~13~

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Am nächsten Morgen bin ich immer noch sehr müde, obwohl ich so lange geschlafen habe. Ich habe viel geträumt und bin immer wieder aufgewacht. Ich liege nun auf Lukes Oberkörper und konzentriere mich auf seinen Herzschlag, während er mit seinen Händen langsam meinen Rücken hoch und runter fährt.

Irgendwann klopft Liz an der Tür und fragt, ob wir mit den anderen Frühstücken wollen. ''Ja, wir kommen sofort.'' antwortet Luke für uns beide. Als seine Mutter den Raum wieder verlassen hat, stehen wir auf und ich schlüpfe wieder in Lukes Jogginghose. Er zieht sich ein T-Shirt über und gemeinsam gehen wir nach unten, um mit seiner Familie zu frühstücken.

Nach dem Frühstück machen Luke und ich uns auf den Weg zum Laden. Dort wollen auch die anderen drei Jungs hin kommen. Als wir ankommen, steht Calum schon vor der Tür. Da der Laden montags eigentlich geschlossen ist, kommt er natürlich nicht rein. Die Jungs kommen aber auch nicht hier her, um neue CDs zu kaufen, sondern sie haben Bandprobe. Denn da keine der Eltern Lust auf Drums und Gitarre im Haus haben, hat Lukes Onkel gesagt, dass der Laden den Vieren zur Verfügung steht. Seitdem ist er auch wenig im Laden. Er sagt, er vertraut Luke und den Jungs. Sie würden es schon schaffen, ein paar CDs zu verkaufen, während sie Bandprobe haben. Und auch sonst ist er wenig da, sagt Luke. ''Ich habe aber kein Problem damit. Ich liebe den Laden. Ich vergesse alles um mich herum, wenn ich hier bin. Außerdem habe ich dich hier kennengelernt.'' fügt er hinzu. Nach einer halben Stunde warten, kommen auch Michael und Ashton. ''Sorry! Wir haben die Zeit vergessen.'' entschuldigt sich Ashton. ''Warum entschuldigst du dich immer noch? Ihr seit eh immer zu spät.'' lacht Calum. ''Stimmt...'' gibt Michael ebenfalls lachend zu. Dann kommen die beiden auf mich zu und begrüßen mich. ''Gibt's was neues?'' fragt Mikey. ''Ja...leider.'' antworte ich. ''Oh, was ist passiert?'' ''Mark wohnt jetzt schon bei uns, Mum und Mark wollen heiraten...in drei Wochen. Und Mark hat Luke geschlagen...'' ''Was?'' ''Jap.'' Ich schlucke und verkneife mir die Tränen. Ich will nicht schon wieder weinen. Ich will einfach mal Spaß haben. Und Luke hat Recht: Immer wenn ich etwas mit ihm mache, bin ich glücklich. Ich vergesse einfach alles um mich herum. Ich lebe im Moment. Und sobald Mama dazu kommt wird es scheiße. Sie holt mich zurück in die Wirklichkeit. Sie zeigt mir, dass ich nicht in dieser glücklichen Welt lebe. Ich sollte keine Zeit mit den Jungs verbringen. Ich gehöre nicht hier her, ich ziehe die Vier runter...Auf einmal drehe ich mich wie automatisch auf dem Absatz um und stürze auf die Straße. Ich renne nach rechts, weg von zu Hause und höre, wie Luke mir hinterherruft: ''Annie! Warte verdammt! Was ist los?'' Doch ich ignoriere ihn. Immer weiter laufe ich die Straße entlang und biege irgendwann auf einen kleinen Pfad, von dem ich weiß, dass er in einen Wald führt. Ohne zu zögern laufe ich in den Wald, vom Weg ab und durch die Bäume. Luke ruft immer wieder nach mir, seine Stimme wird jedoch allmählich leiser. Als seine Rufe ganz verklungen sind, kauere ich mich auf den Waldboden zusammen. Den Rest des Tages verbringe ich weinend und zitternd im Wald. Als die Sonne untergeht und es langsam dunkel wird, überkommt mich die Angst. Ich weiß nicht, wo ich bin und bin zu erschöpft, um aufzustehen. Nicht einmal mein Handy habe ich dabei. Mutlos und voller Angst sinke ich in mich zusammen.

Jedes Geräusch schreckt mich auf und je dunkler es wird, desto mehr Angst bekomme ich.

Plötzlich höre ich es aus der Ferne im Laub rascheln und mache mich noch kleiner. Auf einmal höre ich Stimmen ''Scheiße man, ihre Mutter hasst mich eh schon. Was ist wenn wir sie nicht wiederfinden?'' Das ist Luke! ''Luke!'' rufe ich, so laut ich kann und höre, wie die Schritte schneller werden. Ich hebe meinen Kopf und sehe Luke und Michael auf mich zu kommen. Erleichtert atme ich auf, während Luke neben mir auf die Knie fällt und mich an sich drückt. ''Oh mein Gott, Annie. Ich bin so froh, dich wieder zu haben! Warum bist du weggelaufen? Was habe ich getan?'' Auf einmal fühle ich mich schlecht und fange an zu weinen. ''Shhhh Annie. Alles ist gut. Ich bin jetzt bei dir.'' beruhigt er mich und küsst meine Haare. Ich höre, wie Michael jemanden anruft: ''Wir haben sie gefunden...Ja...Wir kommen wieder zum Laden...Bis gleich.'' Dann wendet er sich zu Luke und mir: ''Ich habe den anderen beiden Jungs Bescheid gesagt. Annie, fühlst du dich stark genug zu laufen?'' ''Nicht wirklich'' keuche ich. ''Wir kriegen das schon hin Michael. Wir tragen sie abwechselnd.'' Ich höre Lukes Stimme immer leiser und merke, wie ich langsam einschlafe. Das Letzte, was ich mitbekomme, ist, dass einer der beiden mich auf den Arm nimmt und langsam losgeht.

depressed. l.h. (Teil 1)Where stories live. Discover now