24

31 4 0
                                    

L e v i

Es ist ganz bestimmt nicht süß hier, und alles andere, als ein Zuhause.

Ich meine, man sieht deutlich, dass hier jemand wohnt, aber es ist nicht erkennbar, ob hier auch gelebt wird. Ob es ein Ort ist, an dem Erinnerungen und Liebe gesammelt werden. Ich weiß es, weil ich selbst in so einem Haus aufgewachsen bin.

Arian hat fairerweise jedoch auch noch nie wirklich viel von sich oder seinem Leben erzählt, also hatte ich keine wirkliche Vorstellung davon.

"Setzt euch", bittet er uns und zeigt auf das graue Sofa. Ich lasse meinen Blick noch einmal durch das ganze Wohnzimmer gleiten, um wirklich sicherzugehen, dass es hier nichts gibt, was Amaya oder mich später in Gefahr bringen könnte. Ich finde nichts, weil es zu leer ist, um irgendetwas zu finden, und irgendwie lässt mich diese Erkenntnis schwer schlucken.

Ich sollte aufhören, so viel in die ganze Sache hinein zu interpretieren, aber er erinnert mich viel zu sehr an mich selbst. Wie er hier steht, als würde er nicht hierher gehören. Fehl am Platz im eigenen Haus, weil es kein Zuhause ist.

Weder Amaya noch ich befolgen Arian's Bitte, weswegen er sich bloß verlegen räuspert.

"Also, wegen Adam", fängt er an und sieht zwischen uns beiden hin und her. "Ihr müsst wissen, dass ich keine Ahnung von seinem Vorhaben hatte."

Amaya drückt meine Hand etwas. Ich sehe besorgt zu ihr, etwas verunsichertes in ihren Gesichtszügen.

"Und wenn doch, dann hätte ich irgendetwas dagegen getan."

Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht einmal, ob ich ihm glauben soll. Aber dann denke ich an Amaya und mich vor ein paar Wochen, und wie alles, was ich wollte, ihr Vertrauen war. Ich habe ihr auch keine wirklichen guten Gründe gegeben, mir zu glauben, doch sie hat es trotzdem getan.

"Es war nicht deine Schuld", meldet Amaya sich zum ersten Mal zu Wort, natürlich nur, um einer anderen Person ein schlechtes Gefühl zu nehmen. Ich wünschte, sie würde diese Worte auch finden, wenn sie an sich selbst denkt.

"Deine auch nicht", erwidert Arian ohne zu zögern.

Amaya verspannt sich sichtlich neben mir. Eine Art für ihren Körper, die Worte abzulehnen. Sie tut das ganze mit einem schwachen Lächeln ab, aber ich weiß, dass sie ihm nicht glaubt. Auch, wenn sie nicht darüber reden möchte, gibt es trotzdem ein paar Dinge, die sie hören sollte.

"Ich hätte etwas sagen sollen, aber ich durfte nicht auffliegen", versucht Arian sich zu rechtfertigen. Das absurde daran, ist die Tatsache, dass ich weiß, was er meint. Ich verstehe ihn, weil diese Worte vor ein paar Tagen noch aus meinem Mund kamen.

"Schon gut", spricht Amaya hektisch, sternenklar, dass sie der Sache ein Ende bereiten will.

Sie denkt, sie verdient kein Mitleid, weil sie die Schuld an allem bei sich selbst sieht. Ich kenne sie viel zu gut, als nicht zu wissen, was in so einem Moment in ihr vorgeht. Ich verstehe ihre Gefühle besser als meine, die chaotisch und planlos in mir herum geistern.

"Das bringt mich auch schon zu meinem nächsten Punkt", wechselt Arian das Thema. I

ch kann Amaya ihren Druck um meine Hand etwas lösen spüren.

"Adam ist der Abschaum dieser Menschheit. Ich würde mir lieber die Haare vom Kopf brennen, als ihn meinen Freund zu nennen."

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. Fantasiereiches Beispiel, verwirrende und gleichzeitig so valide Aussage.

"Aber ich muss ihn davon überzeugen, an das Gegenteil zu glauben, weil ich etwas von ihm brauche."

Jetzt bin ich derjenige, der seinen ganzen Körper anspannt.

StormWhere stories live. Discover now