21

695 61 5
                                    

Schwer atmend kippe ich meinen 3. Wodka nach hinten und wische mir verstolen über die Wangen. Auch mein vom Alkohol vernebeltes Gehirn kann mir keine Antwort auf die Frage liefern, was gerade passiert ist.

Ich kann nicht fassen, was Kate getan hat. Vor allem, weil sie diejenige war, die all die vorherigen Aktionen vehement untersagt hat und mich immer wieder rigoros zurechtgewiesen hat. Umso geschockter stehe ich jetzt hier und bemerke frustriert, dass mein Geld sich dem Ende neigt. Ich stoße mich vom Tisch ab, strauchele kurz, ehe ich mich wieder fassen kann, bevor ich beschließe, mich auf den Heimweg zu machen.

Die Fahrt in der leeren Bahn kommt mir doppelt so lang vor, bis ich endlich vor Kates Haus stehe. Mit zitternden Fingern suche ich nach dem Schlüssel, um endlich in mein Zimmer zu kommen.

Erst, als ich auf dem Bett sitze wird mir das volle Ausmaß meiner Situation bewusst. Wie in Zeitlupe spielt sich der Abend vor meinen Augen ab. Die nach Alkohol schmeckenden Lippen der Fremden, die ich unbewusst von der ersten Sekunde an mit Kates verglichen habe. Die anfängliche Freude über die Unterbrechung auf der Tanzfläche, die sich in Schock gewandelt hat als ich gemerkt habe, was sie vorhat. Erneut sehe ich ihr wütendes Gesicht vor mir.

Und obwohl das das einzige war, nach dem ich mich seit dem ersten Treffen gesehnt habe, wäre es mir lieber gewesen, sie hätte es nicht getan. Kate hat in diesem Moment keine Rücksicht auf mich genommen. Sie scheint nicht einmal gemerkt zu haben, wie sehr sie mich damit verletzt. In diesem Moment würde ich alles dafür tun, die vergangenen Stunden aus meinem Gedächtnis zu löschen.

Denn diese wutentbrannte, rücksichtslose Version von Kate tut mehr weh, als die Zurückweisungen der vergangenen Wochen. Es macht mir umso deutlicher, dass sie sich einen Dreck um mich schert und ich spüre, wie von meinem flatternden Herz langsam die ersten Bruchstücke abblättern. Ich fange an, mich richtig gehend zu verfluchen.

Dafür, dass ich damals unbedingt eine eigene Familie wollte.
Dafür, dass ich überhaupt ins Heim gekommen bin.
Dafür, dass ich mich von Kate so habe umhauen lassen.
Dafür, dass ich nicht stärker war, ihrer Anziehung nicht wiedersehen konnte.
Dafür, dass ich mich von meinen Gefühlen habe mitreißen lassen.
Dafür, dass ich diese Gefühle überhaupt entwickelt habe.
Dafür, dass ich mich ausgerechnet in meine Pflegemutter verlieben musste.

Und dann kommen endlich die Tränen und ich sinke schluchzend auf meinem Bett zusammen und lasse meinem Selbsthass freien Lauf.

-Mother-                                                      Inconvenient LoveWhere stories live. Discover now