십이월 십삼일 • 𝘁𝗵𝗶𝗿𝘁𝗲𝗲𝗻𝘁𝗵 𝗱𝗲𝗰𝗲𝗺𝗯𝗲𝗿 (𝟭)

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Taehyung war die ganze Nacht wach gewesen. Immer wieder wanderten seine Gedanken durch alles mögliche. Er dachte an den Tod seiner Mutter, spielte ihn immer wieder vor seinem inneren Auge ab, auch wenn dies nicht freiwillig geschah. Er dachte auch an die Taten seines Vaters, an den Therapeuten vom Krankenhaus, an seine Freunde und an Jiyong. Letzterer ging ihm irgendwie nicht mehr aus dem Kopf. Er hatte bereits bei ihrer ersten Begegnung eine Art an sich, die der Junge nicht beschreiben konnte. Außerdem sah er echt heiß aus. Die Muskeln, welche sich unter seinem weißen Hemd abgezeichnet hatten, als sie sich vor der Wohnung trafen. Der Blondhaarige stellte sich vor, wie es wohl wäre, wenn er über sie streichen, sie nachmalen würde. Ebenso die Tattoos. Wie viele Jiyong wohl hatte? Der Schüler biss sich auf die Lippen. Kurz darauf schüttelte er seinen Kopf. Er durfte nicht an so etwas denken. Egal, ob sich seine Berührung gestern gut und auch irgendwie angenehm angefühlt haben, durfte er nicht so über einen ihn fast völlig fremden sprechen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er genauso war wie sein Vater, war immer noch vorhanden. Ein leises Seufzen verließ seine Lippen, ehe er sich aufsetzte.

»Ich muss hier raus«, kam es leise murmelnd von ihm. Auch wenn sein Kopf immer noch brummte und schmerzte, stand er vorsichtig von seinem Bett auf und ging langsam zur Tür. Er brauchte etwas frische Luft und Auslauf. Seit Tagen hatte er sich nicht mehr richtig bewegt, abgesehen von der Flucht ins Bad. Dies zählte für den Jungen jedoch nicht. Er brauchte einen langen Spaziergang, um seinen Kopf frei zu bekommen, nicht mehr an all die Dinge zu denken, die durch seinen Kopf schwirrten. Dadurch, dass er dem Therapeuten über dem Tod seiner Mutter in Bilde gesetzt hatte und ihm auch erklärt hatte, wie er sich dabei gefühlt hatte, war alles wieder hochgekommen. Die Trauer und der Schmerz haben sich wieder in seinem Inneren niedergelassen. Eben davor hatte Taehyung sich auf gefürchtet, weshalb er dieses Ereignis verdrängt hatte. Jedoch konnte er nicht den ganzen seelischen Schmerz verdrängen, da seine Mutter nicht mehr bei ihm war. Taehyung sah sich um, als er aus seinem Zimmer trat. Nur ein paar Pfleger liefen durch die Gänge. Es würde also niemandem auffallen, wenn er sich aus seinem Zimmer schleichen würde. Zittrig atmete er tief ein und aus, ehe er zu der Treppe lief, welche ihn nach unten bringen sollte, um dort dann in den Park zu gelangen.

»Taehyung?« Die Stimme ließ ihn stocken, hielt ihn davon ab die Tür zum Treppenhaus zu öffnen. Zusammenzuckend drehte er sich langsam um. Die Stimme kam ihm bekannt vor. Sie gehörte zu einem Jungen in seinem Alter, seine dunklen braunen Haare waren leicht durcheinander, fielen in leichten Locken nach unten. Sein bester Freund stand vor ihm, was ihm ein kleines ehrliches, aber dennoch trauriges Lächeln entlockte. Er hatte ihn vermisst, auch wenn sie sich vor ein paar Tagen gesehen hatten. Zusammen mit Yoongi. Ohne viel zu sagen nahm der etwas Ältere ihn sanft in eine Umarmung. Schwach erwiderte Taehyung die Umarmung, schloss seine Augen und kuschelte sich in die schützenden Arme seines besten Freundes. Es tat so gut, ihn bei sich zu haben. Es fühlte sich so an, als wäre Hoseok ein Fels, der ihm davon abhielt zu ertrinken. Der Blondhaarige merkte nicht, wie ihm langsam die Tränen aus den Augen liefen. Er krallte sich leicht in Hoseoks Oberteil, während der Ältere sanft über seinen Rücken strich.

»Hey, es ist alles gut okay? Wie wäre es, wenn wir mal raus an die frische Luft gehen und uns im Park hinsetzten?«, schlug er vor, sah zu dem Jüngeren in seine Arme. Mit verweinten Augen blickte dieser etwas zu ihm auf, brachte ein Nicken zustande und stimmte somit dem Vorschlag des Älteren zu. Langsam löste er sich aus seinen Armen, wischte sich über die Augen, um somit die Tränen zu trocknen, welche seine Augen verlassen hatten. Da er sowieso nach draußen wollte, war der Vorschlag des Älteren perfekt. Zusammen gingen sie langsam und gemächlich über die Treppen nach unten in das Erdgeschoss des Krankenhauses. Dass Taehyung nichts gesagt hatte, schien den Braunhaarigen nicht zu stören. Hoseok wusste, dass sein Freund sprechen würde, wenn er soweit war. Die Tatsache, dass er mit dem Tod seiner Mutter zuerst mit dem Therapeuten gesprochen hatte, verletzte ihn immer noch, doch wusste der Jüngere nicht, dass er dies wusste. Die beiden liefen nebeneinander her. Taehyung schien genau zu wissen, wo der Park lag, da er zielstrebig in eine Richtung lief. Er war zwar nicht aus seinem Zimmer gekommen, seitdem er eingeliefert worden war, doch hatte er bei dem Transport in sein Zimmer auf die Schilder und seine Umgebung geachtet, wobei er auch wusste, wo sich der Park befand. Stumm traten die beiden Freunde aus dem Krankenhaus. Die kühle Luft prallte ihnen entgegen, während die Sonne ihnen ins Gesicht schien und dieses ein wenig erwärmte. Der Blondhaarige schloss seine Augen und atmete tief die frische Luft ein. Der Geruch von Gras und auch von Erde trat in seine Nase, entspannte den Jungen ein wenig und ließ ihn all seine Gedanken vergessen. Wenn auch nur für kurze Zeit. Sein Blick wanderte auf den Boden, während er von Hoseok vorsichtig zu einer der Parkbänke gezogen wurden, auf welcher sie sich niederlassen. Taehyung rutschte näher an seinen besten Freund und legte seinen Kopf auf dessen Schulter ab. Seine Arme schlangen sich um den Oberkörper des Braunhaarigen. Es tat gut, dass er wieder etwas Zeit mit Hoseok verbringen konnte.

»Willst du mir sagen, was los ist?«, kam es nach einiger Zeit leise von dem Älteren, durchbrach somit die Stille, welche sich ausgebreitet hatte und den Jüngeren wieder zurück in seine Gedankenwelt gebracht hatte. Schluckend sah er auf seinen Schoß, dachte darüber nach, ob er ihm von dem Tod seiner Mutter erzählen sollte. Vielleicht würde es ihm helfen, über die Sache hinweg zu kommen, würde ihm den Schmerz etwas nehmen. Er schloss kurz seine Augen, um zu hören, was sein Herz im riet. Dieses Mal wollte er nicht auf seine Gedanken hören, denn Hoseok war sein bester Freund. Er vertraute ihm. Daher bereute er es auch, dass er ihm nichts über den Tod seiner Mutter erzählt hatte.

»Es... es ist wegen Eomma...«, fing er leise an und schloss seine Augen. Sein Atem fing an zu zittern, als er an damals dachte. Doch er musste stark sein. Er musste stark sein, damit er Hoseok den Tod seiner Mutter schildern konnte. Tief atmete er ein und aus, um so seinen Atem zu regulieren und wieder zu normalisieren, was jedoch nicht ganz klappte. Sein Freund redete sanft auf ihn ein, meinte auch, dass er nicht darüber reden müsse, wenn Taehyung es nicht wollte. Doch eben das wollte er. Er hatte Hoseok ein wenig angelogen und er hatte es verdient, dass er erfuhr, was damals geschah. Er war sein bester Freund und vielleicht konnte er ihm helfen, über den Schmerz hinweg zu kommen.

»Damals... also letztes Jahr an Weihnachten...« Er machte eine kurze Pause, setzte sich etwas aufrechter hin, um neben seinem Freund zu sitzen und nicht mehr halb auf ihm zu liegen. »Eomma ist damals nicht durch einen Unfall gestorben...« Taehyung sah zu Hoseok, welcher ihn sanft und auch traurig ansah. Dieser wollte seinem besten Freund nichts aus der Nase ziehen, was er nicht von selbst sagen wollte, weshalb er auch still blieb und ihn nur ansah. Taehyung senkte seinen Blick, ehe er dann auf die Wiese vor ihn blickte. Sein Blick lag auf dem grünen Gras, welches mit der Erde ein wenig vermischt war. Tief atmete er durch. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe Taehyung anfing, ihm zu erzählen, was genau am letzten Weihnachten mit seiner Mutter passiert war. Genauso wie er es vor ein paar Tagen dem Therapeuten erzählt hatte.

The 24 devilish Christmas days || KPopHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin