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L e v i

"Es ist meine Schuld", stürme ich in den Raum der Schulkrankenschwester, die mich nur verwirrt ansieht. "Amaya kann nichts dafür. Ich habe ihr gesagt, dass sie das tun soll. Es war eine Mutprobe und es war völlig schwachsinnig, aber es war nicht Amaya's Idee", versuche ich sie zu überzeugen, doch ich scheitere kläglich dabei, als sie sich einfach in ihrem Stuhl zurücklehnt und ihre Arme vor der Brust verschränkt.

"Das ist egal. Sie war trotzdem diejenige, die es getan hat. Ich habe sie auf frischer Tat ertappt", sagt sie bloß.

"Sie haben mich auf frischer Tat ertappt. Amaya wollte nicht in ihren Raum einbrechen, ich habe sie dazu gezwungen. Ich habe sie einfach mit hierher genommen und ihr das Verbandszeug in die Hand gedrückt, damit es so aussehen würde, als hätte sie es geklaut. Ich meinte sie soll hier auf mich warten, und dann bin ich verschwunden, bevor sie mich erwischen konnten."

Ich weiß nicht, ob das, was ich hier gerade von mir gebe, überhaupt Sinn ergibt. Alles, was ich weiß, ist einfach nur, dass ich sie so schnell wie möglich davon überzeugen muss, mir zu glauben, damit ich Amaya noch finden kann, bevor es zu spät ist.

Die Schulkrankenschwester, dessen Name ich vielleicht endlich mal lernen sollte, äugt mich misstrauisch. Also setze ich noch einen drauf und greife in meine Jackentasche, um den eingepackten Verband rauszuholen, den ich seit dem letzten Mal für Amaya bei mir trage.

"Hier. Ich habe die andere Hälfte", sage ich und halte die kleine Verpackung in die Höhe, in der Hoffnung, sie sieht nicht zu genau drauf.

Sonst würde sie nämlich erkennen, dass es sich dabei um eine andere Marke handelt, als die Schule sie verwendet. Ich habe extra im Internet nachgeguckt, welche die Beste ist. Wie es sich herausstellt, gibt es nämlich ein paar Dinge, auf die man achten sollte. Diese hier ist von Tausenden von Varianten die, die am besten hält und die Wunden nicht reizt. Der ätzende Hautausschlag, der manchmal dadurch ausgelöst wird, bleibt zum Glück auch erspart.

"Ich fasse es nicht!", regt sie sich auf und lässt ihre Hände auf den Tisch fallen. "Ihr seid unmöglich, wisst ihr das?"

Ich stecke den Verband wieder in meine Jackentasche und unterdrücke ein siegessicheres Lächeln.

"Ich weiß, tut mir leid", sage ich und drehe mich um. "Wird nie wieder vorkommen." Mit diesen Worten verlasse ich ihren Raum und jogge den Flur entlang.

"Das wird Konsequenzen mit sich bringen, Junger Mann!", brüllt sie mir hinterher.

"Sehr gut, kann's schon kaum erwarten! Lassen sie Amaya einfach daraus!", rufe ich und verschwinde um die Ecke.

Mein Herz schlägt wie verrückt, als ich die Treppe fast schon runterspringe, weil ich drei Stufen auf einmal nehme. Es bleibt mir mitten in der Brust stehen, als ich Amaya vor der Damentoilette entdecke.

"Storm!", rufe ich und beschleunige meinen Gang. Sie dreht sich erschrocken herum, öffnet die Tür jedoch währenddessen.

Im selben Moment erreiche ich sie und lege meine Hand über ihrem Kopf auf die Tür, um sie hinter ihr zuzuschlagen.

"Geh in den Unterricht", fordere ich sie auf, meine Atmung hektisch, die Erleichterung in mir aber noch größer. Es ist noch nicht zu spät.

"Ich muss auf die Toilette und danach zur Schuldirektorin", antwortet sie und sieht an mir vorbei, ihre Augen vom ganzen Weinen rot unterlaufen.

"Ich muss zur Schuldirektorin. Du musst in den Unterricht."

Amaya zieht ihre Augenbrauen zusammen, pure Verwirrung in ihren Gesichtszügen.

StormWhere stories live. Discover now