Kapitel 32

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Ich bin nun auch offiziell gesetzlich verheiratet. Azad und ich sind offiziell Mann und Frau. Ich heißte nicht mehr Avin Benas, sondern Avin Dastan. Es ist aber anstrengend, alles neu zu beantragen, hier anzurufen, da anzurufen und, und, und. Die letzten Tage wurde nicht im Haus gekocht, weil uns jeder eingeladen hat - und wir sind immer noch nicht durch. Heute aber werden wir außer Haus speisen. Heute findet die Gala stand. Ein wenig aufgeregt bin ich schon irgendwo irgendwie, weil es eine komplett neue Erfahrung ist. Ich weiß nicht, wie es ablaufen wird. Ist das Essen lecker? Ist das Essen helal? Gibt es vegetarische Speisen? Und wann kommt mein Kleid? Ich warte schon ungeduldig im Handtuch mit geglätteten Haaren auf dem Ehebett. Azad sollte jeden Moment nach Hause kommen. Wo steckt der Typ? Meine Cremes sind schon alle eingezogen und ich bin sogar schon fertig mit meiner Schminke. Eyeliner, Mascara, Concealer und wieder dieser schimmernde Lidschatten der Quad Goals Multi-Palette. Ich trage mir noch nachträglich das Shimmer Oil von Rituals auf, verblende ein wenig Highlighter an meinen Schultern und Schlüsselbeinen, als ich ihn dann endlich nach mir rufen höre. "Bin oben", erwidere ich laut genug. Ich bin gespannt, wie das Kleid aussieht. Im Spiegel erblicke ich schon Azads große Statur die letzten Stufen aufsteigen. Er hat wieder einen Blumenstrauß dabei, wie gefühlt alle zwei Tage. Langsam gehen uns schon die Vasen aus.

"Hallo, Schneeflocke. Du siehst gut aus." Seine Augen wandern einmal zu meinen glänzenden Schlüsselbeinen und wieder zurück, als er mir den Strauß lila Tulpen überreicht. "Danke." Ich mag lila Tulpen. Sie sind wirklich schön. "Du kannst direkt das Kleid anziehen. Ich hoffe, es sitzt richtig." Hoffe ich auch. Ein schrecklich sitzendes Kleid ist eine Katastrophe. Azad legt das schwarze, große Paket auf unserem Ehebett ab und öffnet es für mich. Was ich sehe, ist ein hellblauer Satinstoff. Das gefällt mir schon mal sehr. Die Tulpen übergebe ich wieder ihn und hebe das Kleid hervor. Es hat kristalline Träger. Die weißen Kristalle schimmern und glitzern jetzt schon, obwohl die Leuchten aus sind. "Zieh es an. Du brauchst keinen BH dafür." Bei dem Korsettoberteil wäre es auch unnötig. Ich nicke wortlos raus, damit ich in das schicke Kleid schlüpfen kann. Ich hoffe, es drückt meine Brüste nicht hoch. Bei manchen Kleidern frage ich mich echt, was sich die Designer dabei denken, so wenig Platz an der Brust zu schaffen. Vor allem im Sommer möchte man Busenfreiheit und keine zusammengeklebten und schwitzigen Brüste. Das Korsett schmiegt sich schön an meine Rippen. Der Reißverschluss lässt sich geschmeidig schließen, sodass ich deshalb nicht ins Schwitzen komme und erst jetzt fällt mir der Schlitz am Bein auf. Es ist ein traumhaft schönes Kleid, das ab der Taille in die Breite geht. So fällt der Schlitzt auch kaum auf. "Kannst rein." Ich drehe dem Spiegel meinen Rücken zu, betrachte das bisschen Haut, das durch die gute Enge des Korsetts hochgedrückt wird.

"Dir steht die Farbe, Schneeflocke. Du siehst umwerfend aus." Ich kann gar nicht anders, als bei dem Kompliment zu lächeln. Es sieht wirklich schön aus. Ich gefalle mir sehr in diesem Kleid. Azad betrachtet mich zufrieden, während er sich an die Kommode lehnt. Es gefällt mir, wenn er seine Hände in seine vorderen Hosentaschen steckt. "Und was ziehst du an?" "Einen dunkelblauen Dreiteiler." Aha. Interessant. Hört sich nicht sonderlich spektakulär an und das sieht er mir auch an, für den kleinen Moment, in dem er mir in die Augen schaut, bevor seine wieder meinen Körper mustern. "Du gefällst mir sehr in dieser Farbe, Schneeflocke." "Geh dich umziehen." "Hilfst du mir?" "Alter Mann." Er schmunzelt nur. "Eben deshalb benötige ich Hilfe. Würdest du mir bitte die Krawatte lockern und das Hemd aufknöpfen?" Ich verdrehe meine Augen, als er schmunzelt, muss aber mit schmunzeln, warum auch immer, als ich mich vor ihn hinstelle. Er hat wieder sein Parfüm drauf, aber irgendwie rieche ich auch mein Bodyspray - und das ist nicht die Duftkerze, die wir abends immer anzünden und auch nicht der Raumduft. "Ich trage eine Reisegröße immer bei mir und wenn ich einen Moment zur Ruhe komme auf der Arbeit, rieche ich gern daran. Meine Anti-Stress-Therapie", raunt er am Ende charmant, weshalb ich warnend seine Krawatte enger ziehe. Genug geschleimt, so sehr es mir auch gefällt.

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