T W E L V E

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Der nächste Tag begann ziemlich früh. Zu früh, um es nett auszudrücken. Aber ich riss mich trotzdem zusammen und machte mich ans packen für das Wochenende.

Während ich meine Klamotten sorgfältig zusammenfaltete und anschließend im Koffer deponierte, kam mir ein ziemlich komischer Gedanke. Ich dachte zwar nicht, dass ich das jemals sagen würde, aber ich wünschte mir, dass ich die nächsten beiden Tage wie jeder normale Schüler in der Schule verbringen könnte. Ich hatte wirklich keine Lust auf dieses Wochenende, was zum Großteil an meinem Vater lag, aber auch Unsicherheit spielte eine rolle. Ich hatte etwas Angst, was das für Lewis und mich bedeutet, ob wir uns verstecken oder nicht. Für mich wäre es kein Problem mich in der Öffentlichkeit mit ihm zu zeigen, aber ich weiß nicht wie er das sieht. Wir hatten bisher noch nicht darüber geredet, und das machte das flaue Gefühl in meinem Magen kein Stück besser. Ganz im Gegenteil sogar. Ich hoffte einfach nur, dass alles irgendwie gut wird. Dazu gehörte auch die Sache mit meinem Vater...

Den ganzen Flug über, hatte er kein einziges mal den Anschein gemacht, dass der gestrige Tag überhaupt existierte. Er sprach mit mir über seine Hoffnungen bezüglich des Rennens in Spa, wir unterhielten uns über alles, außer gestern. Im ersten Moment war das vielleicht auch gut, denn ich hätte mich nicht nochmal mit ihm streiten wollten, aber totschweigen ist auch keine Lösung...

Er hätte wenigstens noch etwas dazu sagen können, irgendwas, aber nicht schweigen. Na ja gut, womöglich ist es besser so, wenn er es einfach akzeptiert und sich nicht einmischt? Ich war mir nicht sicher, was mir lieber war, aber im Endeffekt machte es auch keinen Unterschied. Er hatte schließlich keine Wahl, er musste es akzeptieren. Wir waren beide alt genug um selber Entscheidungen wie diese zu treffen...

Um Punkt fünfzehn Uhr war unser Flieger gelandet, jetzt war es sechs. Die Zeit dazwischen war förmlich verflogen und ich wunderte mich, dass es bereits so spät war. Andererseits war ich auch etwas erleichtert, dass dieser Tag bald endet, so musste ich mich nicht mehr mit den Fragen und Gedanken in meinem Kopf auseinandersetzen. Aber ganz vorbei war es noch nicht, ich hatte hunger und das Abendessen war erst um sieben, ich musste also noch eine ganze Stunde warten. Da ich nichts anderes mit meiner Zeit anzufangen wusste, entschied ich mich Lewis einen Besuch abzustatten.

Die Hotelflure waren ziemlich leer, die meisten waren wahrscheinlich noch beim Paddock oder sonst irgendwo bei der Strecke, und ich hoffte, dass Lewis es nicht war. Vor seiner Zimmertür blieb ich stehen und klopfte mit den Fingerknöcheln gegen das Holz. Nichts passierte. Na toll, er war nicht da... Ich klopfte noch einmal, diesmal etwas lauter, doch er war nicht da. Seufzend ließ ich von der Türe ab und wollte mich gerade wieder zum gehen wenden, da tauchte Lewis hinter mir auf.

„Suchst du mich?" Fragte er und schloss die Tür auf. „Nein, den Weihnachtsmann." Ich rollte mit den Augen und der Brite lachte belustigt. „Natürlich suche ich dich du Idiot. Ich habe Hunger, aber das Abendessen ist erst in einer Stunde..." Erklärte ich weiter, während ich ihm ins Zimmer folgte. Bevor ich mich dagegen wehren konnte, plumpste mein Körper auf sein Bett und ich schloss die Augen. „Also wenn du mich fragst, habe ich auch Hunger..." Hörte ich Lewis sagen. „Blöd nur, dass es noch nicht sieben ist... Na ja, ich habe meinen Snack schon gefunden..." Ehe ich etwas sagen konnte, senkte sich die Matratze neben mir und der Brite stürzte sich auf mich. „Ahhhh!" Entglitt es meiner Kehle, als mich anfingen zwei Hände zu kitzeln.

Wie ein sterbendes Meerschweinchen versuchte ich mich unter Lewis zu winden, irgendwie zu befreien, doch er war zu stark. Irgendwann hatte ich es dann geschafft und er hörte auf. „Das ist unfair, du bist viel stärker und größer als ich..." Ich zog einen Schmollmund und Lewis lachte. Dafür hätte ich ihm jetzt am liebsten eine geklatscht oder so, doch ich konnte nicht, da er meine Hände neben meinem Kopf in die Matratze drückte.

„Das. Ist. Überhaupt nicht. Unfair." Mit jedem Wort kam er meinem Gesicht näher, bis es nur noch wenige Zentimeter waren die uns trennten. „Doch." Ich pustete mir demonstrativ eine Strähne aus dem Gesicht und grinste, da sie direkt in Lewis' Gesicht flog. „Nein." Er stimmte in mein Grinsen mit ein, unsere Blicke waren tief verankert.

Bevor ich mich versah, beugte er sich noch weiter zu mir runter. Unsere Lippen streiften sich leicht und ich ging in Flammen auf. Ich verlor mich in dem dunklen Braun seiner Augen, sie glänzten wie dunkle Murmeln und ich fragte mich, wie man so verdammt perfekt sein kann.

„Küss mich." Hauchte ich gegen seine halb offenen Lippen, als Antwort schloss er die Lücke zwischen uns gänzlich, und ich spürte, wie ich schmolz.

Er ließ meine Handgelenke los, was ich nutzte und meine Finger in seinen Haaransatz wandern ließ. Seine Zunge glitt in meinen Mund, fordernd und zugleich sanft. Auf eine Weise, die mich jedes mal aufs neue überwältigt und umhaut. Ich blendete alles um uns herum aus, nahm nichts mehr wahr. Da war nur noch er. Ich zog ihn ganz nah zu mir, ich wollte seinen Körper an meinem spüren. Ich wollte die Hitze von ihm absorbieren, und für immer bei mir behalten.

Unser Kuss wurde immer verlangender, bis ich irgendwann auf ihm landete und schwindelig küsste, bis er nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Er seufze, als ich mit der Zunge über seine Unterlippe strich und er keuchte, als ich ihm mein Becken entgegen drückte. „Da hat's jemand aber richtig nötig..." Ich lachte leicht als wir unsere Münder für einen Moment lösten. „Fordere es nicht heraus." Knurrte er. In seinem Blick flackerte etwas teuflisches, etwas was ich so fürchtete und doch liebte zu sehen.

„Ich mache, was ich will..." Erwiderte ich und presste mich noch näher an ihn. Lewis stöhnte erneut auf, seine Augenlider flatterten und die Schmetterlinge in meinem Bauch drehten schier durch. Das Gefühl ihn so zu sehen, das Wissen, die zu sein, die ihn in diesen Zustand bringt, war unglaublich machtvoll. Und ich wusste, dass ich mit ihm machen konnte was ich wollte. Wahrscheinlich wusste er schon gar nicht mehr, wo wir uns befanden, und es würde mir wirklich einen riesigen Spaß machen, ihn so an den Rand zu treiben, dass er nicht nur den Ort hier vergisst... Aber das wäre eindeutig zu langweilig. Man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist, besagt ein altes Sprichwort, und genau das tat ich.

Bevor er auch nur im Ansatz realisieren konnte, was vor sich ging, stand ich auf. Ich schnappte mein Handy und rief beim verlassen des Zimmers „Astala Pasta!" ehe ich auch schon auf den Flur eilte. Als ich bemerkte, dass er hinter mir war, wurde ich schneller. Ich ignorierte Lewis' Stimme, die mich zum Anhalten aufforderte. Ich blieb nicht stehen, doch ich warf einen kurzen Blick hinter mich, und als ich sah, dass er dabei war mich einzuholen, bog ich willkürlich in irgendwelche Richtungen ab. Nach einigen Ecken und zwei Treppen, befand ich mich in der Hotellounge, Lewis schien ich fürs erste abgehängt zu haben...

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Ich freue mich wie immer über Kommentare und Rückmeldungen, schaut auch gerne mal auf tiktok vorbei, ich versuche da möglichst jeden Tag zu posten...

Man liest sich, eure Annpakki <3

Toxic Love - the beginning of the end (Band 2) | Lewis Hamilton FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt