T H I R T Y S E V E N

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Meine Tränen waren getrocknet, als ich aus dem Bus stieg um das letzte Stück zu Lewis zu laufen. Es war mir egal, ob man sah, dass ich geweint habe. Geschwollene und rote Augen, verschmierte Mascara, alles war nicht so schlimm, wie die Scherben meines Herzens auf dem Boden.

Lewis' Auto stand schon vor dem Haus, bedeutet also, dass er schon von der Arbeit zurück ist. Ich klingelte an der Tür und hatte nicht den leisesten Plan, was ich ihm sagen sollte. Wie sollte ich ihm gegenüber treten? Das einzige was ich wusste, war, dass ich ihn nicht anlügen werde. Das letzte Mal hat damit geendet, dass er sich von mir getrennt hat. Den selben Fehler werde ich kein zweites Mal machen. Irgendwie klingt das ironisch, wenn man bedenkt, dass mein ganzes Leben darauf aufbaut, jeden Fehler zweimal zu machen...

Dann ging die Tür auf und ich stand ihm tatsächlich gegenüber. „Ich wollte dich schon fragen wo du-" Weiter kam er gar nicht, da fiel ich ihm schon um den Hals und küsste ihn. Ich wusste nicht warum ich das tat, aber es war mir auch egal. Ich schätze, ich brauchte einfach Ablenkung, irgendwas, was mich vergessen ließ, wie beschissen mein Leben gerade ist.

Wir stolperten zurück ins Haus, die Tür schloss sich als ich ihr mit dem Fuß einen Schubs verpasste. Beinahe grob zerrte ich an Lewis' Hoodie, er musste ihn am besten sofort loswerden. Gleichzeitig versuchte ich meine Lippen nicht von seinen zu lösen. Ich küsste ihn, wahrscheinlich mehr und stärker als ich es je zu vor getan hatte, aber ich brauchte das. Ich brauchte das Gefühl, ihn bei mir zu haben. Ich brauchte irgendein Gefühl. Irgendeins, aber keinen Schmerz.

„Was soll das?" Lewis löste sich von mir, ich rollte mit den Augen. „Liv? Was ist passiert?" Er ging einen Schritt zurück, sofort fühlte ich mich alleine, so unglaublich leer und elendig schlecht. „Lewis, es ist, es ist..." Ich konnte es nicht sagen. „Es ist nichts passiert?" Sagte er und hob eine Augenbraue, ich schüttelte den Kopf. „Bitte, ich, ich will jetzt nicht darüber reden..." Ich ging zwei Schritte auf ihn zu, schlang meine Arme um seinen Hals und streckte meinen Kopf zu ihm hoch um ihn zu küssen. Zum Glück war er viel zu überrumpelt um dagegen anzukämpfen oder es zu verhindern. Denn ich wollte nicht, dass er weiter nachfragt. Warum konnte er nicht für einen Moment einfach die Klappe halten und den Augenblick genießen?

Seine Hand fand meinen Nacken, meine Lippen verschluckten sein Keuchen. Mir wurde flau im Magen. Musste ich mich übergeben, weil das hier gerade so falsch war, oder waren das die Schmetterlinge in meinem Bauch? Ich hoffte auf letzteres, aber ich würde ersteres nicht ausschließen. Denn falsch war das hier auf alle Fälle, zumindest moralisch gesehen. Meine Probleme lösen sich dadurch ja nicht, das wusste ich, aber es machte sie einfacher. Für einen ganz kurzen Augenblick zumindest, danach wären sie immer noch da, wenn der Moment vorbei ist würden sie schon auf mich warten, am Hals packen und in die Tiefe reißen. Aber das war es wert.

Wir küssten uns weiter. Verzweifelt und drängend. Ich wollte ihn jetzt. Ich brauchte ihn jetzt. „Liv." Seufzte er gegen meine Lippen. Ich erschauderte, als er nach meiner Taille griff und sich unsere Körper berührten. Oh Gott - was passierte hier mit mir? Ich verlor wirklich den Verstand, ich wurde tatsächlich verrückt...

Mit beiden Händen zerrte er mir den Mantel von den Schultern und ließ ihn zu Boden fallen. Dann griff er nach meinen Schenkeln, meine Beine schlagen sich automatisch um seine Hüften. Bruchteile unserer Umgebung folgen an uns vorbei, alle meine Sinne waren auf Lewis fokussiert. Ich roch ihn, ich spürte ihn, ich schmeckte ihn. Der süßliche Geschmack seiner Lippen zerging auf meiner Zunge und vermischte sich mit dem Erdbeergeschmack meines Lipglosses.

Dann löste er sich von mir. Ich spürte weiche Polster unter meinem Rücken und ehe ich mich versah, die Gestalt seiner selbst, die sich über mich beugte und küsste. So vereinnahmend, verlangend und sanft zugleich, dass ich das Empfinden hatte, nicht nur verrückt zu werden, sondern gleich meinen kompletten Verstand zu verlieren. Wenn ich das nicht schon längst hatte...

Toxic Love - the beginning of the end (Band 2) | Lewis Hamilton FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt