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A m a y a

"Das wird schon wieder. Es wird alles gut."

Ich hasse diese Worte. Ich hasse sie. Es wird nichts wieder gut. Wie kann jeder das einfach so behaupten, ohne zu wissen, ob es überhaupt stimmt?

Es wird nichts gut, weil Adam jetzt mit Sicherheit die Wahrheit - was auch immer sie sein soll - kennt und ich einfach hier stehe, so verdammt hilflos, und nichts für Levi tun kann.

Ich nicke bloß und sehe mich verloren auf dem leeren Schulhof um, als hätten meine Augen magische Kräfte und würden ihn wie durch Magie plötzlich auftauchen lassen.

Es hat nicht lange gedauert, bis die Schuldirektorin Levi und Adam abgeholt hat, und dann hat es nur noch ein paar Sekunden gebraucht, bis sich der ganze Schulhof freigeräumt hat. Die anderen haben das Interesse verloren, als die beiden aufgehört haben, aufeinander einzuschlagen.

"Gott, das hört sich so beschissen an. Es muss gerade schwer sein, daran zu glauben, dass alles wieder gut wird", reißt Nova mich aus meinen Gedanken. Ich nicke nur wieder, bei diesem Mal ein schwaches, aber dafür ehrliches Lächeln auf meinen Lippen. Ich drehe mich zu ihr, worauf sie mein Lächeln sofort erwidert. Sie hat darauf bestanden, mit mir zu warten und mich in diesem Zustand nicht alleine zu lassen.

Um ehrlich zu sein bin ich wirklich froh darüber, in diesem Moment jemanden bei mir zu haben. Es ist ungewohnt, aber Nova hat diese beruhigende Art an sich. Ihr wunderschönes Lächeln wirkt fast schon Wunder.

Und dafür hasse ich sie irgendwie. Ich meine nicht auf die ich hasse sie und ich wünsche ihr etwas Schlechtes Art, sondern eher auf die ich hasse sie, weil ich sie eigentlich ziemlich gern hab und weiß, dass sie irgendwann genug von mir haben wird Art. Es sind meine eigenen Unsicherheiten. Mein Fehler ganz allein. Mein Hass sollte viel eher mir gelten, statt Nova. Diese Einsicht ändert bloß nicht plötzlich alles.

"Es tut mir leid, Amaya. Ich wünschte, ich könnte irgendetwas für dich tun", sagt sie, und klingt aufrichtig traurig darüber.

"Entschuldige dich bitte nicht. Du tust hiermit schon mehr, als du dir vorstellen kannst", gebe ich zu.

Die reine Tatsache, dass sie sich freiwillig neben mich gesetzt hat, anstatt vor mir wegzurennen, könnte als Weltwunder gelten. Am liebsten würde ich ihr sagen, dass sie flüchten soll, so lange sie noch die Chance dazu hat. Noch niemand hat sie wirklich mit mir zusammen gesehen. Sie könnte also noch so tun, als hätte sie mich nie gekannt.

"Das will ich auch hoffen, sonst hat meine Freundin mich nämlich belogen", lockert sie die Situation mit einem leichten Lachen etwas auf. Auf mein fragendes Gesicht hin dreht sie sich zu mir. "Meine Freundin hat mir mal erzählt, dass sie sich wegen meiner Hilfsbereitschaft in mich verliebt hat."

"Sie hat nicht gelogen", schießt es instinktiv aus mir heraus, weil das die reine Wahrheit ist. Nach unserem letzten Aufeinandertreffen und meinem Verhalten hätte es mich nicht gewundert, wenn sie nie wieder auch nur ein einziges Wort mit mir gewechselt hätte, und dennoch sitzt sie hier mit mir und verpasst ihren Unterricht, damit ich nicht alleine bin.

Nova lächelt zufrieden. "Ich bin mir sicher, dass du und dein Freund euch auch wieder vertragen werdet. Er kommt mit Sicherheit jeden Moment wieder."

Oh. Warte mal. Oh.

"Er ist nicht...Wir sind nicht- Er war mein...", suche ich verzweifelt nach den richtigen Worten, obwohl sie doch so einfach auszusprechen sein müssten. "Wir sind nicht zusammen. Er war mein bester Freund."

Ich kann nicht so über Levi denken. Das geht einfach nicht. Er war - ist für mich noch immer - mein bester Freund seit ich elf Jahre alt bin. Wir haben diese Grenze nie überschritten. Nicht einmal im geringsten. Außerdem würde er mich niemals so sehen. Würde ich mir irgendwelche Hoffnungen machen, würde das nur zu einer Enttäuschung führen. Ich denke übrigens auch nicht, wirklich sein Typ zu sein. Wenn er mich ansieht, dann sieht er wahrscheinlich die kaputte, schmutzige Amaya, die er immer und immer wieder retten und vor sich selbst beschützen muss. Und das ist okay so, weil er mich trotzdem sehr lange geliebt hat, aber eben nicht so.

StormWhere stories live. Discover now