Finale Eleonora

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Ich trat aus meinem Streaming Zimmer, in welchem ich bis vor einigen Minuten noch gestreamt hatte, in die Stube. Die Mischung aus Bastis Lachen und dem Kichern Kalinas wirbelte im Gesamten Zimmer umher und ergriff mich im Bruchteil einer Sekunde. Schmunzelt steuerte ich auf den Sessel zu, in welchem meine zwei Liebsten saßen. Das neun Monate alte Mädchen dabei auf dem Schoß ihres Vaters. Mit Freude fasste sie nach einem der bunten Becher und lies ihr erneut zu Boden gleiten. Glucksend beobachtete sie Basti dann dabei, wie er danach griff und es aufhob, bevor das Spiel von Neuem begann. Langsam schien sie zu verstehen, dass wenn sie Dinge auf dem Boden warf andere es aufhoben und der Spaß daran wollte ihr nicht vergehen. Zum Leidwesen von Bastian und mir.

„Hast sie bereits gegessen?" , fragte ich routinemäßig und bekam dafür ein Augen verdrehen entgegen gebracht. „Natürlich. Und ihren Mittagsschlaf hatte sie ebenso bereits." Ich konnte mich darauf verlassen, dass es so war und doch hatte die erste Zeit, wo ich allein mit ihr war, zur Folge, dass ich nichts abgeben konnte, was mit meiner kleinen Tochter zutun hatte. So war es schwer regelmäßig zu streamen, wenn man immer das Gefühl hatte in der Zeit etwas von ihr zu verpassen, aber es war meine Leidenschaft und natürlich auch mein Beruf und ganz lassen konnte ich es nicht, auch wenn es lange nicht mehr so ein großer Teil von mir war wie noch vor einem Jahr.

Die Zeit hatte es wieder mehr zu einem Hobby gemacht. Und wenn meine Maus noch ein wenig älter wäre würde ich mich vermutlich nach einem Familien freundlicheren Job umsehen. Mein fester Freund hatte mir zwar angeboten etwas für ihn zu arbeiten, aber diese Abhängigkeit wollte ich tunlichst vermeiden. Streaming und Videos zu machen würde ich aber wohl nie ganz lassen. Es war einfach zu viel ich. Ohne könnte ich gar nicht.

Doch gerade war eben das Hauptaugenmerk Kalina. Diese hatte inzwischen ebenso rote Haare, wie ich sie selbst besaß und hatte allgemein ein wenig mehr Ähnlichkeiten mit mir bekommen, ganz zur Freunde Bastis. Doch egal wem die Ohren mehr ähnelten und was seine Mutter sagte was ihrem Sohn in Kindertagen glitt, die blauen Augen blieben glas klar die ihrer Vaters. Und das war es, was mich unendlich freute. Über alle Hürden waren wir eine Familie geworden.

Gelernt hatte ich dabei wohl so unendlich vieles. Wer nun das Kleinkind in seinen Armen wog war nicht mehr die kindische Leo, die vor allem weg rannte. Ich hatte Ängste überwunden. Hatte meine eigenen Prinzipien mit Füßen getreten und war so aus meiner kleinen Welt ausgebrochen. Vielleicht war ich manchmal ein zu impulsiver Charakter. Zu unorganisiert und nicht zielstrebig genug, um das Leben einer YouTuberin und Streamerin leben zu dürfen. Gut möglich, dass ich all dieses Glück nicht verdient hatte. Basti zu gut für mich war und ich Kalina anfangs nichts genug wertgeschätzt habe, um sie nun lachend in den Armen halten zuwürfen, aber es war nun mal über alle Höhen und tiefen so gekommen. Möge man mir all dieses nicht gönnen, dann soll es so sein. Solche Meinungen verletzten mich schon lange nicht mehr. Denn mit solchen Stützen konnten Worte mich nicht zu fall bringen. Nicht jene, die nur aus Neid hinaus gerufen werden.
Ich war erwachsen geworden.
Mir war es erlaubt ein Leben zu führen, welches zwar einem meiner früheren Albträume glitt, aber heute mein größtes Gut war.

Gamergirl: von Sims über Fall Guys zu MinecraftWhere stories live. Discover now