F I V E

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Eingekuschelt in die weichen Kissen und Decken seiner Couch, sah ich Lewis dabei zu, wie er dabei war einen Film auszusuchen. Da ich ihm mein vollstes Vertrauen schenkte, durfte er sich etwas aussuchen, was wir schauen und am Ende entschied er sich für den ersten teil von Spiderman. Obwohl ich, und ich war mir sicher Lewis hatte es auch, den Film mit Tom Holland bereits mehrere Male gesehen habe, freute ich mich ihn nochmal zu schauen. Allerdings war es schwer das Geschehen lange mitzuverfolgen, denn schon nach zwanzig Minuten spürte ich wie meine Lider schwerer wurden und ich schließlich eindöste.

Plötzlich wurde ich wieder wach. Ich schlug panisch meine Augen auf und brauchte eine Weile, um zu realisieren, dass ich mich nicht mehr auf der Couch befand. Das Zimmer in dem ich lag war dunkel, doch ich erkannte es trotzdem sofort als das Schlafzimmer von Lewis. Dieses Bett, diese Vorhänge, der Geruch. Alles war wie in der Nacht, in der ich die Wette verloren habe. Wie Pfeile schossen mir die Erinnerung vor meinem geistigen Auge vorbei.

Ich habe mich schon oft gefragt, ob es wirklich einen bestimmten Punkt in meinem Leben gab, ab dem es bergab ging, oder ob es mehrere gab. Falls letzteres der Fall sein sollte, dann war die Nacht hier definitiv einer von diesen Punkten. Hätte ich einfach nicht diese beschissene Wette verloren, wäre mir so viel Schmerz erspart geblieben. Aber ich musste mich ja unbedingt in Lewis verlieben und alles vergessen, was ich eigentlich nicht hätte vergessen sollen...

Um mich nicht weiter mit Dingen aufzuhalten, die ich ohnehin nicht mehr ändern kann, widmete ich mich wieder diesem Zimmer hier. Es war immer noch dunkel, als ich nach meinem Handy tastete, jedoch fand ich es nirgends. Seufzend schlug ich die Decke zurück und kletterte dann aus dem Bett. Die pure Schwärze kam mir entgegen, als ich den Flur entlang schlich. Erst im Wohnzimmer, wurde es durch das gedämmte Mondlicht von draußen etwas heller.

Die dämmrigen Strahlen fielen direkt auf die Couch, wo ich mein Handy vermutete, es musste vorhin wohl hier liegen geblieben sein... Und sie fielen auf Lewis, der zugedeckt auf dem Sofa lag und friedlich schlief. Mit leisen Schritten näherte ich mich dem Briten etwas, und als hätte ich vergessen was ich eigentlich hier wollte, verlor ich mich in dem Anblick dieses schlafenden Menschen. Er sah so freundlich aus, wenn er schlief. Seine Lider flatterten leicht, die dunkle Tinte auf seiner Haut schien so viel geheimnisvoller, wenn man die Motive nur erahnen konnte und ich fragte mich, von was er gerade wohl träumte? Irgendwie hoffte ich, dass ich eine Rolle in seinen Träumen spiele, irgendwie. Verdammt Liv, hör auf! Fauchte meine innere Stimme und ich zuckte augenblicklich zusammen. Sie hatte recht. Ich durfte so nicht denken, es ist schon schlimm genug, dass ich überhaupt wieder hier gelandet bin...

Schlussendlich riss ich mich zusammen, fischte mein Handy aus der Sofaritze und ging dann in Richtung Eingangsbereich. So war zumindest der Plan. Ein schmerzerfülltes Zischen entglitt meiner Kehle, als ich mit der Hüfte gegen etwas stieß. „Ach fick dich doch!" Fluchte ich leise und hielt mit meinen Händen die schmerzende Stelle meines Hüftknochens. „So früh schon auf den Beinen?" Raunte eine verschlafene Stimme hinter mir, die Folge war ein eiskalter Schauer, der mir über den Rücken lief. „Uhm, also..." Stammelte ich unbeholfen als ich mich umgedreht hatte. Lewis stand im offenen Türrahmen und rieb sich die Augen, dann fiel sein Blick auf mich.

Er musterte mich einmal von oben bis unten, was mich irgendwie nervös machte. „Langsam wird's zur Angewohnheit, dass du nachts verschwindest ohne was zu sagen, findest du auch?" Mein Magen zog sich zusammen, wenn er mich so ansah. Seine Augen funkelten und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. „Äh, i-ich wollte dich nicht wecken. Tut mir leid..." Sagte ich und versuchte dabei meine Nervosität zu überspielen. Ich hoffte einfach nur, dass er mir nicht böse war.

Er stieß ein schwaches lachen aus und lehnte sich mit dem Arm gegen die Wand. „Alles gut..." Lewis lächelte. „Wie wärs wenn du das mit dem abhauen auf nachher verschiebst? Es ist halb vier und ich möchte dich um die Uhrzeit nicht gehen lassen... Außerdem hab ich gestern Mittag gekocht, es ist noch was übrig, wenn du willst?!" Ich legte meinen Kopf schief und musste mir das Lachen verkneifen. „Hast du nicht gerade selber gesagt, dass es halb vier ist..." Ich fragte mich echt, wie er jetzt ans Essen denken kann... „Ich weiß, aber ich habe Hunger..." Mit diesen Worten wendete er sich zum gehen und verschwand dann in der Küche. Ich schüttelte kurz den Kopf und folgte ihm dann.

Als ich mich an den Tresen hockte, hatte er bereits zwei Teller und Besteck aus den Schänken gekramt und belud gerade beide Teller mit Essen. „Vegane Pasta de la Lewis..." Grinste der Brite und schob mir einen Teller über die Theke. Ich sah auf das Essen, was wirklich sehr lecker schien. Vegane Nudeln mit einer anscheinend ebenso veganen Soße. „Uhm, danke, schätze ich..." Ich lachte verunsichert, da ich eigentlich keinen Hunger hatte. „Ich weiß, dass du nicht danach gefragt hast, aber das ist es wert, ich verspreche es." Er lächelte und schob sich dann die Gabel in den Mund. Ich tat es ihm gleich und tatsächlich schmeckte es wirklich gut... Besser als erwartet.

Ich wusste echt nicht was merkwürdiger war. War es, dass ich um halb vier mit Lewis Nudel aß, oder, dass ich überhaupt hier war. Bis vor ein paar Stunden dachte ich noch, dass der Schmerz in meiner Brust niemals besser wird, und jetzt fühlt es sich tatsächlich so an, als könnte die Wunde die Lewis angerichtet hat, heilen. Trotz dessen, weiß ich, dass es nie wieder wird wie es davor war. Bevor er mich erniedrigt und mir das Herz gebrochen hat. Diese Erinnerungen schmerzten. Selbst jetzt wo ich wusste, dass er es gar nicht so meinte, tat es weh. Aber das wird es wahrscheinlich für immer...

Als hätte Lewis meine Gedanken gelesen, setzte er plötzlich zum Reden an. „Hör zu Liv..." Er schob seinen leeren Teller zur Seite und räusperte sich. „Es tut Mir immer noch unendlich leid, was ich da zu dir gesagt habe. Aber ich möchte einfach, dass du weißt, dass ich wirklich froh über das hier bin. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass wir je wieder Zeit miteinander verbringen, ohne uns anzuschreien..." Ein unsicheres Lächeln umspielte seine Lippen und mir wurde ganz warm. Jede Entschuldigung aus Lewis Mund, klingt wie Karamell für meine Ohren... „Ich hätte es auch nicht gedacht..." Antwortete ich wahrheitsgemäß. „Aber ich bin auch froh darüber wie es jetzt ist, Lewis..." Ich lächelte ebenfalls, auch wenn der Gedanke an das Geschehene unangenehm war.

„Okay!" Brach er plötzlich hervor und ich erschreckte leicht. „Vertraust du mir?" Was für eine Frage... „Uhm, nein, natürlich nicht..." Lachte ich leicht und es war nicht mal gelogen. Ich vertraute ihm wirklich nicht. Nicht mehr... „Gut, dann schließ die Augen und mach den Mund auf." Meine Stirn schlug Falten und ich blickte ihn fragend an. „Ähm, Lewis? Du denkst doch nicht wirklich, dass ich das jetzt mache, oder?" Ich lachte nochmal, was auch immer er vor hat, ohne mich! „Nein, ich glaube das nicht..." Sagte er und klang dabei ziemlich bestimmt. Etwas zu bestimmt, für meinen Geschmack.

Langsam ging er um den Tresen herum, in seiner rechten Hand hielt er etwas versteckt, denn er behielt sie hinterm Rücken. „Ich weiß, dass du es machst..." Fuhr er fort, ein leichtes Kribbeln rieselte über meine Haut. Irgendwie gefiel mir diese Dominanz, die er besaß. „Ich schwör's dir, wehe du machst irgendwas..." Er schüttelte strickt den Kopf und versicherte mir, dass ich es nicht bereuen werde. Widerwillig schloss ich meine Augen, öffnete den Mund und hoffte dabei inständig für Lewis, dass er nichts Böses plant...

Als ich etwas auf meine Zunge plumpsen spürte, musste ich kichern. Der Geschmack einer Himbeere bereitete sich in meinen Mund aus. „Ich sagte doch, du wirst es nicht bereuen..." Lewis grinste selbstgefällig, bevor er eine zweite Himbeere in die Luft warf und diese dann mit dem Mund fing. Ich konnte darauf nur den Kopf schütteln. Was ein Idiot...

Toxic Love - the beginning of the end (Band 2) | Lewis Hamilton FFWhere stories live. Discover now