Kapitel 19

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Wir küssten uns, gingen aber nicht weiter. Es war schön, schöner als mit Daniel. Aber das ist doch nicht Grund genug, um direkt Schluss zu machen. Ich kann mich einfach nicht entscheiden. "Wieso bist du hergekommen?", flüsterte er gegen meine Lippen. Sein Atem roch frisch nach Pfefferminze. "Keine Ahnung. Eigentlich sollte ich sauer auf dich sein, oder?" Er zuckte nur mit den Schultern. "Deine Entscheidung. Aber ich weiß sowieso, dass du nicht lange ohne mich kannst. Das ist auch der Grund, warum du hier mit mir in einem Bett liegst", raunte er. Wie macht er das nur? Wie kann man einen Menschen so gut durchschauen und so leicht um den Finger wickeln? "Vielleicht." "Nein, Tini. Es ist so. Und mach dir keine Sorgen um Daniel. Mit der Zeit merkst, wen du wirklich willst. Auch, wenn ich am Ende nicht gewinnen, sollst du mit ihm zusammen bleiben. Ich liebe dich und ich will, dass du glücklich bist. Selbst, wenn ich nicht an deiner Seite sein kann", sagte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Seine Worte waren so süß, dass ich anfangen musste zu weinen. "Psst, nicht weinen." Er wischte meine Träne weg. "Weißt du, Jorge. Ich liebe dich auch", schmunzelte ich. "Und Daniel? Oder Peter?" "Wenn du schon wieder von Peter anfängst, kann ich auch gehen", ich machte mich zum Aufstehen breit, doch er zog mich mit seinen starken Armen wieder aufs Bett. "Ok, ok. Ich hab's verstanden. Aber mal ehrlich: Was ist mit meinem Bruder?" "Ich weiß auch nicht. Ich will ihm nicht wehtun, weißt du? Er ist so lieb zu mir und ich? Ich betrüge ihn..." Ich lag mit dem Rücken zu Jorge und er streichelte mir über die Wange. "Vielleicht solltest du mit ihm reden. Ihm deine Situation erklären und sagen, dass du eine Pause möchtest. Er wird dich bestimmt verstehen", schlug er vor. "Keine Ahnung... Was, wenn er dann misstrauisch wird? Er darf niemals von uns erfahren. Er würde bestimmt den Kontakt zu dir abbrechen. Es ist alles meine Schuld, dass du in so einer Situation bist." "Nein... Sag sowas nicht. Ich habe letztens einen Spruch gelesen. Am Ende wird alles gut. Und wenn nicht, dann ist es auch nicht das Ende", murmelte er. Kurz darauf fiel ich in einen traumlosen Schlaf.

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Irgendwann wurde ich wach und merkte, dass Jorge seine Arme um mich gelegt hatte. Draußen war es stockduster. Ein Blick auf den Wecker verriet mir, dass es 02.18 Uhr nachts war. Kein Wunder, ich bin gegen späten Nachmittag eingeschlafen.
Mein Magen meldete sich, da ich großen Hunger hatte. Immerhin hatte ich als Mittagessen nur ein Brötchen und kein Abendessen. Also befreite ich mich aus Jorges Griff und tappte in die Küche, um mir ein Brot zu schmieren. Ich war extra leise, da seine Eltern ihr Zimmer direkt über der Küche hatten.
Als ich gemütlich mit einem warmen Kakao und einem Brot mit Nutella am Essenstisch saß, ging plötzlich das Licht an, welches ich absichtlich ausgelassen hatte. "Tini?"

~Julia


Jortini - Die Freundin meines BrudersOù les histoires vivent. Découvrez maintenant