11.

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Kate

Ich höre, wie die Haustür unten ins Schloss fällt und kann ein erleichtertes Aufatmen nicht unterdrücken. So sehr mich das Saubermachen sonst auch ablenkt, heute konnte es nicht verhindern, dass mein schlechtes Gewissen Millimeter für Millimeter in meine Gedanken vordringt.

Seufzend lehne ich mich gegen die Wand und betrachte die Tür zu dem einzigen Zimmer, dass ich noch nicht gewischt habe. Kurz überlege ich, es einfach zu lassen, doch dann merke ich, dass meine Überlegungen immer alberner werden. Es ist nur ein Zimmer. Jane ist nicht einmal mehr im Haus.

Vermutlich ist sie raus gegangen, um sich irgendwo eine Ablenkung zu suchen. Ich ignoriere das leichte Stechen in meiner Brust und betrete den Raum.

Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, doch als ich die offenen Schranktüren und die große Tasche davor sehe, bin ich für einige Momente irritiert. Was zum Teufel hat Jane vor? Ehe ich mich abhalten kann, habe ich Ambers Nummer gewählt.

"Und, hast du mit ihr geredet?", erklingt ihre Stimme ohne jegliche Begrüßung. "Amber, ich habe gerade keine Ahnung, was hier los ist!", antworte ich, ohne auf ihre Frage einzugehen. "Wie meinst du das?", ich bemerke sofort den alarmierten Tonfall in ihrer Stimme. "Ich... Ich bin in Janes Zimmer und hier... Hier steht eine große Tasche und ihr Schrank ist leer und ich... Ich.... Amber, was hat sie vor?"

Kurz herrscht Stille am anderen Ende. Dann wiederholt Amber ihre anfängliche Frage. "Hast du mit Jane geredet?" Ich überlege, was ich antworten kann, denn auf einmal komme ich mir wie der größte Feigling der Welt vor. In diesem Moment bin ich froh, dass ich Amber nicht gegenüberstehe und ihr ins Gesicht blicken muss.

"Du hast nicht mit ihr geredet?!", fragt sie aufgebracht, als ich mehrere Sekunden geschwiegen habe. "Nein, ich... Was hätte ich denn sagen sollen?", antworte ich verzweifelt.

"Ich glaub es nicht! Was hast du dir denn dabei gedacht?! Was hast du denn sonst heute gemacht?", fährt sie mich an. Ich zucke bei dem aufgebrachten Tonfall ihrer Stimme zusammen. "Ich... Ich habe gar nichts gemacht!", verteidige ich mich. Aber Amber wäre nicht Amber, wenn sie meine Aussagen nicht immer richtig verstehen würde.

"Nichts gemacht wie in 'ich habe sie ignoriert'?! Oh Katie. Ich hab dich echt lieb, aber für diese Glanzleistung würde ich dir nicht mal einen Euro Kaution zahlen." Ich gebe ein ersticktes Lachen von mir, obwohl mir im Moment kein bisschen zum Lachen zumute ist.

"Was soll ich denn jetzt machen?", gebe ich verzweifelt zurück. "Vielleicht gehst du sie suchen und redest endlich mal mit ihr?", dringt Ambers Stimme zu mir. "Aber-", bevor ich widersprechen kann, fährt sie fort. "Oder du wartest in ihrem Zimmer auf sie und redest mit ihr, wenn sie wiederkommt."

-Mother-                                                      Inconvenient LoveWhere stories live. Discover now