Wiedersehen der Merry Men

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Nachdem sie sich wieder durch den schmalen Spalt in die Eiche geschoben hatten, wurden sie freudig empfangen. Alle waren wohlbehalten von ihren Reisen in die Dörfer zurückgekehrt und saßen zusammen am Feuer. Louis' Blick huschte sofort zu Liam, der im Gegensatz zum letzten Mal, heute aufrecht saß, wenngleich er auch an der Wand lehnte. Offenbar fehlte ihm noch die Kraft, selbstständig sitzen zu können. Sein Hals war verbunden und er bewegte den Kopf kaum, denn offenbar hatte er noch Schmerzen. Als er Louis jedoch sah, funkelten seine braunen Augen erfreut und er streckte die Hand nach ihm aus. „Liam, oh ich bin ja so froh, dass es dir wieder besser geht." seufzte Louis, kam zu ihm herüber, was nicht einfach war, denn überall saß Jemand auf dem Boden und umarmte Liam vorsichtig. Der Verletzte gab einige Laute von sich, die mehr an ein Keuchen oder Brummen erinnerten, doch Louis ahnte, dass er ihn willkommen hieß und sich ebenfalls freute, ihn wieder zu sehen. „Wie geht es dir?" fragte Louis und setzte sich neben Liam, der mit den Schultern zuckte, aber gleichzeitig nickte. „Wie ist es euch ergangen?" fragte Harry währenddessen die anderen Jungs am Feuer und alle berichteten von ihren Erlebnissen. Überall waren die Silbermünzen dankbar angenommen worden und sie hatten vielen helfen können. Zayn und Nerian, die gemeinsam unterwegs gewesen waren, berichteten, dass sie einem Steuereintreiber über den Weg gelaufen waren, der sie angehalten hatte. Glücklicherweise hatte er sie nicht als Geächtete erkannt und sie weiterziehen lassen. „Das ist ja noch harmlos. Ich bin mit einem Steuereintreiber aneinander geraten. Er hat einen Mann mit der Peitsche geschlagen, weil der die Steuer nicht zahlen konnte. Louis ist dazwischen gegangen und wurde ebenfalls getroffen. Daraufhin habe ich eingegriffen...." Alle Gesichter wandten sich Harry zu und Buck hauchte: „Was hast du getan?" - „Ich habe ihn erschossen, nachdem er mich ebenfalls bedroht hatte." - „Was habt ihr mir der Leiche gemacht?" Der Druide, der ebenfalls mit am Feuer saß, musterte Harry und Louis eindringlich. „Wir haben ihn entsorgt. In der Nähe des Dorfes gab es ein Moor, dort haben wir ihn versenkt. Keine Sorge. Man wird ihn nicht finden. Allerdings ist uns das Pferd, das der Mann bei sich hatte, davongelaufen und ich hoffe sehr, dass es nicht zurück zum Hof galoppiert ist." gab Harry zu. Gwydion hielt inne und schien für einen Augenblick geschockt zu sein, dann stand er so ruckartig auf, dass Louis einen Moment Angst hatte, er würde sein Gewand am Feuer in Brand stecken. „Du hättest das Pferd auch erschießen müssen." Zayn wandte sich Harry zu und schüttelte ungläubig den Kopf: „Ich dachte, du bist clever genug, um daran zu denken, dass der Schutz unserer Gruppe hier immer an erster Stelle steht. Wenn Jonathan seinen Steuereintreiber suchen lässt und sie dabei auf unser Lager treffen, dann werden wir alle festgenommen. Wie kannst du das nur aufs Spiel setzen?" Er schien richtig wütend zu werden, doch auch Harry selbst konnte seinen Zorn offenbar nicht mehr zurückhalten und erhob nun ebenfalls die Stimme: „Du weißt genau, dass ich keine Unschuldigen töte. Außerdem ist das alles deine Schuld. Hättest du nicht darauf bestanden, dass Louis mit mir mitkommt, dann hätte der Mann nicht auf ihn losgehen können und ich wäre nicht in der Pflicht gewesen, ihn zu verteidigen!" - „Ach, jetzt willst du mir die Schuld für dein Verhalten zuschieben?" fragte Zayn herausfordernd und breitete die Arme aus. Fast spöttisch schüttelte er den Kopf, musterte Harry, wie einen Fremden, wandte sich um und verschwand aus der Eiche. Schnaubend vor Wut bleib Harry zurück, während die anderen Jungen ihn ansahen. „Starrt mich nicht so an! Ich hatte euch eigentlich einen Plan vorschlagen wollen, wie wir Jonathan stürzen können, aber offenbar will man sich ja hier mit Kleinigkeiten herumärgern." Gwydion stand noch immer am Feuer und die flackernden Schatten, die die Flammen auf sein Gesicht warfen, verliehen ihm einen gruseligen Eindruck. „Ich muss Zayn leider recht geben, Harry. Du hättest das Tier erschießen müssen. Aber nun kann man daran nichts mehr ändern. Ich werde mich nun beeilen, das Lager hier abzusichern. Bleibt bitte alle hier in der Eiche, ich kann euch nicht gestatten, mir bei der Absicherung zuzusehen." Alle Merry Men nickten, nur Louis verstand nichts. Was würde der Druide Besonderes vornehmen, um das Lager abzusichern?

Der verlorene KönigWhere stories live. Discover now