T W E N T Y E I G H T

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Ich lag in meinem Bett und starrte ins leere. Flashbacks spielten sich wie ein Film vor mir ab, ich wollte wegsehen oder ihn abschalten, doch ich konnte nicht. Stattdessen machte ich gar nichts, spürte nur wie mir unaufhörlich Tränen über die Schläfen flossen und verlor mich in meinen lebhaften Erinnerungen.

Lewis hat mir das Herz gebrochen, schon wieder und es tat noch mehr weh als beim ersten Mal. Nicht nur das, ich fühlte mich irgendwie selber dafür verantwortlich und war es im Grunde genommen ja auch. Aber die Tatsache, dass er es einfach so gesagt hat, tut trotzdem so unendlich weh. Der Fakt, dass es für ihn wirklich so einfach war, mich wegzuschicken, er zerfraß mich von innen. Er konnte mich doch nicht einfach so stehen lassen. Wir haben soviel miteinander erlebt, so viele Höhen und Tiefen durchgemacht, und jetzt soll das alles einfach zu Ende sein? In welcher Welt ergab das einen Sinn? Sah er denn nicht, wie sehr ich ihn brauche? Merkte er nicht, was er mir bedeutet? Fühlte er nicht, wie sehr ich ihn liebe?

Ich fragte mich das wirklich, ob er tatsächlich so blind war oder es einfach nicht sehen wollte. Doch selbst tausend Tränen konnten mir keine Antwort darauf liefern...

Aber warum tat ich das überhaupt noch, mir den Kopf über ihn zerbrechen während er wahrscheinlich schon eine neue neben sich liegen hat? Am liebsten wollte ich ihn einfach vergessen, aufhören jede beschissene Sekunde an ihn denken zu müssen, nur war das leider nicht so einfach, weil ich ihn immer noch so verdammt arg liebe. Und manchmal, wenn ich abends in meinem Bett liege, frage ich mich, was er gerade wohl macht. Ob er auch im Bett liegt und an mich denkt oder ob er irgendwo eine andere abschleppt. Irgendwas in mir wollte immer wissen was er tat, was er in der Zeit machte, in der wir gemeinsam Dinge unternommen haben, und wie es ihm jetzt ging.

Dabei vergaß ich immer wieder, dass er der Grund dafür ist, warum ich diese beschissene Spanisch Arbeit verkackt habe. Dass er der Grund dafür ist, warum ich mich abends raus schleiche um mich irgendwo zu betrinken. Und dass er der Grund ist, warum es mir jetzt so geht. Trotzdem wünsche ich mir manchmal auch einfach nur, dass er bei mir wäre und wir gemeinsam auf morgen blicken. Aber in Wahrheit bin ich alleine und hoffe, dass der morgige Tag ein wenig schmerzloser wird als der gestrige...

Das ist wohl die ekelhafte Wahrheit über die Liebe. Sie ist schön, so lange man sie hat, aber sobald es nicht mehr geht, hofft man nur noch darauf, dass es weniger wehtut. Man hofft, dass der Schmerz im Herzen besser wird, obwohl man weiß, dass es ewig brauchen wird, bis man wieder heilt. Ich habe das Gefühl nie wieder heilen zu können, dass es nie wieder besser wird, sondern nur schlimmer. Es fühlt sich so an, als ob es die Erinnerungen sind, die immer mehr wehtun, desto mehr man die Vergangenheit loslässt. Das einzige was mir in diesen drei Wochen helfen konnte, war, alles zu verdrängen. Und ich wusste, dass es nicht der richtige Weg war mit dem Schmerz umzugehen. Aber es war im Moment der einzige, ich wollte nicht mein restliches Leben damit verbringen Lewis hinterherzutrauern. Ich wollte einfach nach vorne blicken und vergessen, dass es da so viel gab, was mich zurückhält...

*

Kaum hatte ich die Türe unseres Apartments hinter mir geschlossen, bereute ich auch schon der Party zugesagt zu haben. Denn eigentlich war mir überhaupt nicht nach vielen Menschen, lauter Musik und lustigen Gesprächen. Am liebsten wollte ich genau das machen, was ich auch schon die letzten drei Wochen gemacht habe: im Bett liegen, Musik hören und alles vergessen. Aber da mein Vater darauf bestanden hat die Herbstferien in Monaco zu verbringen und ich in diesem Zuge auf eine Halloween Party eingeladen wurde, ging das nicht. Ich könnte immer noch umdrehen und-

Ich öffnete die Tür und sah Charles. Als mich dieser ebenfalls bemerkte stieg er aus dem Auto aus, sein Lächeln so breit wie ich schon lange keins mehr gesehen habe. „Wow. Ich glaube, ich habe noch nie einen teuflischeren Engel gesehen als dich..." Sagte der Monegasse während er um den Ferrari herumlief, sein Blick klebte auf meinem pechschwarzen Minikleid.

„Du siehst aber auch nicht schlecht aus..." Entgegnete ich grinsend. Er trug ein weißes, halb zerrissenes Hemd mit Blutspritzern und eine schlichte schwarze Hose. „Für eine Leiche sogar ziemlich lebendig..." Fügte ich an, als ich die Stichwunde an seinem Hals bemerkte. Charles erwiderte dies mit einem Zwinkern und öffnete mir dann die Beifahrer Türe seines Autos, bevor er selber einstieg.

Auf dem Weg sammelten wir noch Max und Lando ein, die definitiv schon vorgetrunken hatten, als wir sie vor der Wohnung des Niederländers abholten.

Vor dem Club hörte man bereits die dröhnend laute Musik, sie quoll aus allen Fugen. Menschen tummelten sich vor dem Eingang, viele Menschen um genau zu sein. Wir liefen an der Schlsnge vorbei, dank Charles' Kontakten wurden wir direkt durchgewunken. Im inneren des Gebäudes war die Luft so stickig, dass ich am liebsten wieder abgehauen wäre, doch die Jungs hatten wohl andere Pläne mit mir...

Bevor ich mich versah, griff jemand nach meinem Handgelenk und zog mich hinter sich her. Wir drängelten uns durch die vielen Menschen, bis vor zur Bar, wo ich das erste mal einen Überblick über die Situation bekam. Während Charles eine Flasche Champagner bestellte, sah ich mich nach Max und Lando um. Die beiden waren eben noch hinter uns gewesen, das hätte ich schwören können... „Die tauchen schon wieder auf." Erklärte der Ferrari Pilot als er meine verunsicherte Miene bemerkte, ich nickte wenig überzeugt. Die Chance hier irgendjemand wiederzufinden ist irrsinnig klein, so wie ich das einschätzte.

„Danke. Setzten sie es auf meine Liste." Sagte Charles und nahm die Flasche entgegen, nur um sie als Nächstes mir in die Hand zu drücken. „Komm, wir gehen zu den anderen." Wieder zog er mich mit sich, ich hatte überhaupt keine Chance irgendwas zu sagen.

„Livvv!" Quietschte es aus irgendeiner Ecke, durch die grellen bunten Lichter und die laute Musik konnte ich denjenigen nicht direkt identifizieren. Erst als ich näher an den Tisch herantrat erkannte ich Pierres Gesicht, was ebenfalls einige Blutspuren aufwies. Neben ihm saßen Yuki, der Australier Daniel Riccardo und... Max und Lando. Der Franzose zog mich in eine begrüßende Umarmung, sie war fest und innig. Plötzlich bereute ich es nicht mehr hier zu sein, ganz im Gegenteil sogar. Ich freute mich sehr die Jungs wiederzusehen, mir war überhaupt nicht bewusst gewesen, wie sehr ich sie eigentlich vermisst habe...

„Wie ich sehe, hast du deinen Schoßhündchen zuhause gelassen?" Fragte Daniel mehr oder weniger lachend. Ich stellte die Flasche auf den Tisch und quetschte mich zwischen ihn und den Franzosen. Normalerweise hätte ich diesen Kommentar wahrscheinlich lustig gefunden, weil Lewis tatsächlich ein Hund ist, aber nicht auf diese Weise... Und Daniel schien das zu bemerken, denn sein Lächeln verschwand auf der Stelle und sein Gesichtsausdruck wurde ernster. Ich nahm mir ein Glas und füllte es mit Champagner. „Wir sind nicht mehr zusammen." Geschockte Stille. Für einen kurzen Moment sagte niemand etwas. Ich spürte wie sich die Jungs gegenseitig Blicke zuwarfen, doch es war mir egal. Ich wollte jetzt nicht an Lewis denken. Nicht jetzt, nicht heute, der Abend sollte nicht seinetwegen ein Reinfall werden...

„Oh..." Kam es irgendwann von Lando. „Was ist pass- Aua!"
„Halt die Klappe du Idiot!" Zischte Max. Der Brite warf seinem Nebensitzer einen bitterbösen Blick zu während er sich beleidigt den Oberarm rieb.

„Schon okay. Es hat einfach nicht funktioniert..." Ich rang mir ein Lächeln ab. Vor meinen Augen spielten sich Szenen von diesem Tag ab. Es versetzte mir immer noch einen Stich, wenn ich daran zurückdachte, was er gesagt hat. Und es tat noch mehr weh, wenn mir wieder mal bewusst wurde, dass ich selbst dran schuld bin...

Toxic Love - the beginning of the end (Band 2) | Lewis Hamilton FFWhere stories live. Discover now