Kapitel 31

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Wir waren fast drei Wochen in Dubai. Wir hätten auch früher zurückkommen können, aber Azad wollte noch bleiben. Irgendwo im Inneren war ich auch froh über diese Entscheidung, denn es tat wirklich gut, endlich mal eine andere Luft atmen zu dürfen. Dubai ist nach wie vor nichts Besonderes für mich, aber die Erinnerungen, die ich dort machen durfte, haben schöne Assoziationen entstehen lassen. Wir waren sowohl in der Wüste als auch in einer Schießhalle am Schießen, haben die wunderschönen Moscheen in Dubai und Abu Dhabi besucht, waren Jetski fahren und jeden Abend am Meer, um meine Haut mit dem Salzwasser zu therapieren. Das war eine gute Gewöhnung an seine Berührungen. Wir sind uns nicht weiter nahegekommen. Nach den Küssen in der Küche habe ich aber gespürt, dass Azad intimer werden wollte, was auch verständlich ist. Er mag mich. Er fühlt sich zu mir hingezogen und er zeigt es auch offenkundig und ich bewundere ihn wirklich dafür. Ich mag es, dass er ehrlich und aufmerksam ist, auch wenn ich ihn als Schleimer betitele. Ich brauche das. Es gibt mir ein kleines Gefühl von Macht. Heute veranstaltet meine Mutter ein Willkommensessen. Sie hat mich schrecklich vermisst und mich deshalb angemeckert, was ich belustigt hingenommen habe. Dijan wird auch dabei sein und auch seine Familie, die auch noch einmal ein Essen für uns kochen möchte. Von meiner Schwägerin, die noch ein Essen zur Feier für unsere Hochzeit veranstalten möchte und all den anderen Verwandten, will ich gar nicht anfangen. Wir werden diesen Monat auf jeden Fall viele Ressourcen sparen.

Azad hilft mir aus dem Jet. Das Wetter hier habe ich mir schon denken können. Wolkige 23 Grad, aber dennoch eine Erfrischung zu der Hitze in Dubai. Bald findet auch die Gala statt, von der Azad gesprochen hat. Wir haben noch kein Kleid, aber ich bin mir sicher, wenn ich einmal nach Duisburg-Marxloh fahre, finde ich etwas. Als ich den Maserati erblicke, wäre mir fast aus Spaß ausgerutscht, dass ich ihn vermisst hätte. Das schöne Auto habe ich lang nicht mehr gesehen und jetzt in ihm sitzen zu dürfen, erweckt eine kleine Nostalgie. Ich erinnere mich daran, wie ich vor Azad weggerannt bin und muss wieder schmunzeln. "Was amüsiert dich so, Schneeflocke?" "Du." Ich schaue zu ihm, schmunzele immer noch dabei. "Ich?" Seine Augenbraue hebt sich. "Ja. Ich habe wieder an das eine Mal gedacht, wo du deinen Mantel ausziehen wolltest und ich das genutzt habe, um wegzurennen." "Wusstest du, dass du watschelst?" Was für ein Themawechsel! Ich pruste los. "Kann schon sein. Mein Skelett ist nicht das Geradeste." "Das steht auch in deiner Orthopädie-Akte. Dein linkes Bein ist ein wenig kürzer-," "Warum weißt du das so genau?", unterbreche ich ihn streng. "Sollte ich nicht alles über meine Frau wissen?" Er fährt vom Platz, ohne den Blick von mir zu nehmen. Weil er aber lieber dafür sorgen soll, dass er niemanden umfährt, drehe ich sein rasiertes Gesicht auf die Straße. "Du hast meine Akte auswendiggelernt." "Leider noch nicht ganz, verzeih mir." "Nein", erwidere ich trocken. Was stimmt nicht mit mir, dass mich der Fakt schmunzeln lässt? Er hat Zugang zu meinen Patientenakten und mir macht es nichts!

"Würde es dir wirklich nichts ausmachen, wenn das Kleid für die Gala hellblau ist?" "Ist mir egal." "Perfekt. Dann habe ich schon ein Kleid für dich gefunden. Du wirst atemberaubend darin aussehen." "Muss es erst sehen." "Ich bin mir sicher, dass es dir gefallen wird." "Verunsichere ich dich also nicht mehr?", frage ich mit angezogener Augenbraue, als ich zu ihm schaue. "Das tust du jeden Tag, sobald du mich vor 05:00 Uhr aus dem Bett für das Morgengebet zerrst, Schneeflocke. Die Wirkung wird mich selbst im Grab nicht loslassen." "Hoffe ich auch für dich", murmele ich und schaue wieder auf die Straße. Er lacht leise auf. "Gefällt dir das Dominieren?" "Ja." "Gefällt mir." "Sei still." "Was immer du wünschst, Schneeflocke. Mir gefallen deine Befehle." "Sicher, dass du nicht degradiert werden willst im Bett?" Fuck. Wieso konnte ich mir den Ort nicht verkneifen? Dass es im Bett stattfindet, musste echt nicht sein. "Ich bin sehr angetan davon, dass du an Tätigkeiten in unserem Ehebett denkst. Dann bin ich nicht der Einzige, aber nein. Degradierungen gefallen mir persönlich nicht. Mir gefällt es aber, wenn meiner Frau ihre Dominanz zeigt. Du könntest mich anschreien und es würde mich anturnen." Ach du Scheiße. Dieser blauäugige Psycho! "Werden wir ja sehen", murmele ich. "Du möchtest also bald intim werden? Endlich-," "Nein!", knurre ich. Wir werden gar nichts machen!

Durch den Weg deines HerzesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt