine zu fahren und es fühlt sich so gefährlich gut an.

Durch den Weg deines HerzesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt