Klarkommen... irgendwie

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POV: Leo
Der PC stand. Ich müsste nur den richtigen Knopf drücken und alles wäre stream bereit und doch sitze ich hier, starre auf den schwarzen Bildschirm und warte einfach nur auf einen Zaubertrank, der mir das Denken nimmt. Vielleicht leicht Lebensgefährlich, aber sicher besser, als unfähig da zu sitzen und sein Leben in Frage zu stellen. Innerlich hoffte ich auf ein Klingeln der Tür. Die Möbel sollten zwar erst frühstens Dienstag (Morgen) ankommen, aber hoffen durfte man ja wohl noch. Gut eigentlich war meine Lust darauf schon wieder zu handwerkeln sehr gering, aber lieber hatte ich wieder Muskelkater des Todes und lauter blaue Flecke, als dass dieses dumme Thema Liebe mir den Kopf verätzte. Dazu sollte man erwähnen, dass meine Gedanken sich dies bezüglich nicht geändert hatten, nur schien meine Neugierde das nicht verstehen zu wollen.
Ich. Würde. Auf. Kein. Date. Gehen.
Fertig aus ende. Da gab es nichts zu diskutieren, zumindest eigentlich. Ich könnte mit Stegi darüber sprechen. Er war mein bester Freund, er würde mir helfen. Auf der anderen Seite hatte ich Angst wieder als komisch abgestempelt zu werden, was ich ja auch irgendwie war. Vor so einer Reaktion, wie sie Jonas gezeigt hatte, mit unverständlich und Ablehnung, aber ich wollte auch ich selbst sein und als diese verstanden werden ohne sich zu verstellen. Eine schöne Traumvorstellung fernab der Realität.
Völlig abwesend schlürfte ich in die Küche und holte mir ein Glas Zitronen Limonade -mir war vorgestern danach gewesen, als ich einkaufen war. Die Glasfalsche hatte leider auch nur doch den Inhalt eines Glases und so hieß es danach wieder Wasser trinken. Juhu. Dumm nur, dass auf dem Weg weg vom Gamingzimmer der Teppich etwas verrutscht war und ich so über die aufgerollte Ecke stolperte. Das Getränk ergoss sich schon über den ganzen Teppich und Teile des Bodens, als ich mich einfach daneben setzte wie ein bockiges Kleinkind und darauf wartete, dass irgendein Vollidiot kommen und die Sauerei beheben würde. Pech für mich, dass hier kein Idiot außer mir war, der alles aufwüschen würde. Willkommen in der Welt der Erwachsenen Leo.
Kurz hockte ich noch da, bis ich mir selbst eingestand, dass mein Verhalten nichts brachte und ich mich nur Lächerlich machte. Gut, dass mich hier keiner sehen konnte. Das Glas war zu meinem Glück nur in zwei Hälften zerbrochen und wenig kleine Scherben lagen herum, aber auch so musste ich enorm aufpassen, um mich nicht zu scheiden. Meine ganze Konzentration lag darin und so konnte ich kurz vergessen, was eigentlich meinen Verstand zerschnitt. Merkwürdig, dass ich mich erst auf die Fresse legen musste, damit ich mich besser fühlte. Tatsächlich waren meine Finger am Ende immer noch genauso rosa, wie vorher und kein einziger Bluttropfen bedeckte den Teppich, Boden, oder mich selbst und auch die schön klebrige Limo verschwand mit einem Mob und so blieb nur der leicht Zitronige Geruch zurück, vielleicht auch vom Putzmittel im Wasser. Mein nächstes Problem war nun wieder das Selbe, wie ich es vor meinem Versuch etwas zu trinken hatte. Ich brauchte Beschäftigung irgendwie irgendwas.

POV: Basti

Scheiße, dass war das erste Wort, was mir in den Kopf kam, als ich am nächsten Morgen auf wachte und realisierte, was ich gestern verbockt hatte. Wie konnte das passieren? Clap Basti, du hast nur ganz vielleicht ein Augen zu viel auf ein Mädchen -Leonie- geworfen und jetzt verschreckst du sie lieber, als langsam zu schauen, was es werden könnte. Ehrlich froh war ich an Tage wie diesem über Abläufe, die ich mir über Jahre aufgebaut hatte, auch wenn sie sich mit der Trennung hatten neu einspielen müssen. So konnte ich einfach blind folgen. Vom aufstehen bis zum Schlafen gehen. Alles war durch ein Ritual geregelt und in ein Zeitfenster getaktet. Andere mochte es einschränken, aber mir gab es die Möglichkeit produktiv zu sein und mich wohl zu fühlen. Gerade der Aussetzer gestern hatte mich ein wenig in meinem Selbstvertrauen verletzte. Sowas durfte mir nicht passieren. Alle mein perfektionistisches Denken ging dagegen. Alles menschliche rückte in den Hintergrund und so arbeitete ich einfach den Alltag ab, wie eine Checkliste. Vom Kleidung heraussuchen, zum Duschen und von da die Stücke anziehen. Eigentlich kein Problem, aber erst war das Duschzeug leer und nachdem mich diese Tatsache schon in die Verzweiflung getrieben hatte würde es auch nicht besser, als dann mein Zeitmanagement auch noch scheiterte war es endgültig um mich gesehen. Lustlos und voller Wut auf mich selbst warf ich mich auf das dunkel graue Sofa und lies so den halbleeren Kaffee und das angebrannte Spiegelei mit meiner guten Laune in der Küche. Warum bekam ich nicht mal die einfachsten Dinge hin? Von meiner Ex hätte ich jetzt wohl einen Spruch in Richtung Selbstmittleid steht dir nicht bekommen, aber ihre Meinung sollte mir eigentlich egal sein, so egal, wie es alle anderen auch waren. Sie hatte keinen Platz mehr in meinem Leben oder Herzen. Sollte sie doch bleiben, wo der Pfeffer wächst, ich kam auch ohne alles klar. Ein wenig Struktur und das Leben lief wieder in geregelten Bahnen. Haha Basti, hat ja super geklappt, mit deinen geregelten Bahnen, wenn du hier liegst und verzweifelst. Der Drang produktiv zu sein hatte nur eine Folge, nämlich, dass ich unproduktiv da saß und nichts machte, als mir mal wieder den Kopf über meine neue Nachbarin zu zerbrechen. Wirklich ich hätte besseres zutun, aber mein Herz schien die Kontrolle über meinen Verstand sehr erfolgreich zurück gekämpft zu haben und lies mich zum abwesenden Zombie werden. Selbst, als ich mich spät aufraffte und immerhin kurz den Stream startete, würde es zwar langsam besser, aber das Chaos wollte einfach nicht ganz vergehen uns schmiss mich damit aus der Spur. Ich sollte mir echt in den Griff bekommen, sonst würden solche unbedachten und komischen Situationen noch häufen.

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Gamergirl: von Sims über Fall Guys zu MinecraftWhere stories live. Discover now