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A m a y a

"Ich erwische euch im selben Bett, und soll dann wirklich glauben, dass nichts passiert ist?!", reißt die Stimme meiner Mutter mich aus einem ziemlich überraschend ruhigen Schlaf.

Ich schrecke auf und sehe mich um, die letzten Stunden verschwommen in meinem Kopf herumwirrend.

Das einzige, was dabei glasklar für mein Herz ist, ist Levi.

Levi.

Er sollte eigentlich hier sein.

"Nina, bei allem Respekt-", höre ich seine Stimme dann direkt vor meiner Tür, die jedoch sofort wieder von meiner Mutter unterbrochen wird.

"Nein! Ihr habt eben keinen Respekt vor mir! Alle Beide nicht!"

Oh Gott. Nein, nein, nein.

Levi hat sich anscheinend wirklich später noch zu mir gelegt und ist eingeschlafen. Ich dachte, noch rechtzeitig wach zu werden und ihn irgendwie unbemerkt rauszukriegen, doch das Gebrülle vor meiner Tür zeigt mir, wie falsch ich damit lag.

"Ihr ignoriert wiederholt die Regeln, die ich in meinem Haus aufstelle!", wirft sie ihm vor, ihre Stimme so laut, dass selbst ich hier drin mir die Ohren zuhalten möchte.

So kann sie nicht mit ihm reden. Soll sie mich anschreien. Soll sie mir diese ganzen lächerlichen Dinge vorwerfen. Aber sie hat kein Recht, ihre Stimme Levi gegenüber so zu erheben.

Ich springe auf und stampfe auf die Tür zu, meine wütenden Schritte hoffentlich unmöglich zu ignorieren.

Vor meiner Tür, die ich mit all meiner Kraft aufreiße, stehen Levi und meine Mutter sich gegenüber, beide so, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Ich bilde mir ein, den Rauch aus den Ohren meiner Mutter kommen sehen zu können, während mein bester Freund die Ruhe in Person ist. Nicht einmal beim Schlafen sieht er so gelassen aus.

Er weiß, dass genau das meine Mutter zum Glühen bringt. Sie will uns wütend sehen. Sie will uns provozieren. So ist sie, und so war sie schon immer. Sie hatte schon immer Schwierigkeiten damit, andere Menschen glücklich zu sehen, weil sie selbst tief in sich drin so verbittert ist, dass sie jeden beneidet, der es nicht ist. Das möchte sie zerstören.

Das weiß Levi. Deswegen gibt er ihr diese Genugtuung nicht. Er weiß auch, dass ich - trotz allem - genau das brauche. Ich will die Möglichkeit, dagegen ankämpfen zu können. Auch, wenn ich immer wieder verliere.

Deswegen sieht er mich mit diesem unbeschreiblichen Blick an und schüttelt seinen Kopf. Er will mir sagen, dass es das nicht wert ist, aber für ihn ist es mir das wert.

"Hör auf, ihn anzuschreien", wende ich mich also an meine Mutter und verschränke meine Arme vor der Brust, um mich selbst vor dem zu schützen, was noch kommen könnte.

Sie lacht nur arrogant auf.

"Ach, die Prinzessin ist wach!", kommt es belustigt von ihr, während sie ihre Arme in der Luft herum wirft. "Ist es das, was du mit deinem Leben anfangen willst? Schlafen und mit deinem Freund kuscheln?"

Sie war schon immer gut darin, mir das Gefühl zu geben, aus mir würde nichts werden. In ihren Augen bin ich ein Nichtsnutz. Ich hasse es, wie einfach ich ihr glauben kann. Wie mühelos ich ihr die Worte von ihren Lippen ablese, als wären sie mein ganz persönliches Gebet.

"Weißt du was?", fange ich an, um dieses erbärmliche Gefühl in mir loszuwerden, mich zumindest davon abzulenken. "Genau das will ich."

Ich kann sie nicht mit Logik oder der Wahrheit besiegen. Vielleicht kann ich sie ja mit ihren eigenen Waffen schlagen.

StormHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin