-Mother- Inconvenient Love

4.

Kate

Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Es ist bereits sechs und von Jane ist noch immer nichts zu sehen. Ich spüre die leisen Selbstzweifel in mir aufsteigen. War ich vielleicht wirklich zu hart? War mein Verhalten unangebracht?

Eilig schüttele ich den Kopf über diesen Gedanken. Mein Verhalten war genau richtig. Jane sollte wissen, wo ihre Grenzen sind. Ich ziehe vorsichtig das Kleid an, das ich mir für den heutigen Abend ausgesucht habe, ehe ich meine Haare kämme und sie anschließend in leichten Wellen über meine Schulter fallen lasse.

Halb 7 verlasse ich schließlich das Haus. Auf der Straße sehe ich mich nach Jane um, doch noch immer kann ich nichts erkennen. Für einen Moment überlege ich, das Auto zu nehmen, doch dann entschließe ich mich, mit dem Bus zu fahren. Ein Restaurantbesuch ohne Rotwein kommt auf keinen Fall in Frage.

Völlig aufgeregt stehe ich ein paar Minuten später an der Haltestelle. Vielleicht hätte ich Amber nach einem Bild und einem Namen fragen sollen. So ein Blinddate ist eigentlich überhaupt nichts für mich. Mittlerweile bereue ich diese überstürzte Aktion, doch ich kann den Mann jetzt nicht einfach sitzen lassen.

Als der Bus schließlich kommt, atme ich erleichtert auf und steige ein. Er ist um diese Zeit fast leer, lediglich eine Gruppe Schüler sitzt ganz hinten und unterhält sich lautstark über irgendwelche Gerüchte aus der Schule.

Um nicht in meinen eigenen Gedanken verrückt zu werden, höre ich ihnen mit halbem Ohr zu, während ich die vorbeiziehenden Häuser betrachte.

Beinahe verpasse ich meine Haltestelle, doch ich schaffe es gerade noch rechtzeitig nach draußen. Keine Minute später stehe ich vor dem Restaurant. Unschlüssig stehe ich davor, bis ich genug Mut zusammen habe, um hineinzugehen.

Unsicher steuere ich den Empfangstresen an. "Guten Abend. Haben Sie reserviert?", werde ich freundlich begrüßt. "Ähm... Ich.... Ich weiß nicht genau", gebe ich zurück. "Wie ist denn ihr Name?", fragt die junge Frau zurück.

"Ähm, Kate." Sie schaut auf ihr kleines Buch. "Ah, ja. 19 Uhr ist für Sie und einen Herrn Wiest ein Tisch reserviert. Ich bringe Sie hin, einen Augenblick bitte."

Erleichtert atme ich auf, während sich gleichzeitig Nervosität in mir breit macht. Scheinbar ist mein Date noch nicht eingetroffen.

Unruhig trommele ich mit meinen Fingernägeln auf die Tischplatte und werfe einen Blick auf die Uhr. Es ist fast 19 Uhr und ich verfluche diesen Herr Wiest schon jetzt, dass er mich so lang warten lässt. Denn während ich den Blick schweifen lasse, schleicht sich immer wieder Jane in meine Gedanken.

Als mein Date endlich auftaucht, hätte nicht mehr viel zu einem frustrierten Schrei gefehlt, den ich zum Glück in letzter Sekunde noch unterdrücken kann.