F O R T Y T W O

379 19 0
                                    

Das trällernde Geräusch der Klingel weckte mich. War ich eingeschlafen?

Ich brauchte kurz, um zu verstehen wo ich mich befand und was geschehen war, bis ich mich aufraffte und schlaftrunken zur Tür wanderte. Noch bevor ich mich fragen konnte, wer so stürmisch klingelte, bekam ich die Antwort auf diese Frage auf dem Silbertablett serviert.

„Lewis?!" Ich rieb mir die Augen. Was machte er hier und was wollte er? „Können wir reden?" Ich rollte mit den Augen, am liebsten hätte ich ihn wieder weggeschickt, denn ich wollte weder mit ihm reden, noch ihn sehen oder sonst irgendwas. Und selbst wenn er sich beruhigt hat, die Tatsache, dass er mich gestern wie ein Stück Dreck behandelt hat, ließ die Lust auf ein Gespräch sinken. „Bitte, Liv. Ich will mich entschuldigen..." Ein flehender Unterton hatte sich in seine Stimme geschlichen, er tat mir fast ein bisschen leid.

„Du hast ganz genau zwei Minuten, danach schmeiße ich dich raus und wie du das dann wieder richtest, kannst du dir überlegen..." Ich ging zurück ins Haus, Lewis folgte mir.

„Hör zu, es tut mir wirklich leid, das musst du mir glauben." Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich gegen den Küchenschrank hinter mir, Lewis stand auf der anderen Seite der Theke. „Du hast recht, ich hätte nicht so ausrasten dürfen, aber in dem Moment konnte ich einfach nicht anders und-" Er unterbrach sich selber, sein Blick traf direkt auf meinen und verlor sich irgendwo in mir drinnen.

„Du kannst immer nicht anders, Lewis." Sagte ich schließlich. „Es ist immer das gleiche. Du schreist mich an, für etwas was absolut unnötig ist, und dann kommst du her, entschuldigst dich und alles ist wieder gut. So ist es jedes Mal." Er sagte nichts, wirkte etwas niedergeschlagen und traurig. Vielleicht war das seine Art Reue zu zeigen? „Aber es ist einfach nervig, verstehst du? Wir streiten uns immer über die gleichen Sachen, wir drehen uns im Kreis. Immer und immer wieder, es ist mir einfach zu viel..."

„Es tut mir leid, Liv. Bitte lass es mich einfach wieder gut machen und ich verspreche dir, dass das nie wieder vorkommen wird..." Er kam um die Theke herumgelaufen, ich war wie festgefroren, konnte mich nicht von der Stelle bewegen. „Ich mache alles was du willst, wirklich. Aber bitte verzeih mir." Jetzt stand er direkt vor mir. Lewis griff nach meiner Hand, mir fehlte die Kraft um sie wegzuziehen.

„Bitte, Livia..." Oh Gott - die Art wie er meinen Namen aussprach ließ mich schmelzen. Und der Blick in seine Augen gab mir den Rest. „Aber du musst mir versprechen, dass sowas nie wieder vorkommt!" Ich liebte ihn einfach viel zu sehr, um ihn wegen sowas von mir wegzustoßen... „Ich verspreche es." Die Lücke zwischen unseren Gesichtern wurde kleiner, immer kleiner, während meine Augen zwischen seinen hin und her sprangen. Dann war sie bei null. Unsere Lippen berührten sich und ich hatte ihm alles verziehen. Jedes Wort, jede Kleinigkeit, plötzlich war es überhaupt nicht mehr schlimm.

Wir lösten uns kurz und er hauchte ein leises „danke" gegen meine Lippen. Gänsehaut rieselte über meine Haut, verdammt, warum musste sich das nur so gut anfühlen?
Ich seufzte als seine Finger in meinen Nacken glitten und mich näher zu sich zogen. Was stellte er bloß mit mir an? Eigentlich müsste ich ihn gerade hassen, sauer sein, weil er so beschissen stur ist. Aber alles an was ich denken konnte, war dieser Kuss. Es ist immer dieser Kuss, der alles wieder gut machte, nur verstand ich wirklich nicht wie das funktionieren kann. Der einzige Weg, dass das irgendeinen Sinn ergibt, ist der, dass Gift auf seinen Lippen ist. Irgendwas, was mir die Kraft zum klar denken nimmt, etwas was meinen Verstand benebelt und mich vergessen lässt, dass es da so viel gäbe, was gegen das hier spricht. Und selbst wenn er sich entschuldigt hat, ist das trotzdem falsch. Es ist falsch, weil ich ganz genau weiß, dass sowas sowieso wieder passieren wird.
Es ist doch immer das gleiche...

Wir lösten uns wieder, seine Hand umschloss meine Wange. „Ich liebe dich so sehr. Und ich wollte dir wirklich nicht wehtun, du musst mir das glauben..." Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Du bist echt ein Idiot, weißt du das eigentlich?" Lewis lachte leicht. „Ich sollte dich dafür hassen..."

„Ach wirklich..." Er stützte seine Arme neben mir gegen die Arbeitsplatte. „Ich glaube nicht, dass du mich hassen könntest..." Ich runzelte die Stirn, denn ich wusste sehr gut, dass ich das konnte. „Und das denkst du weil...?" Ich sah ihn fragend an, er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht, weil ich ganz genau weiß, dass du mir eh nicht widerstehen kannst. Mein Scham ist nämlich echt unwiderstehlich." Er richtete sich wieder auf und steckte seine Hände in seine Hosentaschen und schaute mich dann belustigt an. Ein höhnisches Lachen zuckte über meine Lippen, Lewis hatte wirklich ein großes Selbstbewusstsein...

„Ach Lewis..." Ich richtete mich ebenfalls ganz auf. „Was soll ich dir sagen. Träum weiter!" Ich setzte ein übertriebenes Lächeln auf und schlug ihm im Vorbeigehen auf die Schulter. Doch plötzlich packte er mich am Nacken und zog mich zurück. „Was hast du gesagt?" Er drückte mich gegen einen Schrank, das dreckige Grinsen in seinem Gesicht nicht zu vergessen. „Ich hab gesagt, du sollst weiter träumen." Dachte Lewis wirklich, dass ich das einfach so auf mir sitzen lasse, wenn er einen seiner Egotrips fährt?

„Willst du wissen von was ich träume?" Seine Hand wanderte meine Hüfte hinab, bis runter zu meinem Hintern, wo der Griff fester wurde. „Ganz bestimmt nicht von rosaroten Wolkenlandschaften..." Ich grinste. „Nein." Sein Blick wanderte zu meinen Lippen und wieder hoch zu meinen Augen. „Davon, wie ich dich so hart Vögel, dass das einzige Wort was du kennst, mein Name ist..." Ich schluckte schwer. Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig. Plötzlich hatte ich nicht mehr das Gefühl mit ihm reden zu können. Plötzlich fühlte ich mich sprachlos, völlig überfordert mit der Situation und das schlimmste an allem war, dass das genau das war, was Lewis erreichen wollte. Ich erblickte das dreckige Grinsen in seinem Gesicht und wusste, wie sehr er es mochte, mich so zu sehen...

Toxic Love - the beginning of the end (Band 2) | Lewis Hamilton FFWhere stories live. Discover now