2. Chance?

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„Leo, das ist kein Krieg, wo ich die Front wählen muss." Wollte Stegi mich beschwichtigen, aber ich war nicht mehr zu halte. Der Vulkan war am aussprechen und die Eruption im vollen Gange. Keiner konnte Lava, Feuerfontainen und Explosionen mehr aufhalten. Ich schimpfte wie ein Rohrspatz umher. Von seinem ersten Eindruck beim Minecraft spielen, über meinen Hass und auch über das Verhalten es ach so netten Nachbarn und wie merkwürdig die Situation im Fahrstuhl war. Keine Ahnung wie lange ich einfach nur die Geschichte erzählte -welche dann doch erstaunlich schnell erklärt war- aber Stegi hörte mir mit hochgezogenen Augenbrauen und verschränkten Händen zu.
„Und warum gehst du dann nicht rüber und klärst das vernünftig mit ihm?" , fraget er dann nach einigen Minuten des Schweigens, in denen ich mich beruhig hatte. Gute Frage. Darüber hatte ich nie so ganz nachgedacht. Basti war der Böse und so war es sicher nicht an mir das ganze zu klären. „Ich hab nichts falsch gemacht, warum sollte ich dann den Schritt auf ihn zu machen? Damit er sich noch mehr über mich ergötzten kann? Nein, danke." Einsicht zeigen gehörte eindeutig nicht gerade zu meinen Stärken.
„Zu einem Streit gehören immer zwei Parteien. Sicher, Basti ist ein Mensch und somit nicht fehlerfrei, aber vielleicht musst du auch einfach erwachsen genug sein und der Fehler auch bei dir selbst suchen. Ich glaube, aus euch könnten noch gute Freunde werden." Ich musste stark schlucken. Stegi war selten so ernst und reif, wie in diesem Moment. Kein herumalbern, kein zusammen lachen. Das hier war ein Ratschlag, den ich fürs Leben brauchte. Ich glaube nicht, dass aus mir und Basti noch Freunde werden können, dafür sind wir einfach zu verschieden. Auch an aussöhnen konnte ich nicht denken, dazu war mir die Situation einfach zu fremd. Ich sollte zu ihm gehen, nachdem er mich hintergangen hatte. Zumindest fühlte es sich für mich so an, als hätte Bastian mich hintergangen. So sehr Schwäche zeigen wollte Ich ganz sicher nicht.
„Lad ihn doch zu dir ein.", schlug mein Besuch vor. „Wenn du willst kann ich dafür auch gehen." Oh nein, dass sollte er bitte nicht. Ich freute mich doch, dass er da war. Naja zumindest jetzt. „Lust was zu zocken.", wollte ich vom Thema ablenken, was Stegi aber sofort bemerkte und nur darüber schmunzelte. „Es ist deine Entscheidung.", betonte er noch einmal, bevor unser beiden Aufmerksamkeit auf mein Handy fiel. Meine Wut war vollkommen verrauscht und so fand die Trauer wieder in meinen Körper. Verstärke wurde es dann auch noch durch die E-Mail, welche ich bekam. Ja meine Verwanden waren teils ein wenig... altmodisch. Andere würden es hängen geblieben nennen. Ich mochte den alten Flair sogar ein wenig. Es war ein wenig wie abtauschen in einen alte Zeit bei den Großeltern, nur das ich keinen Kontakt zu meinen Großeltern hatte und es meine Tante und Onkel waren.
Die Grund aussagte der Mail? Ja, wenn du bereit Sinne solltest um Thema -dem Tod deines Vaters- auseinander zu setzten nimm bitte Kontakt auf.
Stimmt, mit einem Tod ging eine Menge Verwaltungskram einher und ich -als Tochter- müsste mich damit auseinandersetzen. Was ein tolles Hinterbleibsel. Danke Papa.

„Leo, wenn du Hilfe brauchst. Ich bin immer für dich da." , verspräche mit Stegi und drängte mich darauf hin dazu etwas zu essen. Mein Protest war ihm dabei egal. Ich wollte nur auf dem Sofa sitzen und nachdenken. „Es ist schon spät und keiner von uns hat wirklich was gegessen. Wobei in dir eh nichts mehr drin." So saß ich also auf einer Küchentheke, während mein Besuch versuchte aus dem Innhalt des leeren Kühlschranks etwas einfach und leckeres zu kochen. Warum hatte ich mich dazu überreden lassen? Lächerlich. Irgendwelche Musik -ich glaube die Der Shit Playlist von Stegi- lag leise in der Luft und bei einigen Liedern summte oder sang einer von uns beiden mit. Ich würde die Stimmung als irgendetwas zwischen friedlich und nachdenklich einordnen.

„Du kannst nicht immer vor allem davon laufen."
„Es ist aber am einfachsten."
„Oft ist das Augenscheinlich einfachste doch der schwerste und längste Weg." Stegi hatte recht, ich nahm immer den Weg des leichtesten Widerstandes und so holten sie mich später wieder rein, aber erstmal konnte ich entfliehen. Für den Konflikt mit meinem Vater würde es kein Aussöhnen mehr geben. Ende. Aus. Alles Schwarz. Die Tür schlägt zu. Das Licht geht aus. Die Welt geht unter. Warum? Weil ich davon gelaufen bin und ein auf einander treffen vermeiden hatte. Hatten sich meine Eltern deswegen nie ausgesöhnt? Da sie beide gleich Sturköpfig waren und gleichzeitig heiklen Situationen entflohen. Für Psychoanalysen meiner Eltern war es wohl einige Jahre zu spät. Zumindest bräuchte in einem Fall eine Schaufel oder einen Spaten und im anderen Fall müsste ich vermutlichen eine Kältekammer oder sowas. Keine Ahnung wo man Leichen lagerte. Sowas kenn ich nur auf Horror Filmen.

Ein Geruch, der nur Unheil verheißen konnte, ließ mich meinen Blick erschrocken auf den Herd richten. Das Spiegelei sah sehr lecker aus, nur die Kartoffeln im Topf daneben schäumten über. Fragend wanderte mein meine Augen weiter zu Stegi, der konzentriert davor stand und den überkochend Behälter mit einem Blick würdigte, der töten konnte. Blöd nur, dass das Wasser wenig begeistert von seinem Starren war. Unbeeinflusst verbreitete es sich auf dem schwarzen Glas. Mir graute es jetzt schon vor dem sauber schrubben. „Ich glaube mein Herd funktioniert irgendwie wie anders.", meinte Stegi und stemmte die Hände in gegen die Hüfte. „Jaja ganz sicher."
In einer flüssigen Bewegung sprang ich von der Theke und nahm den Topf aus der Pfütze. Mir wurde ein Handtuch gereicht und ich legte es vorsichtig auf das heiße Wasser. Jetzt nicht verbrennen. Bat ich mich selbst und beäugte sogleich die Bratkartoffeln. Zwei von Sechs waren auf jeden Fall so dunkel, dass sie leider entsorgt werden müssten, aber die restlichen müssten klar gehen. Nicht lecker, aber auch nicht giftig. Besser als nichts.
„Nimm du dir zwei. Ich bekomme eh nichts herunter." Stegi wollte protestieren. Er hatte sehr wohl mitbekommen, dass ich etwas wacklig auf den Beinen war und wusste auch, dass mein Mageninhalt im Bad lag -zumindest bis ich es gesäubert hatte. Aber auch er musste einsehen, das es nichts half, wenn ich mir das Essen herein zwang und mich dann wieder übergab. So stocherte ich Appetitlos in der Kartoffel und dem Ei herum und hoffe einfach auf ein verwinden des Essens. Mein Gegenüber saß in der selben Zeit alles von seinem Teller auf und knabberte an einer rohen Spaghetti, während er mich beobachtete. Es schien ihn nicht zu stören, das er sinnlos herum saß und mir beim -nichts- essen zuschaute, aber er beschwerte sich nicht und sah auch nicht genervt aus. Wie hatte ich einen solch verständnisvollen Freund, wie ihn verdient? Er kam einfach hier her. War für mich da, obwohl ich ihn komplett links liegen ließ und half mir so ungemein. Und ich gab ihm nichts zurück. Bedankte mich nicht einmal und machte es ihm nur unnötig schwer, indem ich Stegi widersprach, oder gegen Basti stimmen wollte.
„Morgen laden wir Basti ein. Mal sehen, wer recht behalten wird. Ich versuche ihm eine ehrliche Chance zu geben." Es kostet mich eigen an Überwindung diese Dinge zu sagen. „Danke dass du da bist."

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Gamergirl: von Sims über Fall Guys zu MinecraftWhere stories live. Discover now