S E V E N

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Verloren in Unweiten meines inneren, starrte ich an die Decke. Es brannten noch immer Tränen in meinen fühlbar ausgetrockneten Augen, doch ich konnte nicht weinen. Die Leere in mir war zu groß, das Loch in meinem Herzen zu tief, und ich versank darin.

Die Tage vergingen, ohne dass ich es bemerkte. Ich ging nicht mehr in die Schule, seit drei Tagen schon nicht mehr. Ich beantwortete die Nachrichten auf meinem Handy nicht mehr und ich setzte keinen Fuß aus dem Haus. Denn ich hatte keine Kraft. Keine Kraft mich um mein Leben zu kümmern. Um das beschissene Leben, was in vier Monaten enden soll. Aber will ich das überhaupt? Will ich dieses Leben überhaupt leben, oder mich in irgendeiner Weise darum kümmern? Eigentlich nicht, aber ich hatte auch nicht wirklich eine Wahl. Beziehungsweise hatte ich sie schon, ich wollte nur die Entscheidung nicht treffen... Entweder bleibe ich hier und verbringe den Rest meines Lebens damit im Selbstmitleid zu versinken, oder ich stehe auf, und nutze die Zeit um alles zu tun was ich will. Auch wenn ich Angst vor der zweiten Variante hatte, wollte ich es trotzdem nicht unversucht lassen und so stand ich auf.

Meine Beine trugen mich ins Bad, wo das Chaos meines Zusammenbruchs längst beseitigt war und ich mein Spiegelbild in voller Fülle und, na ja, Farbe, betrachten konnte... Aber alles was ich sah, war die leere Hülle meiner selbst. Meine Augen schienen mehr grau als blau, meine Lippen waren nur noch hellrosa statt rot und mein Gesicht bleich. Mein Vater meinte gestern zu mir, ich sähe aus wie eine Leiche, und was soll ich sagen, es war mehr als das. Ich sah nicht nur so aus, sondern ich fühlte mich auch genauso. Tot, ausgelaugt und übermüdet...

Dabei müsste man ja eigentlich meinen, dass ich mich in den letzten Tagen genug ausgeruht hab, doch dem war ganz und gar nicht so. Die Leere in mir, ließ nicht zu, dass ich für eine Sekunde ein Auge schloss. Das einzige, was wirklich in meinem Gehirn existierte, war Lewis. Was auch sonst... Tag und Nacht, er war da. Immer wenn ich die Augen schloss, einen Versuch wagte zu schlafen, sah ich ihn. Und je länger ich das tat, desto mehr bereute ich, ihm wieder verfallen zu sein und sogar kurz gedacht habe, wir könnten Freunde sein.
Ganz normale Freunde.
Aber das können wir nicht, und das wusste ich jetzt auch. Das war der einzige Vorteil, den diese letzten drei Tage hatten. Ich konnte mir endlich klar machen, was ich mir schon hätte viel früher klar machen sollen. Dass er absolutes Gift ist, dass er der Grund dafür ist, dass es mir jetzt so schlecht geht. Und, dass wir keine Freunde sein können, dafür liebe ich ihn einfach zu sehr... Der Gedanke, ihm so nah und doch so fern zu sein, zerreißt mich und ich habe nicht die geringste Ahnung, was das nun für uns bedeutet. Na ja, es gibt kein uns, zumindest nicht wie früher...

Kaum hatte ich mich ein wenig frisch gemacht, hallte auch schon mein Name an den Wänden und unterbrach somit meine konfusen Gedankengänge. „Ja, Papa?" Fragte ich, während ich in die Küche lief. „Möchtest du mit kommen? Ich gehe jetzt zur Arbeit und vielleicht könnte es dir mal ganz gut tun, hier rauszukommen..." Er packte sein Zeug zusammen und sah mich kurz an, als er fertig geredet hatte. Ich wollte eigentlich ablehnen, doch dann kam mir der Gedanke, dass er vielleicht gar nicht so ungerecht hatte. Es würde mir sicher gut tun hier raus zu kommen, und wenn es nur zu seiner Arbeit ist... Er freute sich als ich zustimmte, was mein Herz ein wenig erwärmen konnte. Es war schön, zu sehen, dass ich ihn nicht nur enttäuschte.

Um nicht so auszusehen als wäre ich gerade aus dem Bett gestiegen, was irgendwie nicht mal gelogen wäre, tauschte ich meine Jogginghose gegen eine Jeans, und mein Hoodie gegen ein anständiges T-Shirt. Danach steckte ich noch mein Handy in meine hintere Hosentasche und bürstete meine Haare durch, ehe wir uns auf den Weg zu Mercedes machten.

Die Fahrt verging wie im Flug, ich spürte kaum wie meine Umwelt an mir vorbei rauschte. Meine Gedanken schwangen zwischen belanglosen Dingen und ich war nicht wirklich anwesend, bis wir schließlich das Gebäude betraten und freundlich am Empfang begrüßt wurden. Auf der Stelle war ich wieder voll und ganz da und beobachtete wie sich die Blondine hinterm Tresen mit Lewis unterhielt. Ohne dass es meine Absicht war, stiegen Gefühle der Eifersucht in mir hoch und ich konnte nicht anders als meinen Blick abzuwenden. Es war schlimm, viel zu schlimm, mitanzusehen, wie ihn eine andere Frau zum Lachen brachte. Und wieder einmal, bereute ich, ihn jemals so tief in mein Herz gelassen zu haben. Denn im Endeffekt macht es ja sowieso keinen Unterschied, ob ich mich mit ihm vertragen habe oder nicht, er tut mir trotzdem immer wieder weh und bemerkt es wahrscheinlich nicht einmal... Aber so ist das eben, so ist das Leben. So ist die bittere Realität, und ich kann nichts daran ändern...

In der Cafeteria fand ich mich schlussendlich wieder. Während mein Vater in sein Meeting gegangen ist, hatte ich es mir an einem der Tische gemütlich gemacht und genoss die Ruhe. Bis auf mich, waren lediglich vereinzelt Leute hier, die ich aber bereits ziemlich bald nicht mehr wahrnahm. Alles um mich herum verlor an Genauigkeit und ich spürte wie ich wieder abdriftete, jedoch konnte ich nichts dagegen tun. Wie so oft schwirrten meine Gedanken um Lewis. Wer hätte das gedacht?

Auch wenn ich wusste, dass es wahrscheinlich nicht mehr als eine Unterhaltung war, tat es weh. Es versetzte mir einen Stich ins Herz, und je mehr ich mir darüber im Klaren wurde, wurde ich auch wütender auf mich selber. Es war nie meine Art gewesen, solche Qualen zuzulassen wegen einem Mann. Und dann war es auch noch einer, der mich wie Dreck behandelt hat, mich gebrochen und mein Herz zerschmettert hat. Das größte Arschloch von allen. Ich musste mich in das verflucht, größte, Arschloch der Welt verlieben...

Wie um alles in dieser verdammten Welt, konnte ich es so weit kommen lassen? Die Frage, was aus der alten Liv geworden ist, habe ich mir in den letzten Tagen öfters gestellt, und ich tat es schon wieder. Obwohl ich wusste, dass ich mir diese Frage niemals beantworten könnte, stellte ich sie mir. Immer und immer wieder, suchte ich eine Antwort. Und es war wirklich ermüdend, nicht weiter zu kommen, obwohl ich es so sehr versuchte. Aber vielleicht ist es auch besser so? Vielleicht ist die einzige Möglichkeit, das Geschehene, die Vergangenheit hinter mir zu lassen, wenn ich mich endlich damit zufrieden gebe wie es ist, und aufhöre, nach antworten zu suchen die ich nicht finde...

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Hey Freunde, tut Mir leid auf jeden der jetzt schon wieder auf mehr Lewis-Contet gehofft hat, ich muss euch mit diesem Kapitel leider enttäuschen...

Die Kommentare sind wie immer offen für meinungs/Gedankenaustausch und ich freue mich dort was von euch zu hören :) vergesst natürlich auch nicht ein Sternchen da zu lassen wenn euch das Kapitel gefallen hat!

Man liest sich, eure Annpakki <3

Toxic Love - the beginning of the end (Band 2) | Lewis Hamilton FFWhere stories live. Discover now