36

31 7 0
                                    

L e v i

Ich bin ein Idiot. Ich bin ein Gottverdammter Idiot.

Sieben Jahre habe ich auf so einen Moment gewartet. Nur ein einziges Mal wollte ich mir wirklich sicher sein können, dass Amaya dasselbe fühlt, wie ich.

Scheiße, sie hat es mir sogar gesagt. Sie hat mir gesagt, dass sie mir näher sein will. Wie viel sicherer hätte ich noch sein können? Ein offensichtlicheres Zeichen hätte sie mir gar nicht geben können.

Und doch habe ich sie von mir gestoßen.

Ich weiß nicht, was falsch mit mir ist. Gott, sie sah so verletzt aus. Sie hat noch versucht, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, aber ich konnte ganz genau sehen, wie zurückgewiesen sie sich gefühlt hat. Natürlich. Natürlich fühlt sie sich abgestoßen, wenn sie sich endlich traut, einen Schritt auf mich zuzumachen, und ich den selben Schritt wieder zurück mache.

Bevor ich noch mehr Zeit verschwenden kann, springe ich vom Sofa auf und stürme in die Richtung von Amaya's Zimmer. Der Gedanke daran, dass sie auch nur eine einzige Sekunde denken könnte, mein Verhalten würde an ihr liegen, ist unerträglich.

Es scheint bloß so, als könnte auch sie die Situation nicht einfach auf sich sitzen lassen, denn gerade, als ich um die Ecke laufe, kommt sie um das Treppengeländer gelaufen.

"Storm", verlässt es mich im selben Moment, in dem sie an der ersten Stufen anhält und ein verwirrtes, "Levi?" von sich gibt.

Keiner von uns beiden sagt mehr etwas, und ich kann in ihrem bedrückt verzogenen Gesicht sehen, wie unangenehm ihr das hier ist.

Also öffne ich meine Arme und lächle leicht. Es dauert keine drei Sekunden, bis Amaya zu mir runterrennt, die letzten zwei Stufen einfach überspringt und direkt in meinen Armen landet.

"Tut mir leid", kommt es gleichzeitig von uns.

Ich löse mich von ihr und lasse sie auf der vorletzten Stufe ab, damit wir auf Augenhöhe sind.

Die Spannung von dem, was hätte passieren können, liegt noch immer zwischen uns, doch Amaya lässt sich davon nicht beirren.

"Tut mir leid, wie ich reagiert habe", wird sie etwas klarer in ihrer Entschuldigung.

Ich schüttle meinen Kopf.

"Mir tut es leid, Storm. Ich wollte dir nicht-", breche ich meinen Satz ab, um meine Wortwahl zu überdenken.

Sie sieht aus großen Augen zu mir, und ich muss meine Augen kurz schließen, um mich sammeln zu können. Als ich sie wieder öffne, kaut sie unsicher auf ihrer Unterlippe.

"Mein Verhalten lag nicht daran, dass ich...es nicht auch wollte", fange ich an, meine Stimme leicht brüchig.

In diesem Moment, hier im schwach beleuchteten Flur inmitten der Treppen fühlt sich plötzlich alles möglich an. Als würde das warme Licht sich wie eine Decke auf uns legen und uns vor der Außenwelt schützen.
Nur wir zählen gerade.

Amaya läuft rot an und will ihren Blick nach unten wenden, doch meine Hand liegt auf ihrer Wange und hält ihren Kopf in meine Richtung, bevor sie das tun kann.

"Ich wollte es nur einfach nicht so."

Ich sehe an mir herunter, damit sie versteht, was ich meine.

"Nicht, wenn ich so aussehe."

Sie legt ihren Kopf schief und lächelt traurig, ihre Erleichterung zwar deutlich, aber dennoch in den Hintergrund geschoben, als sie mit ihren Fingerspitzen sanft über die Wunde Haut in meinem Gesicht streicht.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Feb 28 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

StormWhere stories live. Discover now