Deja vu

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Ich spielte mit Stegi gerade ein echtes Brettspiel, als es an der Tür klingelte. Da in diesem Moment eh mein Gegner am Würfeln war und es sowieso meine Wohnung war, musste ich der Doofe sein, der Aufstand. Man könnte uns für verrückt halten bei leichtem Regen alle Fenster zuzuziehen und im nur durch eine schwache Deckenlampe beleuchteten Zimmer Mensch Ärger dich nicht zu spielen, aber irgendwie war keiner von uns motiviert genug, um nach dem beenden des schwarzlicht Escape Rooms die Vorhänge auf zu ziehen. Es hatte ja auch etwas geheimnisvolles. Unschön nur, dass ich so mit dem kleinen Zeh gegen einen herumstehenden PC lief (keine Ahnung was alles in dieser Wohnung herum stand war nur meine eigene) und mir den diesen Aufschnitt. Sofort ging ein Schmerz von eben jenem aus und ich schickte unter vielseitigen Flüchen Stegi zur Tür, bevor ich ins Bad verschwand, um nach meinem Zeh zu sehen.

Auf der Kloschüssel sitzend, zog ich den Socken herunter und war bei dem gebotenen Anblick nur froh einmal keine weißen Socken an zu haben, denn der kerzengrade Schnitt blutete schön. Die Socke hatte natürlich gar nichts abbekommen. Nicht einmal ein Kratzer. Lächerlich. Humpelnd hüpfte ich zum Medizinschrank und fischte das erst beste Pflaster heraus. Als ich es dann fachmännisch anklebte war es mir dann egal, dass eine Raubkatze darauf prangte. War ich halt der König. Vorsichtig zog ich den Socken über die Wunde, was leicht schmerzte. Daraufhin machte ich mir auf zu unser Runde Mensch Ärger dich nicht, wo bereits ein weiterer Besucher sich lachend mir Stegi unterhielt.

„Guten Tag Basti." ,meinte ich mit einer Freundlichkeit, welche ich vor zweiten Tagen noch nicht hätte aufbringen können, wenn ich mit ihm geredet hätte. Es ist fast schon gruselig und zur gleichen Zeit beeindruckend, wie oft ich meine Meinung über ihn geändert habe. Von einer recht neutralen durch eine Freundin eher positiven Bild, zu purem Hass, wo er ein Ventil meiner Wut wurde, bis hin zu den Begegnungen mit Bastian, der meine Welt auf den Kopf stellte und den ich doch sehr mochte, und heute... ja... Da waren wir Nachbarn und wussten jeweils Geheimnisse des andern. Ob ich ihn mit meinem jetzigen Bild positiv sah? Ich würde sagen schon. gerade Stegi hatte dafür gesorgt, dass sich meine Einstellung ihm gegen über erneut gewandelt hatte. Welche Lehre ich daraus ziehe sollte? Ich wusste es nicht, aber vielleicht war es einfach, dass ich offener gegenüber Fremden sein sollte und auch bereit gutes in Menschen zu sehen, wo denen meine erste Einschätzung anders sagte.

Ich gesellte mich zu den beiden Männern, welche nur noch drauf warteten, dass ich zurück kam, um das Spiel weg zu stellen. „Lass uns UNO spielen!" , rief der Blonde übertrieben euphorisch aus und warf sogar die Arme in die Luft, was sehr albern aussah.

Ich sollte mich darüber wundern, dass die beiden so vertraut waren, aber sie kannten sich ewig und ob sie sich nicht auch Mal getroffen hatten wusste ich zwar nicht, aber ich könnte es mit gut vorstellen.
"Ist das die Meta? Einfach ein junges Mädchen sein, dann zeigt sich der Herr Stegi ganz schnell." , feixte Basti und stieß dabei der Person neben ihm -zum glück nicht mir- gegen den Rippenbogen. Stegi schlug zurück und so entstand eine kleine Kabbelei zwischen ihnen, während ich vor lachen halb auf dem Boden lag, bei den Beleidigungen, welche sie sich gespielt böse zuwarten. Von du Fliegenpilz, bis zu Dumme Kuh und Idiot zwischen Kreativ und lächerlich war vieles dabei, wobei man wohl nichts davon ernsthaft von jemanden über 8 Jahren beleidigend meint war.

Ich hatte darauf gehofft, dass dieser Tag niemals kommen würde, auch wenn ich genau wusste, dass er nicht lange auf sich warten lassen würde. Der Tag, an dem Stegi fahren musste. Die Woche, welche er geblieben war, hatte seinen Plan schon gekreuzt, aber nun war es nicht mehr möglich. Nicht absagbare Termine in der Heimat, was sollte ich dagegen sagen. Ich war traurig. Basti stand neben Stegi und nahm ihn genau wie ich noch einmal in den Arm, dann ging der Blonde. Es war, als hätte ich das ganze bereits erlebt. Da ging nicht einer meiner inzwischen engsten Freunde -würde man mich ganz kindergartenmäßig fragen, wie mein bester Freund ist, ich würde Stegi antworten. Der, von dem ich mich verabschiedete war plötzlich Jonas, der wütend davon stapfte. Es war alles gut zwischen uns. Und doch fühlte es sich an, als würde ich erneut jemanden verlieren.

Basti legte seine Arme schützend, wenn auch etwas unsicher, um meinen Oberkörper. „Er kommt wieder, schon sehr bald." , flüsterte mir der Mann zu, dem ich in der Zeit näher gekommen war. Es war eine körperlichere Freundschaft, als ich es gewöhnt war, aber es fühlte sich zwischen uns richtig an. Früher, als ich noch mit meiner Mutter am Meer wohnte und zur Schule ging, da hatten meine beste Freundin und ich eine ähnliche Freundschaft. Es war normal zwischen uns, dass wir uns viel umarmten, den Kopf auf die Schulter des anderen legten, oder auch einfach zusammen unter einer Decke lagen und irgendwelche Serien schauten, wobei kein Blatt zwischen uns passte. Naja so war es dann doch nicht mit Basti, aber trotzdem war es Berührungsreicher, als zum Beispiel mit Stegi.

Ich fühlte mich nicht in der Lage irgendwas zu antworten. Klar, bald war mein Geburtstag und dann würde Stegi wieder vorbei kommen, aber dieser Gedankte konnte neunmal leider nicht den daran verdrängen allein gelassen worden zu sein. Ich sollte an die schönen Erlebnisse der letzten Woche und nicht an das dumme Ende zwischen meinem Cousin und mir denken, aber es war schwer. Aktuell drehte sich alles in eine neue Richtung, wobei ich mich an neuen Stützen festhalten musste, um nicht hinunter zu stürzen. Für mich waren diese Veränderungen schwer. Ich war vieles, aber sicher kein Mensch, der gut mit Neuem klar kam. Ja, auch ich hatte meine starken Momente, leider sehr selten, wo ich umsetzte, was an Änderungen nölig war, aber meist blieb alles so, wie es war.

„Danke, dass du da bist." Ähnliches hatte ich auch zu Stegi gesagt, aber dieses Mal hatten die Worte eine andere Bedeutung. Es brachte eher meine Angst vor dem Allein sein und weitere Menschen verlieren zum Ausdruck.

„Mich wirst du so schnell nicht mehr los, dass verspreche ich dir."

Wörter 1040
Arg unzufrieden Sadge
Egal, ich lad einfach hoch

Gamergirl: von Sims über Fall Guys zu MinecraftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt