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Während des Essens hat Kate die gesamte Zeit über versucht so zu tun, als wäre nie etwas gewesen. Dennoch habe ich ihren verzweifelten Versuch die Stille zu durchbrechen durchschaut. In einer anderen Situation hätte ich mich vielleicht sogar darüber amüsiert.

Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll, dass sie ebenfalls auf dem Fest sein wird. Ich hatte gehofft, es würde mir Abstand und Ablenkung verschaffen. Doch jetzt kann ich meine Meinung auch nicht mehr ändern. Vielleicht kann ich ihr auch aus dem Weg gehen, immerhin ist der Marktplatz riesig. Und da sie scheinbar sowieso mit Amber unterwegs sein wird, kann sie nicht meine Aufpasserin spielen.

Ein paar Stunden später stehe ich schließlich vor meinem Schrank, aus dem ich nach etwas Überlegung ein paar Hotpants und ein einfaches T-Shirt ziehe. Es ist nur ein Stadtfest, kein Clubbesuch oder eine Gala.

Ich überlege, was Kate wohl tragen wird. Sofort steigen mir Bilder von ihrem Körper in den Kopf, der von einem langen fließenden Kleid umhüllt wird, während sie mit langsamen Schritten auf mich zukommt. 

Mit einem leisen Keuchen taumle ich ein paar Schritte zurück, bis ich mich wieder gefasst habe. Dann mache ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer, während ich immer wieder schluckend versuche, die Bilder von Kate aus meinen Gedanken zu vertreiben.

Als sie schließlich ebenfalls das Wohnzimmer betritt, kann ich meinen Blick nicht heben, da ich meine Gedanken noch immer nicht ganz verarbeitet habe. Als sie jedoch einfach schweigend in der Tür stehen bleibt, hebe ich wider Willen doch den Kopf. 

Beinahe hätte ich erleichtert aufgeatmet. Entgegen meinen Vorstellungen trägt sie eine Jeans und ein Top. Als sie bemerkt, dass sie meine volle Aufmerksamkeit hat, öffnet sie endlich ihren Mund. "Wir können von mir aus los", meint sie und hebt die Hand, in der sie ihren Autoschlüssel hält.

Skeptisch betrachte ich ihn. "Sicher, dass es eine gute Idee ist, mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren? Heute?", gebe ich von mir. Kate kneift kurz die Augen zusammen, ehe sie zustimmend nickt. "Du hast recht. Das ist wohl wirklich keine allzu gute Idee."

Sie dreht sich um und hängt den Schlüssel wieder an seinen Platz. Dann sieht sie erneut zu mir. "Kennst du dich mit den Busverbindungen hier aus?", fragt sie leicht hilflos. Fast hätte ich gelacht, kann es mir jedoch gerade so noch verkneifen. Egal, was sie vorhin gesagt hat, ich bin mir sicher, dass sie es nicht gut gefunden hätte, wenn ich jetzt gelacht hätte.

So nicke ich lediglich mit einem kleinen Schmunzeln und erhebe mich vom Sofa, um meine Schuhe anziehen zu gehen. Ich hatte gedacht, Kate würde ebenfalls in Richtung der Haustür gehen, doch sie bleibt im Türrahmen stehen, sodass ich mich an ihr vorbei schieben muss.

Als meine Hand dabei ihre Hüfte streift, fährt ein Kribbeln durch meinen ganzen Körper. Eilig ziehe ich meine Hand weg und versuche, so schnell wie möglich von Kate fortzukommen.

-Mother-                                                      Inconvenient LoveOù les histoires vivent. Découvrez maintenant