Juno 3

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Da Cora viel zu verkatert war um auch nur irgendetwas zu tun musste ich mir an nächsten Tag anderweitig Begleitung organisieren. Den so sehr ich meine ehemals beste Freundin liebte. Nur im Garten des Hauses zu sitzen, welches die anderen als zweiten Stützpunkt sahen, wollte ich nicht. Dazu war dieser April viel zu schön und warm. Erst hatte ich überlegt die kleine Hannah zu fragen, neben der ich aufgewachsen war, doch konnte man von ihr nicht erwarten, dass es ihr besser ging, den Cora war immer noch gewöhnter als die 16 Jährige an Alkohol. Hoffentlich übertrieb es das Mädchen heute nicht erneut.
In der Erwartung jemanden passenden zu finden scrollt ich durch meine WhatsApp App Kontakte. Die meisten waren ebenso wie ich weggezogen, oder  ich  war nie sonderlich nah mit ihnen gewesen. So stand ich allein an der Bar und versuchte den Raum nach bekannten Gesichtern abzusuchen.

Meine Erlösung war dann Jasper, der ältere Bruder Hannahs, welcher auf die Bar zu torkelte. An seiner Seite zwei weitere Jungen in seinem Alter. Der 19 jährige schien bereits leicht angetrunken und ich musste ein schmunzeln unterdrücken, als er mich erblickte und seine Augen groß wurden. "Juno", kam es plötzlich deutlich kraler von ihm, als ich es in seinem Zustand erwartet hatte. Nicht, dass er vollkommen dicht war, aber am, für die meisten, dritten Tag des Schützenfest war eine solche Klarheit bewundernswert.

Flink stand er vor mich und schlang seine Arme um meinen Oberkörper, wobei der Geruch von Bier mir entgegen kam. Ja, auch er hatte sicher schon das ein oder andere Getränke im Magen.

"Was macht das Stadtmädchen den hier.", scherzte einer seiner Kumpel mit einer gewissen Überheblichkeit in der Stimme. Tobias, selbst in einer Kleinstadt aufgewachsen, machte sich gerne darüber lustig, dass ich vom Dorf kam. Woher ist das wusste? Mit einigen, wie ihm und Jasper, hatte ich in der Stadt über WhatsApp Kontakt. Da bekam man immer noch alles mit, was in der Heimat passierte. „Ja, Herr Stadtjunge.", beim Versuch seine Überheblichkeit zu spielen übertrieb ich absichtlich eine deutliche Portion zu sehr, sodass es nur noch lachhaft wirkte.

Der Nachbar meiner Eltern war dabei ein äußerst angenehmer Gesprächspartner. Seine Kumpel verschwanden schnell, aber er blieb mit mir an der Stelle sitzen und wurde mit jeden weiteren Bier noch ein kleines bisschen gesprächiger. So hörte ich ihm zu, wie er ebenso wie seine jüngere Schwester am Vortag über ihn, über sie erzählte. Das Kleine Mädchen, von dem er nicht akzeptieren konnte, dass es eben kein kleines Grundschulkind, sondern eine junge Frau war. „Sie braucht ihre Freiheiten.", betonte ich das, über was sich die 16 jährige am Vortag beschwert hatte. Es war ja eine niedliche Vorstellung, wie der Schwarm aller Mädchen für keine außer seiner Schwester Aufmerksamkeit übrig hatte und diese vor aller Welt beschützen wollte. Nur fand das Hannah wohl nicht so süß und niedlich, wie ich. „Wie geht es ihr eigentlich nach gestern?" Als Antwort bekam ich bloß ein schnauben. „Ja wie wohl? Sie ist vollkommen durch, aber legt keine Pause ein, oder fährt einen Gang herunter." Auch wenn ich es bereits erwartete hatte, so traf mich die Sturheit der Kleinen jedes Mal auf's neue. Er war verrückt, was aus dem kleinen Mädchen geworden war, welches ich früher häufiger gebabysittet hatte. „Hoffen wir, dass alles gut geht." Er nickte nur.

Etwas, oder besser jemand, berühre mich an der Schulter und ich drehte mich erschrocken um, genauso wie Jasper. Ein undefinierbarer Laut kam über meine Lippen, als ich den mir nur schwammig bekannten Jungen Mann hinter mir sah. Dieser Lachte nur über unsere Reaktion und nahm ohne zu fragen den freien Platz neben mir ein. „Hi?" „Hi!" Super erste Konversation. Daumen hoch, oder so. Immer noch leicht verwirrt von dem plötzlichen Auftreten vergaß ich vollkommen zu fragen, wer er war und lauschte dem Gespräch der beiden Männer, welche sich gut zu kennen schienen. Nach relativ kurzer Zeit kam die Vermutung auf, dass sie beiden Verwand sein könnten. Nicht nur ließen ihre Worte dies vermuten, sondern auch die Ähnlichkeit zwischen den beiden. Die selben blonden Haare, eine ähnliche Statur, und eine identische Nasenform.

Ob aus Höflichkeit, oder tatsächlichem Interesse wusste ich nicht, aber der neu dazu gekommene versuchte immer wieder mich in das Gespräch einzubringen, oder lenke es sogar direkt auch mich.
Was mich zuerst deutlich überforderte, half mir daraufhin allerdings enorm dabei nicht still an meinem Getränk zu nippen.

"Kommst du hier aus der Gegend?", fragte er mich und blendete das Gerede seines vermutlichen Verwandten dabei vollkommen aus. Dieser verschränkte darauf hin beleidigt die Arme, während ich meinte, dass ich zwar von hier stammte, aber wegen meinem Studium weg gezogen war. "Was Studierst du den?" Und auch wenn das Gespräch reichlich einseitig war, nämlich er durchgängig Fragen stellte, welche ich daraufhin beantwortete, so fand ich gefallen an einer derartigen Unterhaltung. Jasper haute irgendwann ab, da wir beide ihn gekonnt ignorieren. Der Junge könnte einem fast leid tun, doch er war in diesem Gespräch unerwünscht, da gab es nur mich und den Fremden, der mein sofortiges Vertrauen inne hatte.

Schlauer über ihn wurde ich so allerdings nicht. Einzig sein Alter konnte ich ihm entlocken.

Es wurde später und später und so ging die Sonne langsam unter und der Himmel färbte sich lila. Noch immer saßen wir an der Bar und unterhielten uns. Einige seiner Freunde hatten versucht ihn einzuspannen, aber er blieb. Unterhielt sich weiter mit mir. Der 27 Jährigr könnte einen wunderschönen Sonnenuntergang betrachten, hinaus kommen aus dem stickigen Zelt, aber es bleib und das für mich. "Wollen wir uns den Sonnenuntergang ansehen.", fragte ich. Und auch wenn die Musik nur minimal leiser wurde, als das Zelt sich in unseren Rücke legte, so war es doch ein völlig anderes gefühlt im Licht der verschwindenden Sonne zu stehen, als in dem stickigen Zelt. Bei Blick wanderte zwischen meinem Begleiter und dem leuchten hin und her. Es war ein wunderschöner Anblick, wie seine blonden Haare rot schienen. Am liebsten hätte ich mein Handy gezückt und den Moment in einem Foto verewigt, doch ich wusste, keine Kamera der Welt wäre in der Lage meine Sicht so schön einzufangen, wie ich sie sah.

Stumm ergriff er meine Hand und statt, wie ich es wohl sollte, zurück zu Schrecken und sie weg zu schlagen lies ich die kleine Geste geschehen. Das Lächeln auf meinen Lippen konnte ich dabei nicht unterdrücken. „Ich will dich wieder sehen Juno.", gestand er mir so leise, dass es nur um ein Haar die Musik übertönte. Seine Gestalt drehte sich zu mir und plötzlich waren wir uns so unendlich nah. „Würdest du dich mit mir treffen? Hier im Café im Dorf? So richtig klischeehaft zur Teetime um übertrieben Formel eine Tasse heißes Wasser zu trinken." Und auch wenn er damit die seltsam aufgeladene Stimmung mit Füßen trat, so fühlte ich mich dadurch nur noch wohler an seiner Seite. Laut plusterte ich los und rang ein „Dorf Teetime? So früh brauche ich dann doch kein Bier." Auch der Mann neben mir musste nun lachen, sodass sich das, für jeden anderen, wohl äußerst seltsame, Bild ergab, dass wir beide dort pustend standen und hinauf blicken zum Himmel, der langsam die Macht den Sternen überlies. "Ich würde mich gerne mit dir treffen." Leicht verunsichert schaute ich überall hin, nur nicht zu ihm. Erneut griff er meine Hände in einer zärtlichen Geste. Übersäte meinen gesamten Körper mit einem kribbeln der angenehmen Art. "Dürfte ich deine Nummer bekommen?" Ohne zu zögern tippte ich die fünfzehnstellige Nummer ein und wählte noch den Namen Jona 🌙. "Wehe du stellst damit irgend welchen Mist an, Bursche!", warnte ich gespielt erst und musste lachen, als er nahezu angewidert das Gesicht verzog. "Ich doch nicht." Und das verschmitzte Grinsen machte seine Worte nicht sonderlich glaubhaft, weswegen mein Ellenbogen, vermutlich schmerzhaft, in seiner Seite landete.

Gamergirl: von Sims über Fall Guys zu MinecraftWhere stories live. Discover now