Auf nach Berlin

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am Nächsten Tag

Hektik lag in meinen Bewegungen, als ich mit schnellen Schritten die letzten Dinge in die kleine Sporttasche warf. Ich wollte so schnell es ging alles fertig haben, um streamen zu können, bevor es auf nach Berlin ging. Für zwei Tage brauchte ich zwar nicht sonderlich viel, aber ich hatte trotzdem Angst irgendwas zu vergessen, oder eine Eventualität falsch eingeschätz zu haben.

Auf die Hilfe meines Vaters konnte ich ja nicht hoffen. Der war nur noch weg. Ich tippte ja auf eine Freundin, aber das konnte mir zu egal sein, denn ich war hier bald weg und dann wäre ihn sowohl meinen Vater, als ein eine mögliche Freundin/ einen Freund los. Einen auf tolle Stieftochter würde ich nämlich sicher nicht machen. Ich hatte eine Mutter gehabt. Ich brauchte keinen Ersatz, der ihren Platz in meinem Herzen wollte.

Alles war fertig gepackt und ich musste nur noch zum Bahnhof, dann ging das Abenteuer los, aber erst wollte ich unbedingt streamen, egal, dass ich das aktuell eh sehr viel tat.

Stegi war viel online, so konnten wir viel zusammen machen, und dadurch streamte ich dann auch mehr und so wurde es ein Kreislauf, wo wir eigentlich die meiste Zeit zusammen verbrachten.

So auch jetzt. Stegi wartete bereits auf mich und zog mich in den Chanel kaum das ich den Stream gestartet hatte. Ein einziges Hi von ihm und ich musste einfach lächeln.

"Halli Hallo!", rief ich darauf euphorisch und klickte im selben Moment auf das kleine Bildchen des Minecraft Launchers. Dieser öffnete mein neues Lieblingsspiel, in welchem ich inzwischen schon gar nicht mehr so schlecht war. Auf Hypixel spielten wir daraufhin ein paar Runden Bedwars dou, etwas was er wohl mal mit jemand anderem gespielt hatte. Hier merkte man dann doch sehr, dass ich nicht mehr ganz die Schlechteste war, aber die meisten waren, gerade in Stegis Rang, besser als ich.

Viel zu schnell musste es dann allerdings wieder enden, denn ich hatte nicht, wie sonst, keine Pläne mehr. Stegi war es dann, welcher mich an meinen Zug erinnerte. Gerade noch rechtzeigt um noch kurz reden zu können, bevor ich dann wirklich losmusste.

"Danke nochmal wegen deiner Hilfe mit der Wohnung.", bedankte ich mich zum tausensten Mal bei Stegi. Dieser tat es aber, wie immer, damit ab, dass er nur Kontakt hergestellt hätte. Ich war ihm ehrlich Dankbar für seine Hilfe, denn er war nun mal der erwachsenere von aus, egal wie oft er es eben nicht zeigte, und wusste was ich für dieses Treffen brauchte und wie ich Aufzutreten hatte. Vielleicht würde er nicht real neben mir stehen und mir helfe, aber Stegi gab mir die Tipps, welche kein anderer mir geben wollte.

„Bekomme ich dann Auskunft und Update aus Berlin?, fragte der 27 Jährige und ging sogleich mit mir noch mal die wichtigsten Dinge beim Besichtigen der Wohnung durch.

„Du musst auf kleine Unstimmigkeiten achten. Stell Fragen. Der Vermieter wird dir nicht die Mängel, sondern die Vorteile und positiven Dinge, näherbringen wollen."

„Ich frage ob ich Bilder machen kann und dann schauen wir uns das heute Abend an?", fragte ich aufgeregt, denn irgendwie wurde es so langsam real, dass ich gleich einen Besichtigung Termin hatte. Zum Glück allein. Stegis Kumpel hatte mit dem Vermieter abgeklärt, dass ich erst einmal schauen durfte, bevor es für die Masse gezeigt wurde. Gerade in Großstädten wie Berlin konnten das ja um die 100 Leute sein, welche eine Wohnung gleichzeitig besichtigten. Da war es mir so sehr viel lieber.

„Gerne. Auch wenn ich glaube, dass mein Freund da schon sehr gut lebt und du keine Mängel finden wirst, aber sicher ist sicher. Egal was du machte den Vertrag nicht gleich unterschreiben, auch wenn du sehr euphorisch bist.", ermahnte Stegi mich noch, dann musste ich auch schon de Weg zum Bahnhof antreten.



Natürlich hatte der Zug Verspätung und so ich doch schon leicht zitternd an Gleis und wartete mit Sporttasche auf der Rechten Schulter, Handy in der linken Hand und Kopfhörerin in den Ohren, auf meine Mitfahrgelegenheit in die Hauptstadt.

Lange war ich nicht mehr dort. Das letzte Mal wohl mit meinen beiden Elternteilen, als wir einen Abstecher zum Bundestag und dem Brandenburger Tor, mit einem Besuch der Familie meines Vaters, verbunden hatten. Es musste wirklich lange her sein, wenn wir da noch eine Familie waren. Höchstens 6 Jahre alt konnte ich gewesen sein, danach hatten meine Eltern nur noch das aller Nötigte mit einander gesprochen und waren im Streit aus einander gegangen. Unverständlich für mich als Kindergartenkind, aber wohl das, was mein Leben am meisten geprägt hatte. Schlussendlich dann doch zum Positiven. Anders wäre ich wohl nie von meiner Mutter unterrichtet worden und hätte mich zwischen Buchstarben lernenden 1. Klässlern gelangweilt.

Die letzten Töne von Phonix drangen in mein Ohr und der endlich eintreffende Zug übertönte den Beginn von MEHR VON UNS und ließ mich die Tasche noch fester umfassen und zur nächsten Tür durchdrängeln. Viel zu viele Menschen hatten das selbe vor und so entstand Gedränge, welchem ich zum Glück schnell entfliehen konnte, da sich die Türen öffneten und ich, dadurch, dass ich genau an der Tür stand, sofort ins Innere gelangte, wo ich mir einen schönen zweier Platz am Fenster sicherte. In Sekunden fühlte sich der vorher leere Zug und rollte dann voller Menschen wieder los.

Sitze im Zug

Bin so scheiße aufgeregt

Schrieb ich an Stegi und drehte die Musik noch ein wenig lauter, um nicht mehr dem Flirt zwischen meinen Vordermännern lauschen zu müssen, oder dem Geheule des winzigen Babys im Arm seiner Mutter schräg neben mir.

Sollten sie mich doch alle mal für die nächsten Stunden in Ruhe lassen. Einfach in meiner Welt der Musik lassen.

Bis auf die Verspätung kamen wir tatsächlich pünktlich. 2 Stunden Fahrt, wie es üblich war. Ich packte meine Tasche und stieg aus dem Zug. Da es die Endhaltstelle war taten es mir alle gleich. Meine erste Amtshandlung war es das Glaskonstrukt zu bewundern. Auch wenn ich das in Hannover schöner fand, so war dieses Gebäude sehr sehenswert. Ein gutes Stück moderner als das alte Bahnhofsgebäude und auch noch viel größer. Ein Palast aus Glas eben. Gefühlt mit den Massen einer Großstadt, dem Meer aus vieles Sprachen und dem Drang einzelner aufzufallen und heraus zu stechen. Ich wollte nicht auffallen, nicht herausstechen. Deshalb folgte ich dem Gedränge aus dem Bahnhof und zückte mein Handy um den Weg zum Hotel zu finden.

Es war zwar etwas zu kalt für meine dünne Stickjacke, aber für ein wenig Fußweg musste sie genug Wärme spenden. Es wurde Herbst. Weit musste ich ja nicht und so konnte ich für einige Minuten die Atmosphäre aufsaugen, welche hier herrschte. Eine Mischung aus multikulti Gesellschaft, Menschen die anderes waren als 0815, dem Drang nach Fortschritt und gleichzeitig Leuten, welche all das eben nicht wollten.

Spannungen, welche spannend schienen und doch einschüchterten, doch ich fühlte mich wohl zwischen Häusern, welche so weit in den Himmel ragten, dass der Himmel mit ihnen zu verschwimmen schien.

Ein solches Haus war mein Ziel und meine Unterkunft für die nächste Nacht. Na gut mehr würde es vermutlich nicht sein, denn morgen früh müsse ich bei der Wohnung sein und danach würde ich meine Zeit sicher nicht in einem kleinen Hotelzimmer vertrödeln, wenn da draußen eine Metropole auf mich wartete. Am darauffolgenden Tag würde ich mich dann vermutlich erneut mit dem Vermieter treffen und, wenn alles passte, den Mietvertrag unterzeichnen. Ich spielte ihr aber auch wirklich die Speedrun Version eines Umzugs. Zumindest kam es mir so vor, wenn ich bedachte wie es bei Freunden gelaufen war.

An der Rezeption erhielt ich meinen Schlüssel und konnte mich dann auf das weiße Bett werfen. Fix und Fertig, trotz das es erst 17 Uhr war. Wie eine vorzeige Internetsüchtige, suchte ich als erstes ein Mögliches Netz, damit meine Mobilendaten etwas geschont wurden, aber es gab nichts. Vielleicht ein Punkt auf den ich bei der Hotelsuche hätte achten sollen.

Kurz telefonierte ich mit Stegi, welcher dann leider auflegen musste, da er noch mit Basti zum Aufnehmen verabredet war. Etwas, was meine Laune nicht gerade steigerte, aber ein Abendessen, bestehend aus einer bestellten Pizza, und etwas lesen auf Wattpad an meiner aktuellen hoben sie dann wieder so, dass ich mich glücklich ins Land der Träume begeben konnte.

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Gamergirl: von Sims über Fall Guys zu MinecraftWhere stories live. Discover now