T W E N T Y T W O

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Nach fünfzehn Minuten Fußweg und drei weiteren Fotos kamen wir bei dem besagten Laden an. Die goldene Schrift von Louis Vuitton glänzte über dem Eingang, die Türen öffneten sich automatisch beim eintreten. Wir gingen an den beiden Security Männern vorbei, die uns freundlich anlächelten.

„Guten Tag!" Begrüßte uns eine Dame. „Kann ich ihnen irgendwie helfen?" Ihre dunklen Locken reichten gerade über ihre Schultern, ein schmales Lächeln zierte ihre roten Lippen. „Ja. Ich würde gerne eine Tasche kaufen." Antwortete ich. „Sie soll klein sein und einen langen Henkel haben. Am besten wie diese da." Ich zeigte auf eine kleine Handtasche die im Schaufenster stand. Sie hatte diese typisch braune Farbe, das LV Logo war passend dazu etwas heller und überall abgebildet. Der Goldene Henkel war mir schon im vorbeigehen aufgefallen, zusammen mit den Bordeaux roten Details war das Gesamtbild komplett. Ich war mir sicher, diese sollte es werden.

Die nette Frau zeigte mir die Tasche etwas genauer. Sie gefiel mir wirklich gut. Das Innenleben war rot, genau wie das vordere Teil der Tasche an sich, und die goldene Schnalle zum zumachen, war graviert mit dem Louis Vuitton Logo. „Was sagst du?" Ich sah zu Lewis. Nicht, dass mich seine Meinung diesbezüglich interessierte, denn ich konnte ja tragen was ich wollte, aber ich wusste eben auch, dass er ein Auge für Mode hat... „Also wenn du mich fragst, finde ich sie sehr schön. Du solltest sie nehmen." Antwortete er, ich nickte. Eigentlich mehr für mich selber, zur endgültigen Bestätigung denke ich. Man könnte mich wahrscheinlich dafür auslachen, aber bei Taschen bin ich immer sehr wählerisch. Es ist mir eben wichtig, dass es die Richtige ist, aber diese ist es definitiv. Wie man es so schön sagt, es war Liebe auf den ersten Blick...

Wir hatten den Laden kaum verlassen, da blieben wir auch schon wieder stehen. Meine Augen waren auf das funkelnde Schaufenster von Swarovski gerichtet. Eine Halskette viel mir dabei besonders auf, sie war aus silber. Der herzförmige Anhänger war besetzt mit vielen kleinen Steinen, welche unter dem richtigen Licht aussahen wie glitzernde Sterne. „Schau mal, wie schön..." Ich zeigte auf die besagte Kette, im selben Moment fing mein Handy an in meiner Manteltasche an zu vibrieren. Ich fischte das brummende ding aus meiner Jacke, nur um dann zu sehen, dass es mein Vater war, der schon zum dritten Mal versuchte mich zu erreichen. Ich rollte mit den Augen. „Ich muss da kurz ran..." Sagte ich zu Lewis und wischte den grünen Hörer nach rechts.

„Ja, Papa?" Seufzte ich, das hier war gerade wirklich nicht der Moment zum telefonieren. „Liv mein Schatz, ich habe schon tausend Mal versucht dich anzurufen... Es gibt tolle Nachrichten!" Mein Dad klang so euphorisch wie schon lange nicht mehr, was mich um ehrlich zu sein im ersten Moment ziemlich verwunderte. Was sollte es jetzt so wichtiges geben...? „Ich habe vorhin einen Anruf bekommen. Es gibt eine Möglichkeit, dass du wieder gesund wirst!" Mit einem Mal hielt die Welt um mich herum an. Seine Stimme drang nur noch gedämpft an mein Ohr, ich verstand nicht mehr was er sagte. Plötzlich war es still. Ich hörte noch den Nachhall seiner Worte in meinem Kopf. Es gibt eine Möglichkeit, dass du wieder gesund wirst. Es gibt eine Möglichkeit, dass du wieder gesund wirst. Es gibt eine Möglichkeit, dass du wieder gesund wirst... Immer und immer wieder hörte ich diese Worte. Es klang so unwirklich, so unmöglich, dabei wusste ich, dass es die gab. Aber ich hatte unrecht mit dem was ich vermutete, es war ganz anders...

„Liv? Bist du noch da?" Ich riss mich selber aus meiner Schockstarre und schüttelte leicht den Kopf. „Äh ja. Ich ruf dich später zurück, okay Papa..." Damit legte ich auf. Ich wollte ihn am liebsten nie zurückrufen.

„Alles okay?" Ich blickte in die besorgten Augen von Lewis und nickte. „Ja, alles gut. War unwichtig..." Ich rang mir ein Lächeln ab und ließ mein Handy zurück in meine Manteltasche gleiten. „Gehen wir weiter?" Lewis nickte, mir war jetzt wirklich nicht mehr nach Schmuck einkaufen...

Während der restlichen Zeit in der wir durch Stuttgart schlenderten, war ich nur noch halb anwesend. Mein eines Ohr hörte Lewis zu wenn er sprach, das andere meinem Vater, dessen Stimme nicht mehr aus meinem Kopf gehen wollte. Er meinte, es gäbe einen Arzt, der mein Herz reparieren könnte, ohne es komplett auszutauschen. Ich hatte keine Ahnung wie, und mein Vater sicher auch nicht, aber anscheinend sollte es funktionieren. In meinem Kopf machte das alles überhaupt keinen Sinn. Zwei Jahre lang sagt mir jeder, dass ich sterben werde, genau wie meine Mutter und die Chance ein passendes Spenderherz zu kriegen, so gering ist, dass es sich kaum lohnt zu hoffen. Und jetzt soll es plötzlich jemand geben, der mir dass Leben retten kann? Das war doch ein Witz. Und ich weiß, eigentlich müsste ich mich darüber freuen, doch irgendwie tat ich das nicht. Etwas in mir sagte, dass es einen Fehler gab, irgendwo, ich hatte ihn nur noch nicht gefunden...

Als wir wieder zuhause waren, fing ich an selber zu recherchieren. Und tatsächlich fand ich den Arzt, von dem mein Dad gesprochen hatte. Er kam aus Deutschland und war unter anderem in der Forschungsleitung für Projekte im Themenbereich der Heilung des menschlichen Herzens tätig. Neben ein paar Fakten über ihn und seine Karriere, die wohl an der Uniklinik in Tübingen begonnen hat, fand ich auch die neuste Behandlung für Herzkranke von ihm. Ich las den Artikel immer und immer wieder durch, trotzdem verstand ich es nicht. Es war eine Operation, bei der die kaputten Gefäße des Herzens entfernt, und durch minikleine Schläuche ersetzt werden, wenn ich es richtig verstanden hatte... Und da war er, der Fehler. Mein ungutes Gefühl, es war vollkommen berechtigt.

Die Erfolgsrate liegt bei siebzehn Prozent. In den restlichen dreiundachtzig stirbt man trotzdem. Außerdem kann es zu lebensgefährlichen Komplikationen kommen, etwas könnte schief gehen und sonst was könnte noch passieren. Das war doch lächerlich... Ich werde doch mein Leben, welches eh schon viel zu kurz ist, nicht riskieren, für eine siebzehn prozentigen Heilungschance...

Ich griff nach meinem Handy, um meinem Vater zu schreiben, dass ich diese OP nicht machen werde und legte es dann wieder weg. Meine Fingerspitzen kribbelten, ich hatte angst, nicht die richtige Entscheidung getroffen zu haben oder zu voreilig gehandelt zu haben. Aber nein, es war richtig so. Es war das einzig vernünftige, was ich hätte machen können...
Das hoffte ich zumindest.

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LEUTEEEE ICH BIN FERTIG MIT DEM SCHREIBEN VON TOXIC LOVEEEE!!!!
Ich kann nicht mehr, wirklich, ich bin mental am Ende wegen dieser Achterbahnfahrt🥲

Vergesst nicht einen Kommentar zu hinterlassen, mich würde interessieren was ihr dazu sagt, was in diesem Kapitel passiert ist :))

Wir sehen uns <33

Toxic Love - the beginning of the end (Band 2) | Lewis Hamilton FFWhere stories live. Discover now