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A m a y a

"Du hättest dich sehr gut mit ihr verstanden", ertönt Levi's Stimme durch mein Handy, welches vor mir auf meinem Schreibtisch an einem Bücherstapel gelehnt steht, damit er mich sehen kann.

Ich muss schmunzeln. Mit ihr meint er Arian's Katze, Luna. Seit wir unseren Videochat angefangen haben, kann er nicht mehr aufhören, über sie zu reden.

"Irgendwann möchte ich auch so eine Katze. Und einen Hund. Wie wär's mit einem Kaninchen?", fragt er und legt seinen Kopf schief, bevor er ihn in seinen Händen vergräbt. "Oh Gott, ich will jedes einzelne Tier als Haustier."

Mir entfährt ein Lachen.

"Auch Schlangen und Bienen?", provoziere ich ihn, wissend über seine unmenschliche Angst vor Beiden.

Er sieht durch einen kleinen Schlitz zwischen seinem Mittel- und Ringfinger.

"Auch ich habe meine Grenzen, Storm."

Mein Lachen wird nur lauter.

"Du meintest doch, du willst jedes Tier als Haustier!"

Er nimmt seine Hände von seinem Gesicht und sieht mit einem leichten Lächeln in die Kamera.

"Okay, ich korrigiere mich. Ich möchte jedes Tier als Haustier, dass mich nicht töten oder mir wehtun kann. Sie sollen glücklich werden, nur eben nicht bei mir."

"Klingt fair."

Er lächelt stolz und lehnt sich in seinem Stuhl zurück, seine Arme locker vor seiner Brust verschränkt, sodass es fast schon aussieht, als würde er sich selbst umarmen. Mein Herz ächzt mit der Vorstellung, ihn gerade bei mir zu haben und mich in seinen Armen wiederzufinden.

Nachdem er mich vorhin von der Schule abgeholt hat, sind wir sofort zu mir nach Hause gegangen. Ich habe verzweifelt versucht, ihn bei mir zu behalten, aber er meinte, dass wir die Güte meines Vaters nicht ausnutzen sollten.
Da ich zu dem Zeitpunkt noch immer nicht wusste, wie ich ihm von meinem Gespräch mit Mr. Davis erzählen soll, gab es also kein Argument, das für mich gesprochen hätte. Auf meine Aussage, wie sehr ich ihn vermissen würde, hat er nur gerührt gelächelt und mir versprochen, mich morgen früh von Zuhause abzuholen.

Er weiß demnach noch immer nichts davon, und ich habe keine Ahnung, wie ich es ihm beibringen soll.

"Storm?", reißt seine Stimme mich aus meinen Gedanken. "Du wirkst irgendwie so abwesend. Geht es dir gut?"

Ich nicke reflexartig und bereue es sofort wieder.

"Ist irgendetwas in der Schule passiert?", fragt er besorgt und setzt sich aufrecht hin.

Jetzt kann ich dem Thema nicht mehr so einfach aus dem Weg gehen. Das möchte ich auch nicht. Er hat mich direkt gefragt, ob etwas passiert ist. Das alles runterzuspielen und ihm nach einer klaren Frage ins Gesicht zu lügen wäre nicht nur unfassbar falsch und verletzend für unsere Freundschaft, sondern auch gefährlich für ihn.

"Um ehrlich zu sein, ja. Mr. Davis hat mich aus Ms. Ferro's Unterricht geholt, um mit mir über den...Vorfall in seinem Unterricht zu sprechen", gebe ich zu. Damit habe ich Levi's Aufmerksamkeit.

Er nickt gespannt.

"Möchtest du darüber reden, was er gesagt hat?", kommt es vorsichtig von ihm. Mein Magen zieht sich zusammen.

Normalerweise würde ich alles, was mit dem Thema in Verbindung steht, einfach für immer vergessen wollen, doch jetzt würde ich nichts lieber tun, als Levi davon zu erzählen. Es wäre nur nicht das, was mich wirklich belastet.

StormWhere stories live. Discover now