F O R T Y

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Wir waren bis spät nachmittags bei Mercedes. So gegen achtzehn Uhr machten wir uns dann auf den Weg, wohin, keine Ahnung. Lewis wollte mir nicht sagen wo er mich hinbringt, weshalb ich nicht mehr tun konnte, als abzuwarten.

Wir hielten an einer Straße. Draußen war es bereits dunkel, die Lichter der Straßenlaternen glitzerten auf dem beschneiten Boden. Lewis parkte den Wagen, stieg aus und öffnete mir die Tür des Autos. „Geht das mit dem laufen?" Er reichte mir seine Hand, für die Belustigung in seinem Gesicht hätte ich ihm am liebsten eine reingeschlagen. Ich rollte mit den Augen und stieg aus. „Ja, das tut es. Bedeutet also für dich, mein lieber, dass du dich das nächste mal ein bisschen mehr bemühen musst..." Ich lächelte um meine Aussage zu unterstreichen und schlüpfte dann in die Ärmel meines Fellmantels, welchen mir Lewis entgegen hielt. „Ich erinner dich das nächste mal an deine Worte, wenn du mich anflehst aufzuhören..." Die Art wie er das Wort anflehen betonte, bescherte mir ein leichtes Kribbeln im Bauch. Und weil ich wusste, dass er eigentlich recht hatte und er am Ende sowieso am längeren Hebel saß, ließ ich es dabei bleiben.

Gemeinsam gingen wir in eine Bar, welche sich nahe zu Lewis' Auto befand.

„Für uns zwei alkoholfreie Virgin Colada bitte." Gab er unsere Bestellung auf, danach setzten wir uns auf zwei freie Barhocker am Ende der Theke und warteten. „Ich finde, wir sollten uns jetzt mal überlegen, was wir an deinem Geburtstag machen..." Begann Lewis, erst jetzt bemerkte ich, dass es nur noch wenige Wochen waren bis ich ein Jahr älter bin. „Ich hab bis zum zwölften März Winterpause, heißt, wir könnten also irgendwo hinfliegen...?" Er sah mich an und im selben Moment wurden uns unsere Cocktails hingeschoben. „Danke." Ich lächelte den Barkeeper an und wendete meinen Kopf dann wieder zu Lewis, welcher plötzlich überhaupt nicht mehr glücklich aussah. Der Blick meines Gegenübers klebte auf dem jungen Mann hinter der Bar, welcher schon die nächsten Drinks mixte. Ich stupste Lewis leicht mit meinem Fuß an, woraufhin er seine Augen von dem Typ löste und wieder zu mir sah. Sofort wurde seine Mimik weicher und seine Schultern entspannter.

„Ich finde die Idee wirklich schön, aber wohin sollten wir gehen?" Ich wechselte das Thema. „Ganz egal. Wohin du willst, ich hab's dir ja versprochen..." Ja, das hatte er wirklich... „Okay, wie wärs mit..." Ich stocherte mit dem Strohhalm in meinem trinken herum, nahm einen Schluck und rührte die Flüssigkeit wieder um. Die Eiswürfel klackten aneinander und ich fragte mich, ob ich der einzige Mensch war, der sich Gedanken darüber machte, wie man an einen ganz bestimmten Punkt im Leben gelangt ist. Ich wunderte mich, wie sich Lewis und ich verändert haben, also wir zusammen, als das uns. Jetzt saßen wir hier, gemeinsam, in irgendsoeiner Bar und unterhielten uns über gemeinsamen Urlaub. Aber vor einem knappen Jahr, war das einzige was ich ihm gegenüber empfand Hass. Purer Hass.

„Wie wärs mit Saint Moritz? Mailand? Was anderes? Du hast die freie Wahl..." Ich überlegte. „Mailand wär eigentlich schön, da war ich schon lange nicht mehr..." Lewis nickte zustimmend, was zur Folge hatte, dass wir uns die nächsten Minuten nur darüber unterhielten. Wir überlegten wie lange wie gehen wollten, wo wir danach hingehen, und selbst was wir im Sommer machen wollten. Es erwärmte mir das Herz, wie Lewis davon schwärmte nach Afrika zu gehen. Und mir wurde noch wärmer, als mir klar wurde, dass er das mit mir tun wollte. Ich war die Frau an seiner Seite, mit der er das erleben wollte, ich war diejenige, der er die Welt zu Füßen legte. Das Gefühl welches sich in mir ausbreitete, als ich darüber nachdachte, war atemberaubend. Einfach unglaublich, wundervoll und endlos schön.

Irgendwann ging ich auf die Toilette und ließ Lewis alleine an der Bar zurück. Als ich zurückkam, war irgendwas passiert. Ich wusste das, ich sah es in seinem Gesicht, aber ich wusste nicht was. Was war passiert? „Ist alles okay?" Fragte ich ihn während ich mich wieder hinsetzte, sein Blick durchlöcherte mich. „Sag du es mir." Er war sauer, wirklich sauer. „Lewis..." Ein leichtes Lachen entfloh meiner Kehle. Aber nicht weil ich glücklich war, nein. Ganz einfach aus dem Grund, weil ich genau wusste, was passiert, wenn er so drauf ist... „Ich weiß wirklich nicht was-" Er unterbrach mich. „Wer ist Emilio?" Schweigen. Ich brauchte kurz, um zu realisieren, dass er an meinem Handy war.

„Alter, was stimmt denn eigentlich nicht mit dir, dass du in meinem Handy rumschnüffelst?" Meine Stimme war lauter, als es eigentlich meine Absicht war. Aber es war mir egal, mehr als alles andere, weil das einzige was mich in diesem Moment interessierte, die Frage war, warum zum Teufel er in meinen Privaten Sachen rumstöbert. „Das selbe könnte ich dich auch fragen, oder findest du es irgendwie normal, mit anderen Typen zu schreiben, während man in einer Beziehung ist?!" Auch Lewis wurde lauter und ich bekam Angst, dass das hier ausarten würde.

„Na los, sag schon." Seine Stimme klang so vorwurfsvoll, es tat weh, wenn er so mit mir sprach. Ich lachte, denn das war doch lächerlich. „Du bist wirklich krank, Lewis. Emilio ist einer meiner besten Freunde, okay? Ich werde dem ja wohl schreiben dürfen und ihn fragen, wie es ihm geht, wenn ich ihn seit Monaten nicht mehr gesehen habe?!" Ich fragte mich, ob Lewis nicht merkte, was er da tat. Dass er völlig überreagierte. Und das schlimmste an allem war ja, dass das nicht zum ersten Mal passiert. Es ist jedes Mal das gleiche, jedes Mal die selbe Diskussion. Und warum das alles? Weil er einfach nicht damit leben kann, dass es auch noch andere Menschen in meinem gottverdammten Leben gibt. Andererseits war ich nicht besser, aber das zu akzeptieren war schwer. „Gut, und warum in aller Welt wusste ich dann nichts von ihm, wenn er doch einer deiner besten Freunde ist?" Er formte Anführungszeichen mit den Fingern, was mich nur noch wütender machte.

„Dass du das wirklich fragst, wundert mich..." Sagte ich, jetzt wieder leise und beherrscht. „Was willst du damit sagen?" Seine Worte drangen als ein Lachen hervor, er war wirklich blind. Geblendet von seiner Eifersucht, sah er nicht mehr, was um ihn herum geschah. Er konnte nicht mal mehr das sehen, was er selber tat...

„Weil es nämlich ganz genau das ist, verstehst du? Deshalb erzähle ich dir nichts von meinen Freunden. Du kommst einfach nicht damit klar, dass es auch noch andere Menschen in meinem Leben gibt! Nicht jeder verdammte Typ auf dieser Welt ist darauf aus mich zu vögeln, okay?" Ich machte eine kurze Pause, mein Herz raste schon wieder. Viel zu schnell, viel zu stark. „Wenn du nicht damit klar kommst, dann tut es mir wirklich leid für dich, aber ich hab einfach keinen Bock mehr auf die scheiße. Es ist jedes Mal das selbe..." Warum diskutierte ich überhaupt noch mit ihm?

„Ich gehe jetzt." Sagte ich schließlich, als Lewis mich nur schweigend ansah. Ich griff nach meinem Handy, packte es in meine Tasche und stand auf. Das hier war doch alles so lächerlich, so unglaublich unnötig. „Und komm ja nicht auf die Idee, bei mir aufzutauchen. Melde dich erst wieder, wenn du dich beruhigt hast!" Mit diesen Worten wendete ich mich zum gehen.

An den ganzen Menschen vorbei, eilte ich richtig Ausgang. Ich musste hier raus, so schnell wie möglich. Ich musste weg von Lewis, und hoffen, dass er es ernst nahm was ich sagte und mir nicht nachläuft. Und er tat es nicht, zum Glück. Andererseits hoffte ich auch irgendwie, dass er es tut. Dass er sich entschuldigt und mir sagt, dass sowas nie wieder vorkommt. Denn ich wusste, dass ich ihm verzeihen würde. Natürlich würde ich das, weil ich ihn liebe. Auf die ungesündeste Art und Weise, die man sich nur vorstellen konnte. Aber ich konnte es auch nicht ändern, er hatte mich vergiftet, und das war das Ergebnis. Er konnte mich verletzen, von sich wegstoßen wie oft er wollte. Ich würde immer wieder zurückkommen, selbst wenn ich es nicht wollte.

Und genau das, war das Problem. Die Art wie wir uns liebten, die Art wie wir mit unseren Problemen umgingen. Das war nicht gesund, ich wusste das. Trotzdem konnten wir uns nicht voneinander fern halten, egal wie sehr es manchmal wehtat...

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Habt ihr mich vermisst? Wie auch immer, jetzt bin ich wieder da, und das nicht alleine: In meinen Händen habe ich den ganzen Rest von Toxic Love. Bereitet euch auf die letzte Achterbahn der Gefühle vor, denn sie wird euch in andere Dimensionen befördern...

Wir sehen uns... <3

Toxic Love - the beginning of the end (Band 2) | Lewis Hamilton FFWhere stories live. Discover now