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A m a y a

Levi war da. Levi war immer da. Und selbst wenn er nicht bei mir war, dann war er wenigstens da. Nicht einmal in den letzten Monaten gab es einen einzigen Tag, an dem wir einander nicht in der Schule gesehen haben. Egal, wie schmerzhaft es war, wenigstens wusste ich, dass er da war.

Heute wird er es zum ersten Mal nicht sein, denn Arian hatte recht. Levi und Adam wurden für eine ganze Woche von der Schule verwiesen.

Ich war so wütend, als Levi mich gestern angerufen und mir davon erzählt hat, dass ich ihm versprechen musste, mich nicht auch noch absichtlich von der Schule verweisen zu lassen. Es wäre immerhin mein einziger Ausweg aus dieser Hölle. Meine Eltern würden es mir nämlich niemals erlauben, den Unterricht zu verpassen. Mein immer schlimmer werdender Leistungsabfall bereitet ihnen schon genug Sorgen. Genau deswegen ist Schwänzen auch keine Option. Die Schuldirektorin würde meine Eltern sofort alarmieren.

Also habe ich die ganze Nacht damit verbracht, mir verschiedenste Horrorszenarien auszumalen.

Adam wird zwar auch nicht da sein, doch der Rest der Schule schon. Und ohne Levi an meiner Seite weiß ich nicht, wie ich die erste Konfrontation nach dem gestrigen Tag überstehen soll.

"Amaya?", ertönt Levi's Stimme am anderen Ende der Leitung und reißt mich aus meinen Gedanken. "Bist du noch da?"

Ich öffne meinen Mund, doch ganz im Gegensatz zu meinem hektischen, ununterbrochenem Gerede der letzten Stunden, verlässt kein einziger Ton meinen Mund.

Das scheint ihn zu alarmieren.

"Amaya, was tust du gerade?", fragt er panisch. Ich weiß, was er denkt. Daran habe ich auch schon gedacht. Ich verstehe nur nicht, warum ihn das plötzlich so beunruhigt. Er hat es mir immer erlaubt, wenn auch nur beschränkt. Er weiß ganz genau, wieso ich es tue.
Er versteht mich. Eigentlich.

"Storm?", wird seine Stimme lauter.

"Gott, Levi, nichts. Ich tue nichts", antworte ich ungerechtfertigt irritiert, während ich mein Handy auf Lautsprecher stelle, um die lila Schutzhülle abnehmen zu können.

"Versprich mir, nicht unüberlegt zu handeln."

Ich nicke, doch nicht wegen Levi, sondern viel eher wegen meines Funds. Sie ist noch da.

Gerade, als ich ihm antworten will, klopft es an meiner Tür.

"Ein Moment!", rufe ich und fuchtle hektisch mit meinem Handy herum, bis die Klinge wieder sicher dahinter verstaut ist.

"Ich muss auflegen", verabschiede ich mich von Levi und tue genau das, bevor er noch etwas sagen kann.

Ich kann ihm einfach nicht mehr ins Gesicht lügen, doch die Wahrheit ist auch keine Option. Wir haben einen Pakt. Wie soll ich ihm beibringen, dass ich nicht mehr weiß, ob ich mich daran halten kann?

Ich werfe mein Handy an das Ende meines Bettes und stehe auf.

"Maya?" kann ich die Stimme meines Vaters hinter der Tür hören.

"Ja?"

Die Tür öffnet sich, und ich werde von einem müden Lächeln empfangen.

StormWhere stories live. Discover now