T W E N T Y S E V E N

525 24 8
                                    

Im ersten Moment dachte ich, ich hätte mich verhört, aber das hatte ich nicht. Und als ich das realisierte, brach eine Welt ihn mir zusammen. Er konnte mich doch nicht einfach wegschicken, er ist alles was ich habe...

„Nein, Lewis, bitte nicht!" Flehte ich, meine Stimme zitterte. „Bitte tu das nicht, nicht noch einmal. Du kannst mich nicht einfach wegschicken, ich brauche dich doch..." Dicke Tränen kullerten über mein Gesicht, was hatte ich da bloß angerichtet? „Aber ich brauche dich nicht, wenn ich dir nicht vertrauen kann..."

Wow, das war es also. Das war also das Ende, einer so aufregenden Geschichte, das Ende unserer Geschichte.
Wie konnten so wenig Worte, so etwas zu Stande bringen? Ich hörte wie mein Herz in Millionen kleine Stücke zersprang, währenddessen stand Lewis nur da und tat nichts. Er sah mich an, plötzlich kam er mir so anders vor. Keine Emotionen mehr, die Wut, der Hass, die Liebe, der Schmerz. Nichts war mehr da, seine Augen waren einfach nur leer. Momente lang sagte keiner etwas.

Plötzlich hatte ich nicht mehr das Gefühl mich wehren zu können. Die Kraft, Lewis davon zu überzeugen bei mir zu bleiben war weg. Es gab nur eine Möglichkeit in diesem Moment, und die war so schrecklich, dass ich mich selber dafür hasste sie zu wählen.
„Okay..." Sagte ich schließlich, die Stille zerbrach wie springendes Glas in meinen Ohren. Ich zog seinen Pullover aus und legte ihn auf den Boden. Stattdessen hob ich meinen auf, er war immer noch feucht vom Regen, aber das war mir egal. Ich krempelte ihn mir trotzdem über den Kopf, in diesem Moment war mir so einiges ziemlich egal. „Vielleicht hast du recht und ist es besser so..." Mit diesen Worten wendete ich mich zum gehen, ich konnte nicht glauben was gerade passiert ist.

Lewis sagte nichts mehr, er beobachtete einfach nur wie ich durch die Tür ging und schlussendlich hinter dieser verschwand. Kaum war ich draußen, hörte ich wie irgendwas zertrümmerte, es klang wie schepperndes Glas oder Porzellan, aber ich drehte mich nicht mehr um.

Ich fühlte nichts, als ich das Gartentor hinter mir schloss. Ich fühlte nichts, als ich durch die Straßen irrte ohne zu wissen wohin ich ging. Ich fühlte Wut, als mir klar wurde, dass es alles die Schuld von meinem Vater war. Es wäre nie dazu gekommen, wenn er mich einfach auf meiner alten Schule, bei meinen alten Freunden gelassen hätte. Es hätte nie so enden müssen, aber das hat es. Und jetzt bin ich hier, ganz alleine und habe niemanden mehr....

Ich riss die Tür von unserem Haus auf und wollte auf dem geradesten weg in mein Zimmer, als ich plötzlich meinem Dad gegenüber stand. „Es ist alles deine verdammte Schuld!" Schrie ich ihn an, er sah mir völlig entgeistert entgegen. „Nur weil du dich verdammt nochmal nicht aus meinem Leben raushalten kannst! Und jetzt ist alles kaputt, verstehst du?!" Mein Gegenüber war völlig überrumpelt, er verstand nicht im geringsten um was es ging. Aber ich war einfach viel zu wütend um irgendwas zu erklären. „Beruhig dich erstmal und sag mir was passiert ist..." Er wollte meinen Arm nehmen, doch ich riss ihn weg.

„Du, du bist passiert!" Schrie ich, er erstarrte in sich selber. „Du hast alles zerstört! Wegen dir hat sich Lewis von mir getrennt, wegen dir und dieser beschissenen Operation, die ich im übrigen nicht machen werde!" Ich verlor kein weiteres Wort mehr, bevor ich die Treppen hoch rannte.

So schnell wie ich Die Badezimmertüre aufgerissen habe, hatte ich sie auch schon wieder zugeschlagen und den Schlüssel im Schloss umgedreht. Das ganze Haus wackelte, aber ich war so unendlich wütend. Wütend, verletzt und traurig zugleich.

Immer wenn ich denke, dass alles perfekt ist, passiert irgendwas und zerstört alles wieder. Ich verstand es einfach nicht. Mit einem Satz, machte mein Leben plötzlich keinen Sinn mehr. Und es war so unendlich unfair... Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Ein verdammter Satz war es, der reichte um alles zu beenden. Konnte es für ihn denn wirklich so unwichtig gewesen sein, dass ein Satz genügte um ein Ende zu setzen?

Ich konnte und wollte das einfach nicht glauben. Der Schmerz in seinen Augen, als wir da standen und nichts sagten, den konnte er unmöglich vorgetäuscht haben. Dabei war ich mir bis eben eigentlich noch ziemlich sicher gewesen, aber jetzt, wenn ich nochmal darüber nachdenke, weiß ich gar nicht so recht, was mich da so sicher macht. Ich meine, es wäre nicht das erste mal gewesen, dass er Emotionen und Gefühle vortäuscht um mich zu verletzen...

Gott - warum musste es nur so wehtun? Warum musste alles so schmerzen, was mit ihm zu tun hat? Warum musste er mir überhaupt so etwas antun? War ich denn wirklich so so wenig für ihn, machte es ihm nichts aus mich leiden zu sehen?

Mit dem Rücken an der Tür rutschte ich diese hinunter. Ich fühlte mich so elendig leer, kraftlos und völlig ausgelaugt. Ich konnte nicht mehr als zu weinen, bitterlich zu schluchzen und mitanzusehen wie mein Leben in die Brüche ging. Vor meinen Augen lagen sie, die Scherben meines Herzens, ausgebreitet auf dem Boden, aber ich schaffte es nicht sie aufzusammeln. Es waren zu viele, sie waren zu klein und ihre Kanten waren so scharf, dass man sich an ihnen schneiden würde...

Eine Zeit saß ich einfach nur da und schaute regungslos auf die Trümmer. Gerade jetzt, wo alles langsam geheilt war, musste es erneut zerstört werden. Das war doch nicht fair, mit was hatte ich das bloß verdient? Mit einem Mal tauchten so viele Fragen in meinem Kopf auf, die mir den Platz zum Atmen nahmen. So viele Dinge, die ich versucht hatte zu verdrängen waren plötzlich wieder da, und sie übermannten mich völlig.

Mir wurde immer mehr klar, je mehr ich darüber nachdachte, dass ich im Grunde genommen selber schuld an allem war. Ich hätte Lewis nie die Wahrheit verschweigen dürfen. Nein, eigentlich hätte ich mich nie auf ihn einlassen dürfen, denn ich wusste, dass er mich früher oder später verletzen wird. Ich hätte ihm nie diesen Stellenwert in meinem Herz geben dürfen, der es ihm möglich macht mit einem Mal alles zu zerstören. Und ich hätte ihm nie vertrauen dürfen... Ich wusste das alles, es war mir so klar, trotzdem habe ich ihm verziehen und eine zweite Chance gegeben. Er hat diese genutzt und mein Herz ein weiteres Mal auf dem Boden zerschlagen.

Ich war einfach zu blind, zu naiv um zu checken, dass es einfach nicht funktioniert, das mit uns. Er war von Anfang an Gift für mich, doch anstatt zu gehen als ich es noch konnte, wurde ich abhängig. Wie eine Droge zerstörte er mich immer mehr, ohne dass ich es überhaupt bemerkte. Und jetzt ist es zu spät. Jetzt sitze ich hier, blute langsam aber sicher aus und frage mich, ob ich überhaupt besser bin als er. Wahrscheinlich nicht, aber was interessiert das jetzt überhaupt noch? Es ist sowieso zu spät, ich kann nicht mehr rückgängig machen, dass ich ihn angelogen habe, aber vielleicht ist es auch besser so...

Möglicherweise ist das der einzige Weg, damit wir endlich kapieren, dass wir nicht zusammengehören. Und auch wenn es sich überhaupt nicht so anfühlt, auch wenn er derjenige war, der die Leere in mir gefüllt hat, vielleicht soll es einfach so sein...?

Nun wusste ich, dass unsere Liebe nicht stark genug war, um auch das zu überstehen. Jetzt war mir klar, dass uns die Probe bis an die Kante der Klippe trieb, doch statt standhaft genug zu sein um nicht zu fallen, taten wir genau das. Wir wurden in die Tiefe gerissen und verloren uns dabei selber...

—————————————————
Hey liebe Freunde, es tut mir leid, dass es jetzt so ist, aber ich würde trotzdem gerne von euch wissen, ob ihr irgendwie damit gerechnet habt, dass er ihr wieder das Herz bricht, oder eher nicht... Schreibts mir gerne in die Kommis, ich freu mich über Feedback :))

Man liest sich, eure Annpakki <33

Toxic Love - the beginning of the end (Band 2) | Lewis Hamilton FFWhere stories live. Discover now