Juno 4

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Die wenigen Tage des Aprils verstrichen und der Mai fand seinen Anfang in frischen Frühlings Tagen, während ich zurück in meine Studentenbude kehrte. Doch das Schützenfest, oder besser der letzte Tag, hatten seine Veränderungen mit sich gebracht. So bestand mein Alltag nicht mehr nur aus Arbeiten und Streams schauen, sondern auch aus chatten. Morgens, wenn ich aufwachte, lass ich bereits seine Nachricht, dass er nun ins Bett gegangen war und zur Mittagspause erwiderte er meinen vorher verfassten Morgengruß. Vielleicht könnte man sagen, wir lebten in völlig verschiedenen Rhythmen. Vermutlich wäre man mit dieser Annahme auch im Recht, doch es funktionierte. Wir beide fanden die Zeit für einander. Und jedes Mal wenn das Handy auf meinem Schreibtisch vibrierte schlug mein Herz ein kleines bisschen schneller und ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Ja, es war gut möglich, dass ich auf dem besten Weg war mich in den Blonden zu verlieben, aber ich lies es geschehen. Wenn es so sein sollte, dann kam es eben so. Das Gefühl war viel zu angenehm um es abzuschütteln. Und bei einer solchen Fürsorge und den ganzen Schmeicheleien war es doch nicht mehr, als Menschlich so dem geheimnisvollen Jungen Mann zu verfallen. Gleichzeitig waberte um ihn herum eine unbekannte Vertrautheit. Da war nicht das Gefühl ihn einmal gesehen zu haben, sondern als wäre er ein alter Bekannter.

Als ich das nächste mal in meine Heimat fuhr. Strahlte ich eine Euphorie aus, welche meine Eltern an meinem gesunden Menschenverstand zweifeln lies. Sie konnten ja nicht wissen, dass ich noch einen weiteren Tag in der Gegend blieb um mich mit jemandem bestimmten zu treffen. Für meine Mutter fuhr ich um 9 Uhr morgens zurück und meinem Vater reichte die Info, dass ich weg war, sobald er von der Arbeit kam, zu der er um 5 Uhr aufbrach sogar Sonntags. Von meinem wirklichen Plan mich daraufhin mit meiner Schützenfest-Bekanntschaft zu treffen erzählte ich ihnen nichts. So sehr ich meine Eltern auch liebte, sie würde zu viel hineininterpretieren, und ich wollte das ganze so erwartungslos wie nur irgendwie möglich angehen.

So traf ich mich auf dem kleinen Platz vor der Kirche mit ihm. Und vielleicht verquatschen wir uns bereits dort und wurden erst von den Kirchenglocken drin unterbrochen, als diese begannen laut die Gottesdienstbesucher herbeizurufen. Wir hatten uns allerdings nicht getroffen um einen Hörschaden zu riskiere, daher machten wir uns nun endlich auf, um in das Dorf Café zu gehen, in welches mein Begleiter mich schließlich eingeladen hat. Ganz vielleicht bestellte ich mir in dem kleinen Lädchen aus reiner Provokation sogleich ein Bier, nachdem wir ein einladendes Plätzchen in einer Nische gefunden hatten. Das es nicht vollkommen im Trubel eines Morgens lag schien beiden von uns zu gefallen. So Führten wir eine Art echteren smalltalk. Es ging nicht um das Reden nur des Redens Willen, sondern reden des Kennenlernens wegen. So erfuhr auch ich etwas über den Fremden, der mit jedem Scherz ein klein wenig klarer wurde. Tatsächlich war er der Cousin von Hannah und Jasper, welcher mit seiner Familie lange andern Ortes gelebt hatte und seit er eigenständige wohnte sich häufiger mit seinem kleinen Cousins und Cousinen traf. Der achtzehnjährige und die sechzehnjährige schienen uns fast schon zu verbinden. Immerhin war ich auch mit ihnen groß geworden und kannte so die ein oder andere Geschichte, die heute eine unterhaltsame Poante beinhaltete. Irgendwann war das Bier leer und zwei Stücken Apfelkuchen verdrückt. Pappe satt entschieden wir auf zu brechen und ich wusste auch genau wohin. Den ehemaligen Baggersee kannte der, wie ich erfuhr, 28 Jährige nicht einmal.
So kam es, dass wir die hellen Wege zwischen denn Feldern entlang liefen wie kleine Kinder und hin zu dem Kies Abbau Gebiet im Norden des Ortes. Der ehemalige Baggersee, der heute ein Angelteich war, lag verdeckt von einigen Bäumen ruhig da und schimmerte bezaubernd im Licht der Sonne. Von dieser Atmosphäre ergriffen, drehte ich mich, den Kopf gen Himmel reckend, um mich selbst. So sehr, dass ich das Gleichgewicht verlor und sogleich die Arme meines Begleiters an meiner Taille spüre, die mich sanft fingen. „Aufpassen Fräulein Juno." lachte er, in was ich sofort Einstieg. „Warum, wenn doch hinter mir Sie Herr... „ unschlüssig zog ich das r in die Länge. Ja, wie hieß er eigentlich? Der Fremde, welcher mein Herz Höhen Sprünge voll-bringen lies. „Stegi." , ergänze er, weswegen ich mich verschreckt umdrehte. Ihm war vom einen auf den anderen Augenblick ein gewisses Unbehagen anzusehen, als würde meine Reaktion ihn kränken. „So wie.. so wie... also... naja halt...", stammelte ich mir unbeholfen einen Satz zusammen. „Bist du ein Fan?" Und weiß Gott warum legte ich meinen Kopf daraufhin schief und sah ihn verdattert an. „Ein Fan?" Ehrliche Verwunderung lag in meiner Stimme. Zwar eher über die Situation, aber sie war echt. „Warum sollte ich ein Fan sein? Kennt man dich." darauf Schien er erst einmal selbst nicht so ganz zu wissen, was er sagen sollte. Und auch wenn ich insgeheim bereits vorher wusste, was nun folgen würde, so überraschte es mich doch, als er meinte: „Ich bin Streamer und YouTuber, deswegen dachte ich vielleicht, sorry." Verlegen kratzte er sich den Kopf. Auch wenn wir uns daraufhin locker unterhielten, so lag doch eine gewisse Last auf mir, egal wie oft er mich auch zum Lachen brachte. Ich log. Und das im vollen Bewusstsein der Wahrheit. Der, der hier mit mir Kieselsteine um die Wette hüpfte war Stegi. Ein YouTuber, der sich nich zeigte und der es geschafft hatte mein Herz zu stehlen. Ich würde mir mit meiner Lüge selbst das Herz brechen, da war ich mir sicher, als die Sonne hinter den Baumkronen verschwand und so die malerische Landschaft begann von Pechschwarzer Dunkelheit verschluckt zu werden. Ich umarmte ihn vielleicht ein wenig zu lange, bevor ich mich müde ins Auto setzte. Doch es schien ihm nicht auf zufallen, zumindest sagte er nicht. Wir trennten uns für heute mit dem festen Versprechen das ganze zu wieder holen. „schreib mir wenn du Zuhause bist!" und dann fuhr das Auto davon.

Gamergirl: von Sims über Fall Guys zu MinecraftWhere stories live. Discover now