Jortini - Die Freundin meines Bruders

Kapitel 3

"Wie meinst du das?", fragte ich ratlos. "Na, ich stelle dir einfach ein paar meiner Freundinnen vor, die ebenfalls Single sind. Die sind alle super nett. Davon wird dir wohl eine gefallen.", klärte Tini mich auf. Das kann doch nicht ihr Ernst sein? "Du, das ist echt lieb gemeint, aber das ist wahrscheinlich keine so gute Idee." "Wieso?... OMG, Jorge! Du hast dir schon jemanden ausgeguckt, oder? Wer ist es? Sag es mir!" Ach du scheiße... Wie kommt sie denn jetzt auf so einen Gedanken? Ich kann ihr doch nicht sagen, wen ich im Visier habe. Nein, das geht gar nicht. "Tini... Ich habe niemanden kennengelernt, ok? Ich habe momentan einfach keine Lust auf eine Beziehung." Lügner, schrie mein Unterbewusstsein. Aber was soll denn machen? Ich bin mir meiner Gefühle total unsicher. Außerdem kann ich ihm und ihr das nicht antun. "Wenn das so ist, brauchst du hier auch nicht so einen Aufstand machen? Erst sagst du, du hast es satt, als einziger Single zu sein und dann sagst du, dass du kein Bock auf eine Freundin hast. Wenn du ein Mädchen wärst, würde ich mal stark vermuten, dass du deine Tage hast. Also schwing deinen Arsch wieder in dieses Restaurant! Jetzt!" Sie hatte echt einen Befehlston drauf, dem man nicht widersprechen konnte. Ich beneide Samu und Nico gerade darum, dass sie nicht mitgekommen sind. Hätte ich auch tun sollen, aber das ist schwer, wenn man jemanden wie Tini um sich hat. Jemanden, der so süß, hübsch und talentiert ist... Ich schweife ab. Mal wieder. So langsam glaube ich, ich muss zum Psychologen. Irgendwas stimmt doch nicht mit mir. "Ist ja schon gut, ich komme schon", sagte ich und ließ mich von ihr zurück ins Restaurant schleppen.

Dort angekommen fragten mich erstmal alle, wieso ich rausgerannt bin. "Ich hatte nur Kopfschmerzen und war ein wenig spazieren", log ich. Glücklicherweise sagte Tini niemandem, was wirklich los war.

Nach dem Essen, welches viel länger als gedacht dauerte, fuhren Daniel und Tini mich wieder nach Hause. Er wollte heute bei ihr übernachten. Als ich das hörte, bekam ich so ein komisches Gefühl im Magen. Sie würden doch wohl etwa nicht...? Ok, Tini ist 18 Jahre alt und somit erwachsen, genau wie Daniel, der ist auch schon erwachsen. Aber irgendwie kam ich nicht damit klar, dass sie zu zweit ihre Liebe ausleben wollten. Ich musste das irgendwie verhindern. Ich tat einfach so, als hätte ich nicht mitbekommen, wie die beiden vorhin abgemacht haben, dass Daniel bei Tini übernachtet. "Ey, Daniel! Wie wär's, wenn wir heute Nacht durchzocken? Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht.", schlug ich vor. Er sah zum Beifahrersitz, auf dem Tini saß. Sie nickte: "Mach ruhig. Jorge hat Recht. Ihr habt ewig nichts mehr zu zweit gemacht." Gut, dass Tini mir nichts anmerkte. Mein Bruder ist echt ein netter Typ, aber dass er und Tini miteinander schlafen könnten, ging mir nicht aus dem Kopf. "Alles klar, Bro. Bin dabei. Dann bringe ich jetzt noch Tini nach Hause", kündigte er an und fuhr zu Tini.

Als diese dann nach mehreren Abschiedsküssen, die ich alle sehen durfte, endlich im Haus verschwunden war, setzte ich mich auf den Beifahrersitz, um besser mit meinem kleinen Bruder reden zu können. "Wie lange seid ihr jetzt eigentlich schon zusammen?", erkundigte ich mich. "Fünf Monate, wieso?" "Nur so." Meine längste Beziehung hielt ein halbes Jahr. Aber bei Daniel und Martina wird es eh länger anhalten. Das merkt man allein schon daran, wie sie sich immer ansehen. Sie sind schon süß, das muss man ihnen lassen. Aber Tini an meiner Seite... Man! Was denke ich eigentlich?! Tini ist an Daniels Seite und so wird das bleiben! Irgendwie will das einfach nicht in meinen Kopf rein, aus welchem Grund auch immer.

Der Abend oder eher die Nacht war sehr lustig. So viel haben mein Bruder und ich schon lange nicht mehr gelacht. Und einmal seit langem, haben wir nicht über Tini geredet. Als die beiden frisch zusammen waren, redete er nur von ihr. Sie wäre ja so hübsch und süß und könnte so toll singen. Ich dacht nur: Toll, ich kannte sie vor dir. Aber ich muss schon sagen, dass er in allem Recht hat.
~Julia