Übung, ein Plan und eine Täuschung

209 51 11
                                    

Das erste, was Louis auffiel, als sie den großen Saal betraten war Lady Taylor. Sie saß neben Thomas am Tisch und aß gemeinsam mit den anderen Merry Men. Thomas bemerkte den König und erhob sich von seinem Platz. Er kam ihnen entgegen und verneigte sich vor Harry: „Ich muss Euch um Verzeihung bitten." sagte er und sah dem König dabei nicht in die Augen. „Es stand mir in keinster Weise zu, Euch anzugreifen." - „Gut, dass du das erkannt hast, Thomas." sagte Harry recht freundlich, hatte jedoch kein Lächeln für Thomas übrig. Vielleicht befürchtete er, der Vertraute und Geliebte seiner Frau würde ihn nicht ernst nehmen, wenn er allzu nett zu ihm war.

„Wie geht es dir, meine Liebe?" fragte Harry die Königin und nahm neben ihr Platz. Schüchtern hob sie den Kopf und lächelte ein wenig unsicher. „Ganz gut, würde ich meinen. Danke." Rasch wandte sie sich wieder ihrer Mahlzeit zu und auch Thomas nahm wieder seinen Platz ein. Es gab ein wenig Dörrfleisch und Kohlgemüse, sowie Kartoffeln. Cuthbert und Leofwine hatten ihr Bad beendet und waren ebenfalls anwesend, doch weil Buck, Nerian, Flint, Liam und Ed fehlten, wirkte die Tafel unangenehm leer und es war auch nicht sonderlich laut. „Gibt es Nachricht der Spielmänner?" fragte Louis den Druiden, der ihm gegenüber saß und an einem Stück Dörrfleisch kaute. Gwydion schüttelte den Kopf: „Nein leider nichts, aber ich werde heute nochmal einige Krähen auf den Weg schicken, sie werden das Lager sicherlich finden und können uns sagen, ob die Jungs schon dort angekommen sind. Im Schutz der Dunkelheit können die Vögel auch sicherer fliegen und werden nicht bemerkt."

.-.-.-.-.-.

Als Louis am nächsten Tag ein Schwert aus der hölzernen Tonne zog, um damit das Training zu bestreiten, bemerkte er den Muskelkater sofort. Nur mit Mühe bekam er die Waffe hoch und schnallte sich das Schwert um die Taille. Auch die anderen Jungs bedienten sich und nach und nach hatte jeder ein Schwert umgeschnallt und sie gingen gemeinsam hinaus auf die Wiese vor die Burg. „Was ist DAS denn?" Veland blieb stehen, als sie den Wassergraben hinter sich gebracht und die Wiese erreicht hatten. Alle waren ein wenig verdutzt: auf der Wiese waren Zäune aufgestellt worden, Holzfässer stapelten sich und es gab kleine Zelte. „Was haben die denn heute mit uns vor?" seufzte Leofwine und blickte die anderen leidend an: „Mir tun noch von gestern alle Knochen weh." Soldaten, Rekruten und die Merry Men standen mit ratlosen Gesichtern vor Zayn und Cuthbert. Die beiden Heerführer standen vor der Burgmauer und blickten amüsiert drein. Sie schienen sich auf den heutigen Tag richtig zu freuen. „Wir werden heute sehen, wie flink ihr mit den Waffen umgehen könnt, wenn ihr dabei eine Strecke voller Hindernisse bewältigen müsst." Cuthbert klang ganz begeistert von seiner Idee, doch die Merry Men schienen noch nicht so ganz von der heutigen Übung begeistert zu sein. „Damit alle wissen, was zu tun ist, werde ich euch vorführen, wie diese Hindernisse zu bewältigen sind." Zayn packte sein Schwert und ging mit festen Schritten an den Anfang des langen Parcours. Cuthbert teilte indessen alle übrigen Männer auf der Wegstrecke ein. „Ich will, dass ihr alles tut, um Zayn daran zu hindern, das Ziel zu erreichen. Ihr dürft ihn angreifen, vom Weg herunterstoßen, zu Fall bringen." Alle stellten sich rechts und links der Strecke auf und jeder zog sein Schwert. Harry und Veland standen Louis gegenüber auf der anderen Seite hinter einem großen Eichenfass. „Lasst uns gleichzeitig angreifen." schlug Veland leise vor und die beiden nickten. Als alle auf ihren Positionen standen und bereit waren, pfiff Cuthbert mit den Fingern und Zayn rannte los.

Er war so schnell, dass er die ersten 15 Soldaten passiert hatte, bevor die hatten reagieren können. Zwischen bauchigen Fässern ging es hindurch und er hätte es fast geschafft, als sich ihm einer der Rekruten in den Weg stellte. Sie kämpfen nicht lange miteinander, denn Zayn gewann und rannte weiter. Jeden, der sich ihm in den Weg stellte, wehrte er ab und kam ohne Probleme voran. Louis wurde nervös, je näher er ihm, Harry und Veland kam. Sie kauerten sich hinter einem Zaun nieder und als Zayn nur noch wenige Schritte entfernt war, griffen sie an. Die Überraschung gelang zwar, doch Zayn schaffte es schnell, Louis außer Gefecht zu setzen, indem er mit einer geschickten Drehung seines Schwertes Louis die Waffe aus der Hand schlug. Harry und Veland schafften es, ihn noch einen Moment aufzuhalten, doch dann mussten auch sie sich geschlagen geben und ihn weiterlaufen lassen. „Das ist unfassbar, wie gut er ist..." stellte Harry fest, rammte die Spitze seines Schwertes in den weichen Boden und sah Zayn nach, der über einen Schneehaufen sprang und zwei weiteren Gegnern entwischte, die versucht hatten ihn in die Zange zu nehmen. „Ich werde bestimmt schon bei der Hälfte besiegt sein." überlegte Louis missmutig. Ganz am Ende des Parcours lagen Pfeil und Bogen. Cuthbert schoss einen Schneeball in die Luft und Zayn zerstörte ihn mit einem gezielten Schuss.

Der verlorene KönigDove le storie prendono vita. Scoprilo ora